Kleine Zusammenfassung, damit ihr euch überlegen könnt, on ihr den ganzen Text lest: Es geht um Hufrollensyndrom Stufe "soscheißenichtmehrklassifizierbar", MRT und Nervenschnitt
Hallo ihr,
ich möchte mich bei euch einreihen und suche gern Menschen mit ähnlichen Problemen am Pferd zum Austausch.
Ich schreibe über Ferris, einen 2003 geborenen Hannoveraner.
Angefangen hat alles 2015, Ferris war vorne rechts lahm. Nachdem sich auch nach einer Zeit mit Schmerzmitteln und Boxenruhe keine Besserung einstellte wurde also ein Röntgenbild angefertigt, könnte ja was mit der Hufrolle sein. Ergebnis: Nö, alles schick, sieht aus wie bei einem 5-jährigen. Keine Ahnung, was das Pferd hat, ich soll in eine von meinem Haustierarzt empfohlene Klinik fahren, er kommt da nicht mehr weiter. Ok, gesagt getan. In der Klinik: erneut Röntgen der Hufstrukturen sowie Ultraschall, nix auffällig, Pferd würde nur schief auffußen wegen der Hufstellung, deswegen liefe der so komisch. Müsste man mal die Trachten kürzen... Ich, mit zwar etwas Hintergrundwissen, aber wenig "praktischer" Erfahrung mit chronisch lahmem Pferd, hab natürlich alles machen lassen, was mir vorgeschlagen wurde, also raspelte der Klinikschmied Ferris die Trachten runter... Metacam gab's dann mit, weil der könnte jetzt ein bisschen fühlig laufen... Wenn ich das so schreibe, glaube ich selbst kaum, dass das wirklich passiert ist, aber so war es tatsächlich. Heute würde das von meiner Seite aus anders laufen.
Natürlich war Ferris dann richtig lahm... In der Annahme, dass es ihm jetzt vermutlich auch das Fahrgestell ordentlich verzogen hat (was sollte er denn auch sonst haben?!), habe ich eine Tierärztin mit physiotherapeutischem Hintergrund geholt. Nee, am Huf hat der nix, das sieht eher aus als käme das von der Schulter. Bisschen rumgedrückt und rummassiert, Pferd zufrieden, aber immernoch lahm.
Eine gute Freundin gab mir dann den Tipp, noch einen anderen Tierarzt zu konsultieren, der bei ihrem Pferd nach langem Hin und Her auch endlich die richtige Diagnose gestellt hatte und sehr auf Lahmheiten spezialisiert war. Also holte ich den und tatsächlich... Nach erneuter Lahmheitsdiagnose (jetzt wusste ich dann auch, was ein "Wendeschmerz" ist usw.) und erneutem Röntgen u. a. des Strahlbeins (also das dritte Mal!) gab es eine Diagnose: man würde es zwar kaum erkennen, aber wenn der was hat, dann ist es leichte Hufgelenksarthrose. Dieser Tierarzt war auch der erste und einzige, der festgestellt hat, dass Ferris eine Wahnsinnsentzündung im Hufgelenk hatte. Beim Punktieren des Gelenks schoss der Rotz nur so heraus. Es gab Cortison/Hyaluronsäure ins Gelenk und zwei Wochen Boxenruhe, dann erneut gucken.
Nach zwei Wochen tat sich nicht viel, also gab's eine erneute Injektion, die nächste dann nochmal zwei Wochen später und zwei Mal erneut jeweils vier Wochen später. Dass es so langsam voran geht sei kein gutes Zeichen, sagte man mir damals schon. Nach insgesamt 4 Monaten Boxenruhe mit Schritt führen ging es endlich voran, Ferris war lahmfei und blieb es, bis auf wenige Ausnahmen, die man auch als Taktstörung hinnehmen könnte, zwei Jahre lang auch. Lediglich 2017 gab's nochmal eine Injektion, die aber gut anschlug. Ich war zufrieden. Der Tierarzt auch.
