Wenn ich eins in 30 Jahren Pferde gelernt habe inzwischen ist es auch: Die Pferde durch mehr Futter / Energie spritziger zu bekommen funktioniert in den seltensten Fällen. Zumindest wenn sie vorher normal dick waren und ausreichend Makro- und Mikronährstoffe in der Ration hatten. Genau da würde ich ansetzen. Du brauchst nicht mehr Energie sondern die richtige Rationsgestaltung. Vom reinen Energiegehalt würde Deinem Pferd offenbar rationiertes Heu reichen. Ggf. fehlt da dann aber was an Mineral / Nährstoffen oder das Eiweiß- Energieverhältnis, Aminosäureprofil etc passt nicht. Das kann man dann versuchen mit einem guten Mineral- oder Zusatzfutter zu verbessern. Dafür müsstest Du aber tatsächlich erst mal das Heu analysieren lassen um zu wissen was ggf. fehlt bzw. zu viel ist. Wenn das Heu dahingehend ungünstig ist und noch dazu sehr energiereich ist, ist es halt immer extrem schwer da überhaupt was zu optimieren in der Gesamtration solange man viel davon füttert. Sprich am Ende wird die Lösung bei Dir vermutlich nur über Heu rationieren oder "kargeres Rauhfutter" beschaffen gehen oder Du musst sie extrem viel mehr schaffen lassen als jetzt um den Energieverbrauch hochzusetzen.
Meine war ja auch immer ein Kandidat, den man zum Jagen tragen musste, noch dazu ziemlich stumpf geritten. Ich habe über die Jahre ALLES an Hochleistungs-Müslis, Zusatzfutter, Ölen etc im Markt getestet. Das Zeug war jetzt in den letzten 2 Jahren Gold wert um sie rund zu halten, nachdem die Zähne nicht mehr so dolle waren, aber es hat 0,0 an der Motivation geändert. Der Durchbruch bei uns kam übrigens erst als das Pferd über 20 und nicht mehr voll sportlich belastbar war. Da ist bei mir der Knoten im Hirn geplatzt und ich habe jegliche Ambition das Pferd korrekt dressurmäßig zu gymnastizieren und sie dabei mitunter ordentlich zu gängeln damit sie mehr von hinten mittritt, den Rücken aufmacht etc, begraben. Ich hab sie einfach nur noch in der Halle bewegt, große Linien im Trab und Gallopp, viele Seitengänge im Schritt, bin ins Gelände am langen Zügel und locker über paar kleine Reihen galoppiert. Hab einfach mit dem gearbeitet, was sie mir von sich aus angeboten hat, auch wenn man damit bei nem FN Richter nicht gut weggekommen wär. Und nach einiger Zeit ist die plötzlich mega aufgeblüht, ging frisch vorwärts, hat sich angeboten und war die letzten 2-3 Jahre wenn man sie mal wieder dressurmäßig gearbeitet hat fast schon übermotiviert und zu viel am voraus denken. Die war auf einmal fast schon rittig und es war ein Jammer, dass der Körper dank der Arthrose nicht mehr mitgespielt hat. Sie war insgesamt bis zuletzt eher der ruhige Typ, aber das muss man eben im Zweifel einfach akzeptieren.
Warum ich das erzähle? Weil ich heute zuerst an meiner eigenen Einstellung und meinem Perfektionismus beim Reiten ansetzen würde und nicht mehr beim Futter, am Sattel etc. (Grob falsches Equipment und Fütterung sowie gesundheitliche Probleme natürlich außen vor.). Im Endeffekt hab ichs immer nur gut gemeint und wollte sie korrekt reiten, um sie lange gesund zu halten. Das Pferd hatte dabei aber offenbar komplett dicht gemacht und auch in seinem Alltag auf Durchzug gestellt. Sie war im Alter plötzlich viel mehr auf mich bezogen, die Bindung viel besser. Ich glaube das ist bissl wie bei Kindern. Ich hab ihr früher unterschwellig quasi permanent signalisiert, dass sie nicht gut genug ist und ich nicht zufrieden bin. In dem Moment als ich innerlich gesagt hab: Du bist wie Du bist und ich mag Dich genau so, lief es plötzlich. Schade, dass ich das nicht 10 Jahre früher geschnallt hab
