Ich habe mir den Ritt angesehen und bin wirklich geschockt.

Da sitzt eine völlig hysterische und aufgelöste Frau auf dem Pferd, mit null Einfühlungsvermögen, zerfressen vom Ehrgeiz und mit unzureichenden Reitkenntnissen. Das ist doch kein ländlicher Wettkampf sondern Olympia!
Wenn ich hinten Druck mache, weil ein unsicheres Pferd sich nicht in den Parcour traut, muss ich im richtigen Moment vorn auch mal loslassen. Wo soll das Pferd denn sonst hin?
Als das Pferd aus der Ecke raus war, ist es zunächst doch noch halbwegs vernünftig gesprungen trotz der schlechten Reiterin oben drauf. Man kann es dem Tier nicht verübeln, dass es irgendwann den Dienst quittiert, wenn es am inneren Zügel durch die Wendungen gezogen wird und mehrfach unpassend an den Sprung geritten wird.
Ja, das Pferd war kein Selbstläufer und die Reiter haben nur 20min, um die Pferde kennenzulernen. Aber das ist bei den normalen Studentenreitturnieren auch nicht anders. Auch da hatte ich mal das "Pech" ein Pferd zugeteilt zu bekommen, das nicht mal mit der Vorreiterin vernünftig gesprungen ist und mit der Reiterin aus der anderen Manschaft auch 3mal gestanden hat. Trotzdem bin ich nicht flennend auf das Pferd gestiegen, sondern habe versucht Ruhe in die Situation zu bringen und das Pferd bestmöglich zu unterstützen. Alles andere macht in dieser Situation ohnehin keinen Sinn. So kamen wir dann auch ohne Fehler durch den Parcour. War nicht ganz flüssig, aber das Pferd musste dafür nicht verhauen werden und hatte am Ende zumindest wieder etwas Vertrauen.
Grundsätzlich finde ich Pferdewechsel eine gute Idee, um den besten Reiter zu ermitteln. Ich kann mich nicht erinnern, beim CHIO beim Pferderwechsel solche Bilder gesehen zu haben.
Mein Verbesserungsvorschläge für den Modernen Fünfkampf wären: Jeder Reiter reitet 2x. Die erste Runde auf seinem eigenen Pferd, in der zweiten Runde wird dann nach dem Losverfahren ein Pferdewechsel vorgenommen. So reiten sie eventuell zu Hause mal regelmäßig und die Hemmungen sind deutlich größer, so mit seinem eigenen Pferd umzugehen. Darüber hinaus würde ich dem Reitergebnis in der Endauswertung mehr Gewicht geben. Es ist wie in der Dressuraufgabe: Wenn Lektionen doppelt gewertet werden, üben die Reiter es auch besser.
Und wenn die liebe Bundestrainerin sich beschwert, dass es in Rio schon die gleichen Probleme bei einer anderen Deutschen gab, dann sollte man ggf. mal die Ausbildung ihrer Reiter überdenken!