Hier schonmal Teil 1:Was lange währt, wird endlich gut, oder so ähnlich

Hier jetzt mal ein paar Infos und Fotos zu meinem Alm-Sommer.
Ich wusste nicht so genau, wohin damit, wollte aber deswegen keinen neuen Thread eröffnen, deshalb schreib ich es jetzt hier dazu.
Das Kurz-Fazit: Es war sehr anstrengend, aber es hat mir persönlich unglaublich gut getan!
Ich beschreibe euch mal meinen Tagesablauf, dann bekommt ihr vielleicht eine etwas genauere Vorstellung. Zuerst aber noch zu unserer Alm:
Die Alm liegt auf 1800hm und umfasst ein Weidegebiet von 135ha. Zu unserem Vieh zählten 12 Milchkühe, sechs Schweine, fünf Pferde und ein Fohlen, 25 Ziegen, 18 Kälber, 30 Jungkühe und 9 Mutterkühe plus ihre Kälber. Achja, und zwei Katzen, die uns mitunter ganz schön auf Trab gehalten haben. Neben der Versorgung der Tiere und der Herstellung von Butter und Käse zählte die Bewirtung von Wanderern zu unseren Hauptaufgaben. Da man zu unserer Alm über eine Schotterstraße hinauffahren konnte, wurde das insbesondere von Familien mit Kinder sehr gerne genutzt, da man von uns aus unseren Hausberg (den Schuhflicker) in entspannten 1,5h besteigen konnte. Der Bauernhof, zu dem unsere Alm gehört, hatte Ferienwohnungen und somit waren die Bauersfamilie den Sommer über komplett mit der Versorgung der Hausgäste und den weiteren anfallenden Arbeiten auf dem land- und forstwirtschaftlichen Betrieb beschäftigt. Die Arbeit auf der Alm lag somit nahezu gänzlich in der Hand von zwei Sennerinnen und einer Praktikantin. Nur an Stoßtagen wie Feiertags oder an Sonntagen kam die Bauersfamilie hoch, um im Ausschank zu helfen.
Der Tag von der zweiten Sennerin (Caro, 19 Jahre) und mir begann um 5.00h morgens. Für Caro ging es in den Milchverarbeitungsraum, für mich ab in den Stall zu den Kühen. Nachts standen die Milchkühe im Stall, das restliche Vieh stand den ganzen Sommer über draußen. Nach dem Melken habe ich den Stall sauber gemacht, die Schweine gefüttert und rausgelassen und die Kühe ein Stück weg von der Alm auf das Weidegebiet getrieben.



Im Anschluss an die Stallarbeit, so ca gegen 07.00/07.30h habe ich Caro bei der Käse und Butterverarbeitung geholfen. Wir haben zwei Sorten Käse hergestellt: Schnittkäse nach Art eines Tilsitters und Sauerkäse, eine regionale Spezialität aus Magermilch, der ohne Zusatz von Kultur und Lab hergestellt wird. Dazu natürlich noch Butter und Joghurt, Topfen (Quark) und einen Weichkäse, den wir in Öl und Gewürzen eingelegt haben. Am Anfang haben wir täglich ca. 150l Milch verarbeitet. Im Laufe des Sommers wurde die Milch dann aufgrund des geringer werdenden Futters auf den Almwiesen auch weniger. Etwa gegen 07.00h ist auch unsere Praktikantin aufgestanden und hat beim Putzen der Küche, der Gästetoiletten und beim Vorbereiten der Brotzeiten für die Wanderer geholfen. Da wir je nach Wetter zwischen 80 und 140 Gäste bewirtet haben, musste wir den Aufschnitt für die Brotzeiten schon morgens aufschneiden. Eine weitere Aufgabe der täglichen Morgenroutine, die im Laufe des Sommers an Zeit zunahm, war die Pflege des Käses. Sauerkäse ist recht unkompliziert, der mag es einfach warm, trocken und mit viel Luft und muss täglich nur 1x gewendet werden. Nach vier Wochen ist er auch schon reif. Schnittkäse dagegen ist etwas anspruchsvoller: Wenn er ganz frisch ist, wird er die ersten Tage von Hand mit Salz eingerieben. Später wurde er jeden zweiten Tag mit Salzwasser geschmiert und gewendet. Die tägliche Käsepflege dauerte zu unseren Hochzeiten jeden Tag 1,5h.

Etwa gegen 9h gab es meisten Frühstück. Das war die beste Zeit des Tages, einfach mit eine halbe Stunde hinsetzen, essen und nichts tun. Das hat allerdings oft genug nicht so funktioniert. Denn unser besagter Hausberg, der Schuhflicker, bietet einen wunderbaren 360 °C Rundumblick. Da man zu uns mit dem Auto hochfahren konnte, haben das viele Leute gerne genutzt und in der Früh eine Wanderung gemacht, um den (zugegebenermaßen wirklich sagenhaften) Sonnenaufgang zu betrachten. Im Anschluss daran sind sie zu uns zum Frühstück gekommen. Oft genug musste ich unsere Praktikantin aus dem Bett werfen, wenn mal wieder eine Gruppe Wanderer um halb Sieben vor der Tür stand und ich noch beim Melken und Caro noch am kasen war.
Nach dem Frühstück war dann etwas Luft für verschiedene Aufgaben wie Wäsche waschen, unsere Privaträume putzen, Kräuterfrischkäse herstellen, Weichkäse einlegen, usw. Ein großer Aufgabenteil, der mir oblag, war die Kontrolle der restlichen Tiere. Jeden zweiten bis dritten Tag bin ich los, um all unsere Tiere zu zählen und zu salzen. Im Idealfall habe ich dafür 1,5h gebraucht, aber wenn man mal wieder ein Rind nicht direkt gefunden hat, dauerte es natürlich prompt länger. Dabei habe ich aber wiederum unser Almengebiet bestens kennen gelernt.






