Ich muss sagen, über manche Meinungen hier bin ich doch sehr erstaunt. Insbesondere für ein Pferdeforum. Was hier teilweise anklingt ist ein bisschen wie "Warum willst du denn M reiten, es reicht doch, wenn er dir die Hufe gibt." oder halfterführig ist, wenn mein Gaul mich auf seinem Weg zum nächsten Grasbüschel nicht über den Haufen rennt. Oder aber ihr hattet und habt alle immer selbsterziehende Pferde und Hunde gehabt. Ich kann es mir nicht so recht vorstellen.
Einen 100% zuverlässigen Hund zu haben, den ich aus allen Lebenslagen abrufen kann, der ruhig und gesittet an jeglichem Außenreiz vorbei geht und sich dabei an seinem HF orientiert, ist harte Arbeit. Sowas fällt nicht vom Himmel. Je nach Charakter und Temperament des Hundes, je nach Reizempfänglichkeit, mag dabei das eine oder andere eine größere oder kleinere Herausforderung sein. Aber von allein passiert da nix. Die einzige Erklärung, die ich noch habe, ist, dass erfahrene Pferdemenschen möglicherweise instinktiv schon viel mehr auf den Hund einwirken und korrigieren, als ihnen bewusst ist. Ansonsten
Und was bitte soll ein Familienhund sein? Mein Hund ist ein Hund. Thats it. Mit allen Anforderungen und Bedürfnissen, die ein Hund so mit sich bringt. Familienhunde gibts nicht. Das einzige, was mir zu einem Familienhund noch einfallen würde, wäre, dass der ganz besonders gut erzogen sein müsste, da man selten zwei Hände und den Fokus alleinig auf dem Hund haben kann, selbst wenn es die Situation gerade erfordert. Und weil es unpraktisch ist, wenn der Hund den Kinderwagen umschmeißt. Oder dem Kind das Eis aus der Hand klaut. Oder sich über das Kind her macht, dass gerade den langen Weg im Garten hingeschlagen ist. Oder das Spielzeug verschluckt, das noch rumlag.
Woher kommt diese Idee vom unbedingten und ganz allgemeinen Bedürfnis nach Sozialkontakten beim Hund? Das gibt es nicht. Das gibt es beim Hund noch sehr viel weniger als bei uns Menschen - und schon bei denen gibt es sehr viele, denen (zu) viel Sozialkontakt ein Graus ist. Und bei Hunden ist es nicht anders. Trotzdem scheint sich diese Theorie mythengleich in den Köpfen der Leute zu halten. Ähnlich wie der angebliche Welpenschutz. Ich verstehe wirklich nicht, woher solche Vorstellungen kommen? Vielleicht kann es mir ja jemand erklären.
Auch verstehe ich nicht, wie man auf den Gedanken kommt, die Hundehaltung von vor 30 Jahren mit der Hundehaltung von heute zu vergleichen? Dass das bei der Pferdehaltung nicht funktioniert, dürfte doch jedem klar sein. Ist bei der Hundehaltung genauso. Gilt eigentlich für alles. Vor 30 Jahren war das Leben anders.
Genauso kann ich die Hundehaltung im ländlichen Raum, in dem sich Lexi bewegt, doch kaum mit den Bedingungen und Umständen für die Mehrheit aller in Deutschland gehaltenen Hunde vergleichen. Deren Realität sieht völlig anders aus. Genauso wie die heutige Klagefreudigkeit der Menschen und die Verantwortung und Haftbarkeit als Hundehalter. Wenn ich hier bei uns einen Hund vor dem Kinderspielplatz anbinde, steht in 10 Minuten das Ordnungsamt auf der Matte und fragt, ob mir der Hut brennt.
Ein gut erzogener Hund, der keinen Menschen stört und im Idealfall nicht mal "bemerkt" wird, ist das, was ich als Hundehalter meinem Umfeld schuldig bin. Wenn das jemand anders sieht, ist das legitim - ich muss mich ja nicht an seiner Stelle mit anderen auseinander setzen. Ich will einfach meine Ruhe. Und die erreiche ich am ehesten, in dem ich andere auch in Ruhe lasse.
