Ich schreib jetzt hier mal auf, wie es meiner Katze so ergeht... Falls sich in ein paar Jahren oder so doch nochmal jemand (so wie ich gerade ;-)) für dieses Thema interessiert. Mich interessieren ja eigentlich auch Langzeiterfahrungen, aber wie so oft in Foren findet man diese dann recht selten, weil die Leute mit den Jahren nicht mehr schreiben.
Meine Katze Betsy ist 7 Jahre alt und eine Britisch Kurzhaar. Ich hab sie seit 5 Jahren.
An einem Freitag im Oktober war sie morgens kurz auf dem Balkon und als ich los wollte zur Arbeit hab ich sie rein gerufen und sie kam rein geflitzt in Richtung Wohnzimmer. Plötzlich gab sie, sitzend, ein richtig übles Klage-MIAU von sich (dieses "maaaaooooo", Katzenbesitzer kennen das), ihre Vorderpfoten glitten auseinander und dann lag sie da, irgendwie ohnmächtig, nicht ansprechbar. Ich war mir sicher, das war's, die stirbt gerade. Voller Panik hab ich an ihr rumgerüttelt, rumgehorcht, hab schon nach der A. femoris zum Puls fühlen gesucht und vor meinem inneren Auge eine Reanimation durchgeführt (war schon mal bei Hund und Katze dabei). In dem Moment hat sie sich schon wieder berappelt, steht auf, guckt, alles ganz normal... Ich war aber nicht normal, ich hatte so eine Panik! Also Telefon her, Tierarzt anrufen, hoffentlich hat er Notdienst... Praxis zu, zieht dieses Wochenende um. Ok, Mist. Da Betsy zwischenzeitlich auch gefressen hatte, hab ich erstmal versucht klar zu denken. Das Ergebnis war: ich fahre jetzt zur Arbeit, hole meinen Laptop, fahre wieder heim, ruf meinen Chef an, arbeite von Zuhause und beobachte die Katze. Als ich wieder zu Hause war, war immer noch alles normal, aber mich hat dieser "Anfall" einfach nicht los gelassen, also hab ich mich entschieden, in einer Tierklinik anzurufen und ich durfte auch zwei Stunden später gleich kommen.
Die klinische Untersuchung ergab schon ein lautes Herzgeräusch und anhand des Geräuschs auch gleich den Verdacht HCM

Der Herzultraschall hat dann die Diagnose leider bestätigt. Glücklicherweise ist die Krankheit in einem sehr frühen Stadium, der linke Vorhof ist nur ganz leicht vergrößert, es besteht kein Smoke oder sonstige Anzeichen für eine Thrombenbildung. Ein Röntgenbild wurde auch gemacht, das war zum Glück unauffällig. Das Herz ist nicht vergrößert und in der Lunge ist kein Wasser. Herzrhythmus ist auch unauffällig. Wie das alles mit dem "Anfall" am morgen zusammen passen könnte, kann man nur vermuten (kleiner Thrombus, der irgendwo was verstopft, aber nicht beschädigt hatte...). Die TÄ hat gesagt, dass es sein kann, dass die HCM nur ein Zufallsbefund ist und nicht der Auslöser der Situation am Morgen. Muss man alles weiter beobachten. Nichtsdestotrotz ist sie halt da.
Betsy bekam Medikamente verordnet: 1/4 Tbl. des Betablockers Atenolol 25mg pro Tag sowie 1/4 Tbl. ASS 100mg 2x pro Woche zur Gerinnungshemmung. In zwei Wochen sollten wir nochmal kommen zur Kontrolle.
Als wir wieder zu Hause waren war ja an Arbeit sowieso nicht mehr zu denken, also hab ich Urlaub genommen und als medizinisch super Interessierte natürlich alles zu dieser Krankheit recherchiert. Dabei bin ich auf eine Studie gestoßen ("FATCAT" heißt sie), bei der festgestellt wurde, das ein anderes Medikament, nämlich Clopidogrel, ASS in der Gerinnungshemmung bei Katzen, die bereits eine Thrombose erlitten hatten, wesentlich überlegen ist, also eine erneute Thrombose besser verhindern kann. Die Autoren wiesen darauf hin, dass diese Ergebnisse nicht ohne weiteres auf Katzen, die noch keine Thrombose hatten, übertragen werden können, aber für mich ist es einfache Logik, dass das so sein muss. Ich hab mir dann von einer befreundeten Tierärztin (die aber leider zu weit weg wohnt für eine Behandlung) bestätigen lassen, dass dort bei HCM auch Clopidogrel gegenüber ASS bevorzugt wird und als ich dann noch festgestellt habe, dass die Kleintierkardiologen an der LMU in München auch Clopidogrel verwenden, war mir klar: das will ich für Betsy auch

Als ich beim Kontrolltermin danach fragte war das auch gar kein Problem. Die TÄ sagte sie verschreiben das nicht so gerne, weil das so große und bittere Tabletten sind und es damit öfter Akzeptanzprobleme gibt und sie glauben auch nicht an die Überlegenheit gegenüber ASS. Betsy frisst in Leberwurst aber alles und jetzt bekommt sie schon seit drei Monaten jeden Tag 1/4 Clopidogrel und den Betablocker in ihr winziges Mäulchen und bisher ist alles super. Ich hoffe sehr, dass es so bleibt. Am 4.1. haben wir einen Termin zum Kontrollultraschall und ich hoffe, dass danach mein Haustierarzt übernehmen kann, denn der ist wesentlich näher dran. Sie wird wohl so alle halbe Jahre zur Kontrolle müssen.
Ich hoffe sehr, dass meine kleine Kuschelmaus damit trotzdem alt werden kann! <3