Bazooka hat geschrieben:
Man kann sowohl artgerecht groß werden lassen wie in Ruhe das Baby auf seine späteren Aufgaben vorbereiten. Das eine tun und das andere nicht lassen.
Genau da liegt für mich der Hund begraben- die wenigsten können das. Meine 2 jährige läuft von Mitte April bis Anfang November in einer Herde von 9 Pferden (2 ältere Stuten, 4 2-jährige, 3 Jährlinge). Sie stehen auf riesigen, abgelegenen Weiden. Ich werde da weder zwischen drin, "belästigt" von anderen neugierigen Jungtieren mit ihr "rumtüddeln", noch traue ich mir zu, sie dort zu seperieren. Und ich denke das brauche ich auch nicht, denn die sind wirklich gut beschäftigt, haben einen Fluss zum planschen, weite Wiesen zum toben und spielen, Büsche und Bäume zum Knabbern und Schubbern, sie springen über Äste und über den Fluss, haben ihre Rangeleien und haben Herden-intern genug Aufgaben. Jeden Tag kommt ein Mensch, gibt ihnen Mineralfutter, streichelt und kratzt sie und alle paar Wochen kommen 6 Menschen, jeder nimmt 1-2 Pferde ans Halfter und führt sie 1-2 Kilometer weiter über Land, wo es eine neue Wiese und neues zu entdecken gibt- und das geht absolut problemlos- die folgen ganz brav, die ältere Leitstute gibt ihnen Sicherheit und sie verbinden den Menschen ja nur mit positivem.
bluesky hat geschrieben:
Und die Pferde mit denen die ganzen Tüddeleien (am besten noch Dominanztraining usw.) gemacht werden, die sind beim anreiten un d im Umgang (zumindest meiner Erfahrung nach) eher schwieriger als die von den meisten Züchtern, mit denen einfach gar nichts gemacht wird.
Kann ich so absolut unterschreiben. Wirklich richtig gemacht, bei trotzdem guten, altersgerechten Haltungsbedingungen mag ja eine solche - ich nenne es mal "ausgebaute Grunderziehung"

, vielleicht Vorteile bringen, aber ich kenne, bis auf sehr wenige Ausnahmen, nur negative Beispiele. Gerade Pferde die "zu dicht" am Menschen aufgewachsen sind sind oft büffelig, tricksen mehr, machen "spielerisch" Dinge die auch mal nicht so lustig sein können, haben weniger Respekt. Vielleicht rührt es daher, dass manche es dann eben zu gut gemeint haben mit ihrem "Baby". Gut gemeint ist eben oft das Gegenteil von gut gemacht und gerade bei Jungpferden muss man schon sehr genau wissen was man macht/Erfahrung haben.
Pferde die artgerecht, natürlich mit Menschenkontakt, aber eben eher sporadisch, aufgewachsen sind, lernen in einer vielschichtigen, gut sozialisierten Herde, die genügend Anreize in ihre Umgebung erhält die wichtigsten Dinge, nämlich den Ranghohen zu folgen, sich unterzuordnen, "soziales Geschick", Selbstbewusstsein und mit verschiedenen Einflüssen/Situationen umzugehen. Sie kennen Menschen nur aus postiven Zusammenhängen und die Male, wo es mal etwas neues gab (wie Schmied, neue Weide), waren alle sehr ernsthaft bei der Sache und es gab keine Möglichkeit, sich zu widersetzen. Davon profitiert der spätere Reiter/Pfleger absolut. Und ich finde ehrlichgesagt nichts trauriger als ein Pferd, das später als Reitpferd nicht ohne den Menschen sein kann- und davon gibt es genug.
Meine bekommen dann, wie gesagt 2 1/2 jährig nochmal ein halbes Jahr lang "Grundschule" und Vorbereitung im heimatlichen Stall, bevor der Ernst des Lebens beginnt. Bin damit immer gut gefahren.
Ich stelle meine Pferde weg zum Aufzüchter meines Vertrauens, natürlich bleibt mein "Spaßfaktor" mit meinem Pferd da zurück, da diese tolle Haltungsform mein Pferd für mich weniger verfügbar macht aber "wahre Liebe wartet"

Und ich denke für mein Jungtier ist es eine wundervolle Jugend und einen Kulturschock kann ich dann immernoch vermeiden, wenn sie ein halbes Jahr vorm Anreiten mit "mehr" konfrontiert wird.