Sollte ich jetzt irgendwas vergessen, überlesen oder nicht beantwortet haben, tuts mir leid. Is etwas lang geworden und ich hab den Überblick verloren
aintsch hat geschrieben:
Hallo zusammen,
ich lese hier beim Hundethema interessiert mit und stelle fest, dass ich keine Ahnung von Hunden habe, was mir bisher gar nicht so klar war

Klärt mich mal auf: Weswegen vermeidet man bei Welpen den ungesteuerten Sozialkontakt mit anderen Hunden, und welchen Unterschied macht es, ob die Hunde angeleint sind oder nicht? Und eine ganz andere Frage, über die ich neulich gestolpert bin (seit Hinz und Kunz sich Welpen angeschafft hat, tauchen ganz neue Fragen auf). Wenn man mit eigenem jungem Hund in die Wohnung einer anderen Familie kommt und der Hund daraufhin allein erstmal alle Zimmer erkundet - seht ihr das kritisch? Eine Freundin von mir, bei der das mit einem besuchenden Hund so war, fand das nicht gut und interpretierte es so, dass der Hund dadurch direkt abgesteckt hat: meins - auch meins - und das hier gehört mir auch. Fand sie kritisch, vor allem, weil in der Wohnung auch zwei Kinder wohnen. Wie seht ihr das?
Viele Grüße
aintsch
Ich versuche mal es zu erklären. Ungesteuerten Sozialkontakt vermeidet man immer. Egal, ob Hund, Pferd, Kind. Niemand käme auf die Idee, jeden in einen Kinderwagen tatschen zu lassen. Keiner käme auf die Idee, den Hengst "mal schnuppern zu lassen" - er will ja nur mal hallo sagen. Im Grunde kannst du alles das, was man beim Pferd lassen würde, eins zu eins auf den Hund übertragen - und zwar aus den gleichen Gründen. Warum manche glauben, bei Hunden gälten andere Regeln
Ob angeleint oder nicht, macht vor allem im Hinblick auf das Verletzungsrisiko einen Unterschied. Selbst wenn der Kontakt wirklich absolut freundlich abläuft und beide gerne spielen wollen, du hast ruckzuck Leinensalat. Das kann dann dazu führen, dass die Situation kippt, weil die Bewegungsfreiheit plötzlich eingeschränkt ist und du hast eine schicke Beißerei. Oder aber, die verknoteten Hunde holen einen der Besitzer von den Füßen, oder oder oder.
Im Idealfall laufen also beide Besitzer, wenn sich die Hunde noch gar nicht kennen, mit den angeleinten Hunden eine Weile zusammen. Wenn sie es dann einschätzen können, dass das ganze harmonieren könnte und die Hunde Bock aufeinander haben, lässt man sie ohne Leine zusammen. Spielen sie zusammen, wunderbar. Mobbt einer den anderen, trennt man ruhig und zügig und geht in Ruhe mit wieder angeleinten Hunden auseinander.
Ungefragt zu angeleinten Hunden lässt man noch aus sehr viel mehr Gründen nicht:
Der Hund könnte krank sein.
Der Hund könnte ansteckend sein.
Der Hund könnte verletzt sein.
Der Welpe hat evtl noch keinen ausreichenden Impfschutz.
Der Hund hat Angst.
Der Hund hat Schutztrieb.
Der Hund ist leinenaggressiv.
Das lässt sich quasi endlos fortsetzen.
Und was diese Hunde, die in andere, angeleinte Hunde reinbrettern tun, ist im Grunde folgendes: du stehst mit ein paar Freunden in lockerer Runde zusammen und unterhältst dich. Plötzlich kommt ein Wildfremde, rempelt euch mit den Ellenbogen kumpelhaft an, nötigt dir einen Handschlag auf, stellt sich in die Mitte und reißt das Gespräch an sich. "Unhöflich" ist da noch eine nette Umschreibung, oder?
Zu der letzten Frage: kein Welpe strebt die Weltherrschaft an. Der war einfach neugierig und hat die Umgebung erkundet, in der er da gelandet war. Sonst gar nichts. Was hätte er denn sonst tun sollen? Wenn man das nicht möchte, muss man das kommunizieren. Am besten dem Halter und dieser dann seinem Hund. Oder man macht schonmal alle Türen zu, wo Hund nicht rein soll, dann ist der Aktionsradius kleiner.