baura hat geschrieben:
und hat nun folgende Fragen:
von hinten nach vorne an die Hand? Was ist damit gemeint?
Rücken aufmachen? wie muss ich mir das vorstellen?
Schwung? was ist das? Wofür brauch ich das?
Geraderichtung? also ich reite oft geradeaus, aber auf dem Zirkel nicht.
in der Rippe zu? nicht genügend durchzieht? kann ich mir leider gar nichts drunter vorstellen. Erklär das mal.
Wie hat singvogel so schön gesagt, die Lady aus Arizona will das _wirklich_ gerne mal wissen! *giggel*...
Mal so laienhaft formuliert, damit es auch ein Laie verstehen kann.
Was Geraderichtung ist, wird die Dame wohl gerade noch selber wissen. Denn dass schmalere Vorhand auf die breitere Hinterhand eingespurt werden muss, indem man die Schulter leicht nach innen führt, damit das Pferd nicht an der inneren Vorhand vorbei läuft, ist wohl in jeder Reitweise identisch. Oder gibt es Pferde, deren Vorhand gleich breit oder breiter als die Hinterhand ist?
Rücken aufmachen ist auch überall gleich. Die Dornfortsätze wölben sich nach oben und außeinander, womit sich eine aufgewölbte brückenartige Tragestruktur bildet, die dazu führt, dass das Reitergewicht "gesünder" getragen werden kann, als wenn der Rücken hängt, was zu einem Hängebrückenkonstrukt führt - insbesondere bei den s.g. Kissing Spines (was übrigens einige Hochleistungspferde haben, die aber wegen korrektem Reitens damit kein Problem haben) für die Pferde sehr unangenehm. Wie erreicht man das, ist dann wohl die nächste Frage. Auch in Theorie recht einfach. Beim jungen und schwach bemuskelten Pferd, nur über das Senken des Halses aus dem Widerrist heraus, damit die Bänderstruktur, die über die Wirbel hinweg geht, auf Zug kommt, und so die Wirbel aufgerichtet werden. Beim gut bemuskelten Pferd kann die Muskulatur diese Arbeit übernehmen, weswegen wir nur ein solches Pferd in gesunder Aufrichtung reiten können.
Von hinten nach vorne ist etwas komplexer und hat mit der natürlichen Vorhandhandlastigkeit des Pferdes viel zu tun. Damit die zusätzliche Last des Reiters auf der Vorhand getragen werden kann, muss die Vorhand des Pferdes leicht werden, was nur geht, wenn es hinten mehr Last aufnimmt. Eine Hinterhand, die aber nicht aktiv nach vorne fusst, wird immer hinten rausstehen und kann per se schon mal keine Last aufnehmen. Daher wünschen wir uns eine aktive Hinterhand (ja, auch im richtig guten Jog fußen die fleißig ab), die unter den Schwerpunkt tritt. Sobald diese HH aktiv ist, haben wir in der Regel einen Vorwärtsimpuls, der durch den Körper des losgelassenen Pferdes, durch an und abspannende Muskeln (hier kommt der Schwung übrigens ins Spiel) bis in die Reiterhand (über Zäumung und Zügel) fließt. Das Pferd sucht aktiv die Anlehnung, um vorne an der weichen Hand leicht abfedern zu können und stellt nicht den Kopf irgendwie hin, während es den Rücken wie eine Hängebrücke durchhängen lässt. So ist der Reiter auch in der Lage, Kontrolle übers Genick zu haben, kann sein Pferd jederzeit ins V/A schicken oder in die Arbeitshaltung oder Aufrichtung holen.
Am Schwung war ich ja schon dran. Wird gerne vom barocken Lager falsch verstanden, als mächtige, schwungvolle Tritte und Sprünge. Schwungvoll und schwunghaft ist aber nicht das gleiche. Schwung per se bedeutet nur, dass die Muskulatur rhytmisch an- und abspannt, die Hinterhand aktiv abfußt, und der Impuls durch das Pferd nach vorne und dann wieder in die Reiterhand zurück fließt.
Eine Rippe, die nicht nachgibt, kann sich sicherlich selbst ein Nichtreiter gut vorstellen. Das Pferd ist einfach nicht locker genug in der seitlichen Muskulatur und lässt keine seitliche Biegung zu bzw. drückt evlt. aktiv gegen das seitwärtstreibende Bein. Trifft bestimmt auch jede Reitweise.
So, jetzt könnt ihr mir gerne erklären, was ich alles falsch dargestellt habe. Aber ich glaube, unsere Freundin aus der Prärie wird sich mit etwas Abstraktionsvermögen schon was drunter vorstellen können. Habe versucht, möglichst wenig FN Kauderwelsch zu verwenden, sondern normale Sprache. Ergänzungen sind herzlich willkommen.
Übrigens Randbemerkung: Bei BB darf man nur am Lehrgang teilnehmen, wenn man ein Pferd mitbringt, dass alle Seitengänge im Schritt und Trab beherrscht. Brauch ich also mit einer Remonte auch nicht aufkreuzen. Und mein subjektiver Eindruck war, dass er sich bei den Reitern inzwischen auch sehr unterschiedlich viel Mühe macht. Sieht er ein Pferd, das ihm gefällt, macht es ihm gleich viel mehr Spaß und er legt sich mehr ins Zeug. Das Syndrom gibt es also auch außerhalb der FN.