... und jetzt geht´s endlich wieder bergauf
Ende September
Am letzten Septemberwochenende kam mein Pferd mit einem gaaaanz leicht dicken Bein von der Wiese - am nächsten Tag: Bein richtig dick und Pferd stockelahm.
Es stand fest, dass es irgendwas im Bereich zwischen Fesselträger und oberflächlicher Beugesehene unter dem VWG sein musste - was genau konnte man nicht erkennen und für Ultraschall wars die ersten Tage zu dick. Blutuntersuchung -> Medikation eingeleitet
Oktober
Nach drei Tagen im Schritt lahmheitsfrei, im Trab noch leichtes Nicken erkennbar, weitere drei Tage später auch im Trab annäherend lahmheitsfrei, und Bein endlich dünn genug, um Ultraschall zu machen.
Die Befürchtung von "Sehne" erhärtete sich nicht: Sehne völlig ok, ABER starke Einblutungen - es war eine Ader gerissen. Also handelte es sich um ein Hämatom. Durch die große Menge an Blut, das sich im Bein verteilte, bestand die gefahr für Verklebungen der Sehnenfasern. Es schied völlig aus, sie so wieder auf die Weide zu lassen, da sie sich durch das Rumtoben mit Sicherheit das Bein ruiniert hätte. Also: von jetzt an 2-mal täglich je 1 Stunde Schritt auf hartem Boden, geradeaus (also: Straße). Bei einem Pferd, das es a) gewohnt ist, täglich als Herdenboss als erste auf die Wiese zu kommen, b) ein unglaubliches Bewegungsbedürfnis und c) unheimlich viel Willensstärke hat, kein Vergnügen...
November
Das Bein wurde gaaaanz langsam dünner, aber es blieb eine deutliche Schwellung zurück. Außerdem war es noch immer viel wärmer als das Andere - trotz Spritzen mehrmals wöchentlich. Erneute Untersuchung: Im Gewebe hatten sich Bakterien eingenistet. Quasi ein "Einschuss von innen" Deutliche Besserung kam nach mehreren lokalen Injektionen. Ich führte weiterhin zweimal täglich eine Stunde Schritt (Beschäftigungszeit für dieses Pferd alleine insgesamt inclusive Versorgung des Beins und vorbeugender Säuberung der Hufe gegen Strahlfäule 5 Stunden täglich)
Dezember
Das Bein blieb noch immer etwas dicker und wärmer als das Andere. Eine weitere umfangreiche Untersuchung ergab schließlich: Das Bein ist soweit wieder ok - die verbleibende Schwellung liegt in der Schulter begründet: Aus irgendeinem Grund - möglicherweise durch die Verspannungen durch Fehlbelastung in der akuten Phase - hatte sich der Muskel so sehr verhärtet, dass es zu einem Lymphstau im Gewebe kam. Steigerung des Bewegungspensums: Trab, steigernd auf 15 Minuten, ansonsten wie gewohnt 2mal täglich 1 Stunde Schritt. [Nebeneffekt: Steigerung meines Wadendurchmessers um 2 cm und eine interessante Sammlung an Frostbeulen an den Oberschenkeln]
Nachdem es nach dem Schneefall spiegelglatt und gefährlich geworden war, verlegten wir die Bewegung in die Halle - da die Sehne jetzt nicht mehr akut gefährdet war, war der Hallenboden ok.
Januar
Allmählich streikt mein Körper - die Mehrbelastung (ich hab ja auch noch den anderen, der bewegt werden will) zehrt an Nerven und Kraft - die Sorge ums Pferd tut ihr Übriges. Ich würde am liebsten den ganzen Tag nur noch schlafen - geht aber nicht, ich muss ja führen/longieren und Geld für den Tierarzt verdienen

Als letzten Behandlungsschritt gab es dreimal Akkupunktur - das Bein ist seitdem ab und zu schon genau so kalt wie das Andere, aber noch immer - wenn man´s weiß - kaum merklich dicker. Das wird wohl noch länger so sein, und das ist auch ok laut Tierarzt. Der Schultermuskel ist inzwischen viel besser - zum Bewegungspensum kam Galopp dazu - dafür fällt Trab erstmal weg. In diesem Fall ist der Galopp weniger belastend. Tatsächlich: Nach dem Umstieg von Trab auf Galopp ist das Bein noch mal wieder dünner geworden.
Februar
Heute bin ich sie zum ersten Mal wieder geritten. Zwar hauptsächlich Schritt, nur zwei gaaaanz kurze Galopp-Reprisen, aber immerhin. Und sie war soooo toll! Obwohl sie mit Sicherheit am liebsten rumgebockt hätte, konnte ich sie am langen Zügel ganz entspannt durch die Halle tapern lassen (während das Pferd, das mit uns in der Halle war, sogar öfter mal grunzte und etwas bockte), beim Antraben hatte sie so viel Schwung, dass ich am liebsten gar nicht aufgehört hätte, und beim Galoppieren waren die jeweils ersten paar Galoppsprünge sogar gut gesetzt.
Das Bein war danach wie immer - ich hoffe, es sieht morgen früh auch noch gut aus...
Letztendlich stellt sich die Frage nach der Henne und dem Ei...
War zuerst die Blockade in der Schulter, wodurch das Bein unten geschwächt wurde und es zur Reißen der Ader kam - oder waren da zuerst die Bakterien in der Venenwand, die diese porös machten und somit das Hämatom herbeiführten - oder war es doch ein banales Hämatom durch einen Schlag, und der Rest ist dann als Folge hinterher gekommen? Keine Ahnung, aber ich hoffe, dass dieser Alptraum bald vorbei ist und mein armes Pferd auch im Frühjahr endlich wieder auf die Wiese kann...
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Man spricht viel von Aufklärung und wünscht mehr Licht.
Mein Gott, was hilft aber alles Licht, wenn die Leute entweder keine Augen haben oder die, die sie haben, vorsätzlich verschließen?
(G. C. Lichtenberg, 1742 - 1799)
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