Mein Beitrag ist jetzt fast ein Jahr her, daher mag ich mal ein Update geben.
Die Ausbilderin die ich damals gefunden habe war für Pony und mich genau die Richtige. Auch wenn ich nun endgültig in die alternative Ecke abgerutscht bin, aber hey, ich bin eh die komische Katzefrau ü 40, da darf ich auch alternativ durch die Ponyausbildung schaukeln

. Ich reite immer noch nicht mit Knotenhalfter, schließe das aber nicht mehr kategorisch aus
Sie hatte am Anfang selbst Sorge ob sie mit mir klar kommt, weil ich halt mehr als 30 Jahre "normales" Reiten auf dem Buckel habe, aber sie hat sich drauf eingelassen, was ich ihr hoch anrechne. Und sie hat mich von Anfang an "mitgenommen" auf ihren etwas anderen Weg, der am Ende zum gleichen Ziel führt - pferdegesundes Reiten. Und irgendwie ist es für uns beide sehr spanned. Sie ist Reitpädagogin, Gangpferdetrainerin, Parelli-Trainerin und Geitner-Trainerin.
Ich habe 20 Jahre beruflich mit Pferden gearbeitet und bin FN Trainer B, kann mit Parelli immer noch nicht viel anfangen, Geitner-Equikinetic konnte ich schon bevor wir uns kennenlernten und ich habe einen 3Gänger.
Viele Berührungspunkte hatten wir also eigentlich nicht, aber menschlich passte es gut

. Angenehmerweise ist sie auf nichts festgelegt sondern mischt "normales" Reiten mit alternativen Ansätzen. Mir gefällts und bis jetzt hat Herr Pony alles gelernt was er beim "normalen" Reiten auch gelernt hätte *gg*
Und sie mag und versteht mein Pony. Der ist nämlich zwar ein eher gemütliches Tier (dem ich manchmal ein bissl mehr "Go" wünsche, das aber dann auch ganz schnell wieder vergesse), hat aber durchaus Fjordeigenschaften die man ihm nicht sofort zutraut. Seine Reizschwelle was Überforderung angeht ist SEHR gering. Aber er zeigt es dann auch sehr klar, sei es dass er nach dem Schenkel schlägt oder rückwärts läuft oder sich brettfest macht. Ich bin sehr sicher, dass das ein größeres Problem würde, wenn man da "mal drüber weg reiten" und ihn "zum Kampf herausfordern" würde. Er arbeitet und lernt gern, daher bekommt er, wenn deutlich wird dass er überfordert ist, eine Pause, und bisher hat er das noch nie ausgenutzt um irgendwann nur noch Pausen zu haben
Irgendwie kam ich mit ihr an den Punkt "nichts muss, alles darf". Ich KANN nicht mehr so gut reiten wie vor 10 Jahren. Und das werde ich auch nie wieder können. Ist doof, aber nicht zu ändern. Mein eigener Anspruch an mich (hat immer funktioniert, muss weiter funktionieren) stand mir aber im Prinzip im Weg. Und ich meinem Pony, dem ich mit meinem leicht angematschten Körper immer noch falsche Hilfen gab und ihn damit nur konfus machte.
Glaubt mir, die linke Arschbacke/der linke Oberschenkel sind fürs Reiten wichtiger als man denkt

. Und wenn man diese Körperteile 35 Jahre lang ohne drüber nachdenken zu müssen eingesetzt hat ist das Umdenken echt schwierig.
Zum Glück hatte ich auch den großen Bruder von meinem Pony zur Verfügung, der ein Jahr älter und in sich gefestigt ist. Indem sie mich auf ihm gesehen hat hat die Ausbilderin analysiert wo es bei mir hängt und wie sie a) mir Alternativen zeigen kann und b) meinem Pony beibringen kann, damit unzugehen. Und das funktioniert prima.
Se hat mich auch sehr bald wieder drauf gesetzt. Erst eng begleitet, dann sind wir recht bald zu ganz normalem Unterricht übergegangen, weil ich meinem Pony mit jedem Mal mehr vertraut habe.
Und was mir auch half war, dass sich mein Gemütspony im Gelände mal vor flatternden Gänsen erschreckt hat und, nachdem er erst auf zwei Beinen stand, einen Satz nach vorne machte und losgaloppierte. Ich bin nicht runtergefallen, weil in dem Moment nicht irgendeine Angst regiert hat sondern ich ganz normal reagiert habe. Das tat gut fürs Selbstwertgefühl

. Und auch die Tatsache, dass ich immer noch in der Lage bin im Notfall die Beine zuzumachen, weil zwar Hintern und Oberschenkel ein Eigenleben führen, der Unterschenkel aber bei Bedarf gehorcht tut gut zu wissen.
Insgesamt war der Cut, den ich vor einem Jahr gemacht habe, gut und richtig. Und das Reiten macht nun wieder Spaß.