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Also erstmal ist Soja kein "Wundermittelchen", sondern ein lange verwendetes und bekanntes Zusatzfutter. Wundermittelchen sind für mich hochwertig verpackte Billigprodukte, welche zu horrenden Preisen vertickt werden. Ich denke, dass kann man bei Soja nicht sagen. Ich kaufe Kontrakte mit Preisen von um die 300 €/ t inklusive Frachtgebühren (je nach Marktlage +/-).
Jetzt muss man sagen, dass 100g Soja zwar 0,5 kg Hafer vom Eiweißgehalt her entsprechen, sich aber das Aminsäuremuster schon stark unterscheidet. Bierhefe hat ein sehr gutes Aminosäuremuster, aber an Soja kommt nichts vorbei. Dabei ist ja nicht nur das bloße Vorhandensein, sondern auch die Umsetzbarkeit für den Organismus entscheidend.
Bedenkt man zudem, dass Getreide den pH-Wert im Magen absenkt und dadurch die Gefahr von Magengeschwürbildung bzw. die Förderung eines magengeschwürfreundlichen Milieus gefördert wird, ist das Ziel eindeutig möglichst wenig Getreide zu füttern. De facto müsste man um die gleiche Menge Aminosäuren zu erhalten wesentlich mehr Hafer füttern, als Soja. Damit meine ich nicht, dass man Hafer komplett ersetzen sollte, aber Soja stellt eine sehr gute Ergänzung dar, da man trotz geringerer Futtermenge wichtige Muskelbausteine zur Verfügung stellen kann.
Sicherlich ist Soja kein Futter für jedes Pferd, aber taktierende Stuten, stark beanspruchte Sportpferde und auch senile Rentner können definitiv von einer Sojafütterung profitieren. Auch jungen Pferden im Wachstum bietet Soja eine gute Grundlage. Ich sehe zudem keinerlei Hindernis im Einsatz bei schwerfuttrigen Reitpferden oder jenen, die sich mit dem Muskelaufbau schwer tun. Wie gesagt muss die Fütterung kein Dauerzustand sein, aber mit den genannten exemplarischen 100g ist man von einer drastischen Überversorgung, die die Leber etc. belastet weit weg

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Zu der eiweißarmen Fütterung... Das Problem ist nicht zwangsläufig, dass das Futter wenig Eiweiß hergibt, sondern die Pferdehalter. Noch vor 10 Jahren habe ich nie etwas über Magengeschwüre beim Pferd gelesen. Mittlerweile kann man es sowohl im Internet, als auch in diversen Reitsportmagazinen ständig lesen. Selbst Kliniken und Futtermittelhersteller veröffentlichen Artikel darüber. Ähnliches ist mit Eiweiß zu beobachten. Natürlich gibt es einige nordische Rassen, die tatsächlich knapp gehalten werden müssen, aber eine Vielzahl der Leute bildet sich seine Meinung nicht anhand seines Pferdes, sondern anhand dessem, was ihm vorgegeben wird. Wenn immer wieder über gefährliche eiweißbedingte Erkrankungen berichtet wird und zunehmend Futter (da die Nachfrage ja entsprechend mitwächst) mit dem Zusatz "eiweißreduziert" beworben wird, dann denkt der Durchschnittsverbraucher, dass das ein gängiges Problem zu sein scheint. Sprich, viel zu wenige beschäftigen sich mit der Fütterung oder viel mehr ihrem individuellem Tier. Sie kaufen, was es gerade chices zu kaufen geht und der Trend zu extrem eiweißreduzierten Müslis etc. ist definitiv da. Kommt dann noch dazu, dass das Pferd billiges Heu vom bestenfalls 4. Schnitt bekommt oder Allergiker ist und sein Heu ausgewaschen bekommt, na dann ist das Problem schnell dar. Und geht man nun noch davon aus, dass man evtl. auch mal ein Pferd mit einem starken Stoffwechsel hat oder tatsächlich mal einen Reiter, der sein Tier regelmäßig vernünftig arbeitet, dann steigt der Bedarf ja grundsätzlich an und die Differenz zwischen Soll und Ist vergrößert sich immer mehr. Gerade in den Sportställen wird ja zudem auch gerne sehr wenig Heu verfüttert. Die Pferde sollen sportlich aussehen und wenn sie dafür auch mal hungern müssen. Dass die Muskeln aber nunmal auch Futter brauchen ist vielen dabei gar nicht so bewusst.
Und um noch mal auf die Schweine zurück zu kommen

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1) Ja, heranwachsende Tiere haben einen erhöhten Bedarf. Viele ältere Pferde aber auch. Es wurde nie was anderes gesagt

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2) ja, Schweine sollen Muskeln aufbauen, aber Pferde haben auch eine genetische Veranlagung im Bezug auf die Muskulaturausprägung. Nicht vergleichbar mit einem Mastschwein, aber man kann ein und das selbe Pferd schon sehr unterschiedlich aussehen lassen.
3) Das ist richtig. Deshalb schrieb ich, dass man sich mit Rationen bzw. dem Bedarf auseinandersetzen sollte. Wer das Optimum rausholen möchte, der muss auch bedarfsgerecht füttern, aber das ist in der Pferdehaltung bzw. besonders im Hobbybereich ein echtes Problem. Landwirte agieren da meist wesentlich zielgerichteter, weil es am Ende einen enormen Unterschied macht, ob man gut kalkulieren kann oder nicht. Wer sein Geld durch unnötige Fütterung herausballert ist meist nicht lange im Geschäft. Um am Ende etwas raus zu haben bei dem Geschäft gehört halt schon etwas Know-How dazu, aber das ist halt der signifikante Unterschied zwischen Gewerblich und Privat.
4) Ich denke wir wissen alle, dass unsere heutige Haltung und Fütterung alles andere als Pferdegerecht ist. Wir leben nunmal nicht in einer Steppe und das Pferd muss sich notgedrungen anpassen. Das heißt nicht, dass man es dem Pferd nicht so leicht wie möglich machen sollte, aber dennoch ist es nur bedingt machbar. In den meisten Betrieben wird drei mal täglich gefüttert. Dem zur Folge ist eine permanente Futteraufnahmemöglichkeit meist nicht gegeben. Das Pferd soll/ muss mit wenigen Gaben versorgt sein und da verweise ich wiederum auf die Magenproblematik, welche quasi erfordert, dass man sich überlegt, wie man inhaltlich viel mit möglichst wenig Volumen verpackt ins Pferd bekommt. Sicherlich ist das alles nicht übers Knie zu brechen und trifft nicht auf jeden zu, aber insgesamt ist schon eine starke Tendenz dahingehend zu erkenne. Wie gesagt Soja, ist sicherlich nicht das Allheilmittel und auch nicht pauschal für jedes Individuum geeignet, aber insgesamt kann es eine sehr effiziente Ergänzung darstellen.