Ich würde gern mal ein Thema mit euch diskutieren oder mir Anregungen holen. Kann jetzt etwas länger werden. Vielleicht steh ich mir da auch grad selbst im Weg oder setze Prioritäten, die jetzt einfach noch nicht passen.
Thema Aufsteigen und Stehen. Ein Pferd, das erst dann losgeht, wenn ich das möchte, ist für mich essentiell. Das hat vor allem mit der Sicherheit beim Fahren zu tun, deshalb müssen alle, die bei uns in der Ausbildung sind, als erstes Stehen lernen. Das geht am Besten erstmal immer an derselben Stelle, mit Konsequenz und sukzessivem Verlängern der Situation. So lange, bis Akzeptanz und Entspannung eintreten. Mein Mann hat an der Stelle schon einen Hocker stehen, das ist dort, wo auch immer anspannt wird, damit die Verknüpfung erfolgt. Er sitzt dann auf dem Hocker hinter dem Pferd, Doppellonge in der Hand, und wartet, wartet, wartet. Das ist eine geniale, wenn auch aufwändige Vorbereitung zum ersten Anspannen. Die Pferde stehen dann einfach tiefenentspannt vor dem Wagen und warten in Ruhe ab, was passiert und wann es losgeht. Nur mal als Beschreibung des Versuchsaufbaus. Beim Reiten ist es mir einfach unbequem, wenn ich ein Pferd habe, hinter dem ich mit einem Fuß im Steigbügel herlaufen muss, oder das schon mal losgeht, während ich mich da oben noch sortiere. Das ist ein No-Go, und wird von Anfang an konsequent unterbunden. Außerdem möchte ich, dass es für die Pferde keinen Unterschied macht, ob ein Reiter aufsteigt oder eine Kutsche hintergehängt wird. Es muss einfach stillgestanden werden. Punkt.
Nun hatte Dotti leider keinen so guten Start in ihre Reitkarriere mit ihrer "Profi-Bereiter-Grundausbildung". Das typische, wir schmeißen mal alle Ausrüstungsgegenstände ruck-zuck ans Pferd, klinken die Longe ein, zentrifugieren bis es müde ist, holen uns einen Helfer, der das Pony einklemmt, schnallen den Kopf auf die Brust und reiten im Stechtrab los. Unnötig zu sagen, dass Stillstehen in dem Szenario nicht vorkommt. Das Pony hatte mit all dem erheblichen Stress, das war für sie wie ein Überfallkommando. Sie kam als ein einziger verkrampfter Muskel zu mir. Vieles konnten wir sehr schnell abstellen und beheben, und ihr Vertrauen in das, was ein Reiter mit ihr anstellen möchte, wiederherstellen oder soweit ausbauen, dass ich jetzt nach gerade einmal 4 Monaten ein Pony habe, dass sich entspannt putzen und ankleiden lässt, das Mundstück der Trense von alleine aufnimmt und beim Satteln auch keinen Herzinfarkt mehr kriegt. Beim Reiten habe ich eine Remonte, die sich im Schritt und Trab vertrauensvoll an die Hand dehnt. Alles hübsch.
Nur das Aufsteigen... Relativ schnell konnte ich das auch alleine, aber ihr Stresspegel ist immer noch sehr hoch. Anfangs hat sie bestimmt 10 Min gebraucht, bis sie in einen halbwegs entspannten Schritt gefunden hat. Jetzt sind wir bei 10 m, und dann ist es gut. Und damit sind wir eben beim Problem Stehen. Sie hält immer noch die Luft an beim Aufsitzen und möchte dann sofort los, um die Spannung loszuwerden. Wenn ich über die Hand interveniere ist sie sofort im alten Modus. Kein Zügelkontakt klappt aber auch nicht, alleine die Stimme akzeptiert sie nicht, obwohl wir an der Longe viel Halten und Stehen üben. Das Kommando kennt sie also bestens. Wenn jemand einfach nur am Kopf steht hält sie es aus und bleibt da, aber auch mit Suche nach Halt und Trost. Sie ist rangniedrig, und sucht immer Halt und Unterstützung bei Bezugspersonen. Ich mache vor dem Aufsitzen Abkauübungen, die nimmt sie auch an und dehnt sich, aber sobald ich den Fuß auf die Aufstieghilfe setze, ist sie innerlich in Alarmbereitschaft. Ich lasse den Zügel bewusst relativ lang mit wenig Verbindung. Wenn ich zu kurz fasse tendiert sie ins Rückwärts oder spannt noch mehr. Und natürlich hat sie noch Balanceprobleme, aber welches Jungpferd hat das nicht, wenn der Reiter oben die Statik durcheinanderbringt.
Sie ist kein büffeliges Pferd, das einfach das Kommando nicht akzeptiert, es ist offensichtlich, dass sie immer noch viel Stress damit hat. Der Versuch, mehrfach hintereinander auf- und absteigen hat es bisher nicht besser gemacht. Was ich allerdings noch nicht versucht habe, ist Ab- und wieder Aufsitzen im späteren Verlauf der Arbeitseinheit. Hat noch jemand andere Ideen? Kekse sind für mich keine Option. Es ist ein Pony, das eh schon dazu neigt, überall Essen zu suchen, das möchte ich nicht weiter fördern.
_________________ Though nothing, will keep us together We could steal time, just for one day We can be Heroes, for ever and ever.
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