Im Juni 2018 dann erneute Lahmheit... Hufgelenk entzündet, Cortison/Hyaluron ins Gelenk, kannten wir ja schon... Zwei Wochen später: Verschlechterung

, und zwar dramatisch. Das dürfte nicht sein, da müssen wir jetzt nach den paar Jahren doch nochmal röngenologisch ran und uns doch auch nochmal auf die Hufrolle konzentrieren, vielleicht hätten wir da was übersehen, die wolle man jetzt nochmal von allen Seiten schießen... Der Tierarzt hatte bei der Odyssee 2015 schonmal angemerkt: "Wenn Sie wissen wollen, was das Pferd wirklich hat, müssten Sie ihn ins MRT bringen" und an diese Worte erinnerte ich mich. Ich hatte genug vom Rumstochern im Nebel, schlief eine Nacht drüber und rief am nächsten Tag meinen Tierarzt an, um ihm mitzuteilen, dass ich mich entschlossen hatte, mit Ferris zum MRT zu fahren und bat um eine Klinikempfehlung. Er war überrascht aber erfreut und empfahl mir eine Klinik mit MRT (gibt ja nicht so viele...), in der ich auch schnell einen Termin bekam.
Nach dem MRT Termin an einem Freitag hieß es dann Warten bis Montag für den Befund. Ich hasse Warten. Dann kam der Anruf von meinem Tierarzt... Befund ist da... Nicht so gut... "Strahlbein", "Zyste", "Einbruch", "Nekrose", "hochentzündlich", "Hufrollensyndrom" prasselte es auf mich ein. Der befundende Radiologe von der Uni in Berlin, der Kliniktierarzt und er seien sich einig, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt, damit umzugehen: Pferd einschläfern oder Nervenschnitt. Alles andere, z. B. eine Behandlung mit Osphos oder Cortison, sei bei diesem Befund rein experimentell, eigentlich nicht vertretbar, könnten wir aber mit Osphos versuchen. Braucht natürlich mehrere Injektionen, eine kostet summa summarum um 400€
Bäm. Ich war wie gelähmt.
Nervenschnitt, das hatte ich schon in meinen reiterlichen Anfangszeiten in den 90ern mal gehört und ich wusste auch, was das ist. Da ich immer der Meinung war, dass sowas total scheiße ist, war für mich immer klar, dass ich sowas niiie machen würde. Bis jetzt. Wenn man plötzlich mit dieser "entweder oder"-Situation konfrontiert wird ist eben alles anders.
Ich informierte mich also. Klar war, wenn ich das mache, dann wird er Rentnerpferd, weil Pferde mit Nervenschnitt reitet man nicht. Ich hab auch versucht, Erfahrungsberichte zu sammeln, stellte aber fest, dass es entweder kaum Pferde mit Nervenschnitt gibt oder die Leute nicht (gern) drüber reden.
Wie dem auch sei, am Ende fühlte ich mich aufgeklärt genug und Bauch, Herz und bestehende OP-Versicherung sagten: wir machen das. Und Osphos zum Knochenaufbau bekommt er trotzdem einmal jährlich.
Zwei Wochen später war schon alles erledigt. Die Zeit nach der OP mit 20 Wochen Boxenknast und langsamem Aufbau am Boden war hart. Ich hatte so Angst vor dem ersten mal Trab, aber das Bild, das sich mir zeigte, war einfach schön. Ein taktklar und zufrieden laufendes Pferd, keine Spur von Unsicherheit oder Stolpern. Da er sich so gut machte, warf ich auch meine Zweifel das Reiten betreffend über Bord und er wird nach wie vor ab und an leicht geritten. Ansonsten genießt er sein Leben, kriegt jedes Jahr seine Osphos-Spritze und Ergänzungsfutter für den Knochenaufbau.
Ich bereue leider ein bisschen, dass ich vor der OP nicht nochmal ein Röntgenbild vom Strahlbein machen lassen habe, mich würde so interessieren, ob man diese Riesenzyste nicht jetzt doch sehen würde und dann hätte man auch ein Vergleichsbild, damit man sehen kann, ob sich durch das Osphos etwas tut... Aber um das 100% abklären zu können, müsste er wohl nochmal ins MRT.
Ich bin jetzt schon total zufrieden, weil ich immer Angst hatte, dass er nach dem Befund so oder so nicht mehr lange hat und jetzt geht es ihm schon seit über einem Jahr wieder gut und ich würde mich, Stand heute, immer wieder so entscheiden. Ich weiß, dass es letztendlich nur ein Hinauszögern ist und die Grunderkrankung nicht geheilt wird und dass jeder Tag der "Tag X" sein könnte, an dem Ferris mit gebrochenem Strahlbein oder gerissener Beugesehne von der Koppel kommt. Ich hoffe aber, dass dieser Tag noch ganz lange auf sich warten lassen wird
Falls jemand bis hier gelesen hat: Danke :D Hier gibt es doch bestimmt einige, die eine ähnliche Leidensgeschichte durchgemacht haben oder die auch einen Nervenschnitt haben machen lassen - wollt ihr euch ein bisschen austauschen? Würde mich freuen!