Melle, mein Beileid.
Ich bin da eher bei Singvogel. Ich persönlich habe mir beim lesen tatsächlich auch kurz gedacht: Wenn Schmerzmittel so eine Verbesserung gebracht haben, war es jetzt wirklich Zeit. Allerdings habe ich Melle in meinem Kopf daraus keinen Vorwurf gemacht, dass sie da wissentlich zu spät war oder bewusst weggeschaut hat. Wie sagt man so schön: Hinterher ist man immer schlauer und da bringt Nachtreten doch wirklich nix mehr. Ich habe Melles Pferd nicht gesehen, wäre ersichtlich gewesen, dass sie große Schmerzen hat, hätte sie vermutlich etwas unternommen. Aber die Biester sind als Fluchttiere ja hart im nehmen und lassen sich das so wenig wie möglich anmerken.
Ich finde das außerdem tatsächlich bei alten Pferden nicht so einfach. Die meisten Schmerzmittel sind nicht für den Dauereinsatz gedacht. Geht alles auf Magen und Leber. Damit kann man mal ein paar Wochen überbrücken, aber eigentlich gibt man die aus oben genannten Gründen eben erst wenn es was akutes ist oder der Gaul wirklich erkennbar bei jeder Bewegung Schmerzen hat- und wenn das ne degenerative Ursache hat ist fraglich ob man das überhaupt noch tun sollte. Aber wie Singvogel schon sagt: Muss man jeden Schmerz ausschließen? Gehört es nicht zum alt werden dazu, dass die Gelenke steifer werden, man nass-kaltes Wetter oder Hitze schlechter abkann etc? Wenn meine wegen nem Einschuss mal Entzündungshemmer bekommt, bewegt die sich auch etwas geschmeidiger. Da überlegt man dann auch manchmal, ob es richtig ist, die noch zu bewegen. Denn ja, vermutlich zwackt es schon mit nunmehr 24 Lenzen und gewisse Befunde sind- wie wir wissen- da. Auf der anderen Seite: Sie lahmt nicht, weist in der Gruppe ihre Kollegen deutlich in die Schranken, kommt gut hoch und runter, wälzt sich mit Vergnügen übern rücken im schlamm, dreht im Gelände oder beim laufen lassen bei knackig kaltem Wetter auch noch mal auf etc. Auf der Weide sieht man zwar, dass die Bewegungen weniger elastisch sind als früher, wenn die ne blöde Rotationsbewegung auf unebenem Boden aufm Hufgelenk macht tickert sie vielleicht auch mal für ne Sekunde direkt im Anschluss, aber ansonsten läuft sie laut TA für ihr alter recht gut. Hat halt gute und schlechte Tage und man muss die Gymnastik daran anpassen. Ohne Gymnastik wird es halt schleichend schlechter. Nur: Wo zieht man die Grenze? Für mich wäre die denke ich da erreicht, wo das Pferd über einen längeren Zeitraum und ohne akute bzw. abstellbare Ursache lahm ist, deutlich abmuskelt / abbaut, öfter Probleme beim Aufstehehen, mit der Atmung oder Kreislauf etc bekommt, in der Herde seinen Platz nicht mehr findet, ausgegrenzt wird usw. Quasi da wo man sagt: Es wäre für ein Fluchttier eine Quälerei zu wissen, dass es keinerlei Chance mehr hat, dem Feind zu entkommen. Aber leider wird das ja meist nicht gradlinig schlechter sondern kommt in Wellen.
Soweit ich das hier rausgelesen hab, waren das ja auch irgendwie immer Sachen, wo Magic sich nochmal berappelt hat und es ihr soweit wieder recht gut ging. Da DEN richtigen Punkt zu finden, find ich verdammt schwer. Zumal ja auch die Frage ist, wer DEN richtigen Punkt definiert. Und dass das auch die Tierärzte sehr unterschiedlich sehen, kann man ja auch hier in anderen Threads lesen.

Was ich damit sagen will: Ja, im Nachgang und als Außenstehender ist es immer leicht, den Eindruck zu gewinnen, das war zu spät, zu früh oder was auch immer. Ich persönlich finde aber, dass man das dem Betroffenen nicht auch noch ins Gesicht klatschen muss und ihm damit seinen Frieden, den er mit der Entscheidung gemacht hat, wieder madig macht.