sabrell hat geschrieben:
Die Mär vom Anheben der Schulter durch ein wenig Handspiel läßt sich auch ums Verecken nicht ausrotten :)
Oh Mann bin ich froh, dass hier einige auch dieser Ansicht sind. Ganz losgelöst von Schöneich. Bei uns im Stall ist seit einigen Monaten nämlich auch eine Bereiterin, die den Leuten erklärt, dass sie durch Anheben der inneren Hand die innere Schulter des Pferdes anheben können. Ich habe ernsthaft versucht, mir das erklären zu lassen, aber jegliche Erklärungsversuche erschienen mir nicht einleuchtend. Meine etwas provokante Frage, ob ich beim Anheben beider Hände dann folgerichtig die gesamte Schulter des ca. 600 kg schweren Tieres anhebe und damit endlich das gewünschte Absenken in der Hinterhand erreiche, wurde natürlich nur belächelt.
Ich kenne auch nur den Lehrsatz: Die hohe Hand zäumt das Pferd eng, die tiefe Hand lässt das Pferd steigen (natürlich steigen im Genick).
Meine Überlegungen sind folgende: Wenn ich ein Tier von ca. 600 kg habe und ich mit meinen geschätzten 60 kg und für die Ausrüstung (Sattel, Stiefel etc.) noch einmal 5 kg ansetze, dann sitzen also 65 kg auf einem 600 kg Pferd und zwar nicht "mittig", sondern viel näher an der Schulter als am Popo. Durch Anheben meiner inneren Hand soll also das Pferd seine Schulter, auf der ein Großteil des Gewichts lastet, anheben und freier bekommen. Sorry, wo wird denn dann die ganze Last getragen?
Schlumpfine schreibt, dass durch das Anheben einer Zügelhand und die daurch erfolgende Druckentlastung der Zunge das Pferd zum Kauen angeregt und damit im Genick lockerer werde und sich dadurch besser fallen lassen könne. Hääääää? Wieso jetzt fallen lassen, ich dachte das Pferd richtet sich dadurch mehr auf - kommt also in der Schulter mehr hoch?

verwirrt bin
Außerdem - wie schon Rocket-Star geschrieben hat - mir fällt keine Gebissart ein, die sich nicht komisch verkantet, wenn man sie nur an einer Seite anhebt. Und wir reden hier ja immerhin von mehreren cm, die das Gebiss angehoben wird. Egal ob einfach- oder doppelt gebrochen, die Winkelung des Gebisses wird negativ verändert. Bei einem Stangengebiss (Kandare) würde man ja sogar durch Anheben der einen Seite die andere Seite herunterdrücken und damit den Druck auf die empfindliche Zunge einseitig verstärken.
Sorry, ich kann es wirklich nicht verstehen, obwohl ich mir viele Gedanken zu diesem Thema gemacht habe. Mein RL lässt mich nur ganz selten mal die innere Hand ein bißchen anheben. Z. B. beim Schulterherein, wenn sich das Pferd im Genick verwirft. Diese Korrekturhaltung wird aber maximal 2 - 3 Tritte benutzt und dann wird die Hand wieder dahingestellt, wo sie hingehört. Das erscheint mir auch logisch, weil ich die Wirkung des Anhebens des Gebisses auf das Genick (platt gesagt: auf den Kopf des Pferdes) nachvollziehen kann, aber dass man damit Anheben der gesamten Pferdeschulter - mit all dem Gewicht, der auf ihr lastet - erreichen kann, will mir einfach nicht einleuchten.
Falls hier jemand mitliest, der mir das erklären kann, fände ich es toll. Bisher bleibe ich allerdings bei meiner Meinung, dass ein Anheben der Schulter durch Anheben einer Zügelhand schlichtweg nicht möglich ist.
Dies ist aber kein wissenschaftlich belegtes Ergebnis, sondern lediglich meine persönliche Meinung, die ich aus der praktischen Erfahrung und den obigen Überlegungen gezogen habe.
Snoeffi