Der ein oder andere hat es sicherlich schon in den Dressurstudien gelesen. Philippe Karl braucht mal wieder Aufmerksamkeit und verfasste folgenden Brief:
http://www.philippe-karl.com/534/Deutsch/Unterschriftenliste.html
Zitat:
27.03.2009
An die Leitung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung FN
Sehr geehrte Damen und Herren,
bedingt durch die zunehmende Professionalisierung des Reitsports und den wachsenden Druck wirtschaftlicher Zwänge hat sich die offizielle Reitlehre in den letzten 30 Jahren drastisch verändert.
Als Grundlage für die Ausbildung der Reitlehrerinnen und Reitlehrer sollte sie gleichzeitig das beste Vorbild klassischer Pferdeausbildung bieten. Stattdessen ist die Dressur zu einer oberflächlichen, von Zwang geprägten Ausnutzung der Pferde verkommen. Ein sehr hoher Prozentsatz der Pferde bezahlt dafür den Preis – unter den nahezu gleichgültigen Blicken der zuständigen Autoritäten.
Auf jedem Ausbildungsniveau, von den nationalen reiterlichen Vereinigungen bis hin zur FEI, haben die Richter nach und nach das Unannehmbare zur Norm werden lassen – sei es aus Unwissenheit oder Gefälligkeit. Dieser tragische Irrweg ist weltweit zu beobachten. Er führt, vom ethischen und ästhetischen Standpunkt aus betrachtet, zu einem schwerwiegenden kulturellen Rückschritt. Die Reihen derer, die diese Art der Reiterei ablehnen, werden von Tag zu Tag größer.
Die Deutsche Reiterliche Vereinigung FN nimmt in der Welt des Dressursports eine führende Position ein. Aufgrund dieser maßgebenden Rolle wäre es an ihr, sich an die Spitze einer Reformbewegung zu setzen, die ihr nur zur Ehre gereichen kann.
Es wäre illusorisch zu glauben, dass eine geschickte Umformulierung der Ausbildungsskala, eine Ergänzung mit einigen wohlklingenden Floskeln zur „Harmonie“, „Gymnastizierung“ oder „klassischen Reitkunst“ ausreichen könnten, um eine wirkliche Kursänderung zu bewirken. Hier sind nachvollziehbare, klare und einfach in die Praxis umsetzbare Regeln gefordert, die es erlauben würden, gleichzeitig die Pferde zu schützen, Zuwiderhandelnden das Handwerk zu legen und eine wahrhaft pferdefreundliche Ausbildung zu fördern.
In diesem Sinne möchte ich der Deutschen Reiterlichen Vereinigung FN vorschlagen, die folgenden konkreten Punkte in ihr Reglement aufzunehmen.
1. Ob an der Longe oder unter dem Sattel sind am Gebiss befestigte Hilfszügel verboten. Die Longe muss stets in einen Kappzaum eingeschnallt werden.
2. Bei der täglichen Arbeit wie auf dem Turnier sind eng zugeschnallte Reithalfter verboten. (Dagegen muss es erlaubt sein, ein Pferd auf dem Turnier ohne Reithalfter vorzustellen.)
3. Die Überprüfung des Pferdemauls ist systematisch unmittelbar vor dem Einreiten zu jeder Prüfung durchzuführen. Jegliche Verletzung des Pferdemauls führt zur Disqualifikation.
4. Weist ein Pferd Sporenverletzungen auf, wird der Reiter disqualifiziert.
5. Das Einrollen des Pferdes (Stirn-Nasen-Linie hinter der Senkrechten) wird bei jeder Lektion mit einer Note von maximal 3 sanktioniert.
6. Blockierte Kiefer, hochgezogene oder herausgestreckte Zunge und Zähneknirschen werden bei jeder Lektion mit einer Note von maximal 4 sanktioniert.
7. Die Dehnungshaltung (lang gestreckte Haltung, bei der die Mähne annähernd waagerecht verläuft und die Stirn-Nasen-Linie vor der Senkrechten bleibt) wird Teil jeder einzelnen Dressuraufgabe, in allen drei Gangarten und auf beiden Händen.
8. Der Schritt wird wieder als vollwertige Gangart in die Prüfungen aufgenommen, wobei er zumindest in den Aufgaben auf E-, A-, L- und M-Niveau bis zu 30 Prozent der Punktzahl ausmachen muss.
Die Lateralisierung des Schritts (Schritt wird passartig) führt zur Disqualifikation.
9. In den Jungpferdeprüfungen wie den Auktionen sind die jungen Pferde in allen drei Gangarten in Dehnungshaltung vorzustellen, wobei der Reiter im Trab leichtzutraben hat.
Hochachtungsvoll,
Philippe Karl