Ich möchte nun nicht als Klugsch... er gelten, aber Kopper schlucken keine Luft, sondern sie "rülpsen" sie hoch - das ist zumindest die Definition, die ich lernte. Dass bei einer höheren Menge an produzierter Magensäure das Rülpsen Erleichterung bringt, haben vielleicht Leute, die schon mal Sodbrennen hatten schon festgestellt.
Dass Koppen vererbt wird, ist zwar nun umstritten, aber ich möchte es gerne insofern relativieren, dass es sehr intelligente Pferde gibt, die sich schneller "ein Hobby" zulegen, als andere und Intelligenz vererbt sich nun tatsächlich auch. Unser Tierarzt vertritt sogar die Meinung, dass Kopper ausnahmslos gute Sportpferde sein könnten, denn wenn ein Pferd lernt zu koppen, lernt es auch alles andere leichter.
Warum Pferde koppen, darüber gibt es viele Theorien, denn tatsächlich habe ich selbst zwei Kopper gezüchtet aus unterschiedlichen Müttern, aber vom gleichen Hengst (der aber nicht koppt) und beide wurden nicht abgesetzt, sondern blieben bei den Müttern, lebten immer ein einer Herde mit gleichaltrigen Spielkameraden, verbrachten den kompletten Sommer auf der Weide und bekommen, wenn sie aufgestallt sind, dreimal täglich Futter und zuvor immer Heu ... aber im Winter stehen sie auf einem Sandpadock und dort mag ich kein Heu füttern, weil sie es dann aus dem Sand fressen und dabei eben auch Sand mit aufnehmen. So bekamen die Pferde eben zwischen Frühstück und Mittagessen kein Futter, was der natürlichen Futteraufnahme eines Pferdes widerspicht und insofern wird ständig Magensäure gebildet, weil ein Pferd eigentlich nonstop fressen würde, aber die wird nicht gebraucht, wenn das Pferd vier Stunden lang kein Futter bekommt.
Es ist also meine Schuld, dass die beiden Pferde koppen. Wir haben inzwischen das Fütterungskonzept insofern geändert, als dass die Pferde zwar nach dem Frühstück gegen 9 Uhr raus dürfen, aber gegen 12 wieder reinkommen und dann bis 15 Uhr drin bleiben, um dann nochmal bis 18 Uhr draußen bleiben zu dürfen und dann wieder reinkommen, damit sie genügend Heu fressen können und die futterfreien Zeiten sich verkürzen.
Nun könnte man natürlich auch feststellen, dass von acht unserer Stuten nur zwei koppen, also die anderen sechs Pferdedamen ja auch nicht zu koppen begannen, obwohl die Voraussetzungen die Gleichen waren oder sind, aber tatsächlich gibt es eben empfindlichere Pferde und diese Sensibilität in jeder Beziehung vererbt sich natürlich tatsächlich - insofern könnte man schon behaupten, dass Koppen sich vererbt, aber im Prinzip ist es eben eher die Intelligenz und Sensibilität, die in die nächste Generation gelegt wird.
Erfahrungen mit Kopper-OPs habe ich auch, allerdings ist dies wieder das Ursache und Wirkung-Prinzip, denn wer schraubt schon die Birne aus dem Warnlämpchen, wenn es blinkt und damit anzeigt, dass zuwenig Öl im Auto ist, um das Problem zu lösen? Ähnlich sehe ich das mit der Kopper-Op, denn es werden Muskelpartien im Bereich hinter den Ganaschen entfernt - dadurch wirkt es dann, als hätte die Unterhalslinie eine Tendenz zum Unterhals, weil hinter den Ganaschen quasi ein "Loch" entsteht - und damit kann das Pferd diese Muskeln nicht mehr anspannen, um Luft hochzurülpsen. Es gibt aber solche, die trotzdem Wege finden, auch ohne diese muskuläre Unterstützung zu koppen und auch bei den Pferden, die danach das Koppen lassen, hat sich eigentlich nicht die Ursache des Problems, sondern nur seine Auswirkung gelöst.
Wenn das Koppen einen Hinweis auf Magenprobleme liefert, sollten die zuerst behandelt werden und wenn das Koppen eine Stressreaktion ist, dann hilft es dem Pferd nicht, wenn es nicht mehr koppen kann, aber der Stress ihm trotzdem weiterhin Magenprobleme bereitet.
Schwierig ist es natürlich, dass beim Koppen Endorphine, also Glückshormone ausgeschüttet werden und das ist also wie mit dem Rauchen ... sie machen süchtig, weil sie kurzfristig das Wohlbefinden steigern und einem Pferd das Koppen abzugewöhnen, das sich Glücksmomente damit verschafft, ist fast nicht möglich. Es gibt zwar homöopathische Wege, wenn man über das Ansprechen des Konstitutionstypes die Eigenschwingung verändern kann, aber einen durchschlagenden Erfolg hatte ich damit bislang auch noch nicht. Gewiss kann man durch Offenstallhaltung, eine homogene Herde, in der sich ein Pferd wohlfühlt und nicht gemobbt wird, durch dauernde Heufütterung oder Weidehaltung, durch die Vermeidung jedweder Art von Stress (dazu gehört auch, das Pferd aus der Herde zu nehmen, um mit ihm zu arbeiten) und durch die kurmässige Zufütterung von Säurepuffern (Bullrich-Salz) eine Besserung erreichen, denn damit schafft man dem Pferd ein Umfeld von Wohlbefinden, aber wer mag schon aufs Reiten verzichten?
Zu meinen Idolen und Lehrern gehörte nun aber auch Fredy Knie sen. und der sagte einmal, dass wir dem Pferd die Lebensfreude nehmen, wenn wir es seiner Freiheit und seines freien Willens berauben, damit es uns dient und dass es darum unsere Pflicht ist, ihm diese Lebensfreude auf eine andere Art wieder zurückzugeben, indem wir es mit der Arbeit mental ausgleichen und glücklich machen.
Das Koppen wird sich ein Pferd dadurch nicht abgewöhnen, aber wenn es glücklicher ist, dann schadet ihm auch sein "Hobby" nicht, denn Heilen bedeutet: Die Gedanken in die Freude zu lenken
Aber da es sich auch nur um meine Meinung handelt und nicht um eine allgemeingültige Wahrheit, würde ich natürlich jemandem, der ganz offensichtlich Bedenken hat, sich einen Kopper oder ein kopperoperiertes Pferd zu kaufen, auch nicht raten, dieses Pferd in Erwägung zu ziehen, denn die Sorge des Besitzers ist es, welche die Pferde vielfach krank macht ... oder wie es mein Tierarzt einst formulierte: "Man kann ein Pferd auch krank kucken".
Ich persönlich würde jederzeit einen Kopper kaufen, aber unsere Pferde stehen im eigenen Stall und ich habe keine Sorge, dass sich ein anderes Pferd das abkuckt. Ich füttere auch selbst und kann auf die Befindlichkeiten jedes Pferdes eingehen - im Einstellerstall wird das schwieriger, denn schon der Umstand, dass ein Kopper vielleicht zuletzt gefüttert wird und das ungeduldige Warten Stress verursacht, respektive die Vorfreude die Magensäure fließen lässt, kann sich ungünstig auswirken.
_________________  Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub (Antoine de Saint Exupéry)
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