Hallo,
also, grundsätzlich eine gute Idee, und ich finde es auch gut, dass du dir so viele Gedanken machst. Ich möchte nicht grundsätzlich Angst verbreiten, aber das Gefährdungspotential ist nunmal um ein Vielfaches höher, wenn man irgendwas an ein Pferd dranhängt. Auch der so beliebte Rodelschlitten kann ein nicht kalkulierbares Chaos auslösen, wenn die auf dem Schlitten Sitzenden inkl. des Lenkers runterfallen, was ja nicht so abwegig ist, und sich das Pferd dann alleine auf die Reise macht und versucht sich von dem hinterher schlackernden Schlitten zu trennen. Insofern ist der Hinweis auf einen "richtigen" Pferdeschlitten schon mal gut. Der ist mit dem Pferd fester verbunden, wiel er vermutlich Londen hat, und er kippt auch nicht so schnell um.
Wir fahren unsere Pferde grundsätzlich selber ein, es sei denn, die kommen schon gefahren zu uns. Das haben wir aber eigentlich nicht so gerne

, ist wie die Schachtel Pralinen, man weiß nie, was man kriegt. Die Pferde sind in der Regel auch alle geritten und werden gleichermaßen geritten und gefahren. Ausnahmen bestätigen aber die Regel, das hat dann aber manchmal andere Gründe. Ich habe auch kein Problem damit, dass sich jemand alleine ans Einfahren macht, wenn er sich selber und sein Pferd gut einschätzen kann, dem Tun eine solide Basisarbeit vorausgeht, das Pferd in jeder Lage gehorsam und schockarm ist, und möglichst im Backup ein Fachkundiger ist, den man immer mal wieder dazu holt oder fragen kann. Außerdem sollte man sich intensiv mit jedem einzelnen Schritt auseinandersetzen. Für Einfahren empfehle ich die Bücher von Sally Walrond oder Frhr. von Senden, für die Grundkenntnisse des zukünftigen Fahrers tatsächlich Band V der Richtlinien, die nach der Komplettüberarbeitung immens gewonnen haben. Nett, weil da auch die besondere Beziehung Ausbilder/Pferd reinspielt, ist auch das Buch von Renate Neu.
Zur Dauer des Einfahrens. Es dauert so lange wie es dauert. Es kann alles zwischen 4 Wochen und 1 Jahr sein, das hängt einfach vom Individuum Pferd ab. Es ist einfach nicht seriös irgendeine andere Aussage zu treffen. Kommerzielle Ausbilder scheuen sich immer nur mit offenen Karten zu spielen, weil Zeit ja Geld ist. Die Faktoren, von denen es abhängt sind vielfältig. Ausbildungs- und Erziehungsgrad des Pferdes, körperliche Konstitution, das Interieur, Erfahrung an der Doppellonge, Erfahrung "Draußen", Geräuschempfindlichkeit, Lernverhalten etc pp. Du hast aber durchaus gute Chance, wenn du jetzt anfängst, dass dein Pferd im nächsten Winter einen Schlitten zieht.
Der zukünftige Fahrer sollte vor allem mit der Doppellonge umgehen können, sehen, erkennen, reflektieren können, und grundsätzlich erst Denken, dann Handeln. Immer, wenn ich den nächsten Schritt plane, das wäre dann nach der Gewöhnung an Doppellonge und Geschirr die Schlepparbeit mit Ortscheid und dann Reifen, muss ich erst überlegen, wie mache ich es, mit welcher Ausrüstung, wo und wie setze ich es um, was für Reaktionen können eintreten, wie bereite ich mich darauf vor. Wer vorausschauend agiert hat schon mal die halbe Miete im Sack. Trial and error ist definitiv der falsche Ansatz
Wenn du dich mit deinem Hofnachbar weiterhin austauscht ist das auch schon mal eine gute Begleitung. Ich würde das Pferd gar nicht weggeben, vielleicht kann er dich hin und wieder unterstützen?
Noch etwas ganz Wichtiges,
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wir halten das für das Wichtigste überhaupt. Fahrpferd kommt zwar von Fahren, aber die Basis des Fahrens ist...Stehen. Ein Fahrpferd muss als allererstes lernen, dass es zu stehen hat. Jederzeit, egal unter welchen Einflüssen und solange, bis ein anderes Kommando kommt. Und zwar frei. Es gibt Ausbilder, die dem aus Zeitmangel nicht genug Bedeutung beimessen, da muss man sich dann beim Anspannen meist schon mit einem Zappelphilipp rumplagen und sehen, dass man alles ratzfatz verschnallt bekommt und im Laufen dann aufspringt. Oder sie stellen die Tiere gleich mit dem Kopf vor eine Mauer und biegen dann zum Anfahren scharf ab.

Spart jede Menge Arbeit. Besonders beliebt sind da unerzogene Reitpferde, die es gewöhnt sind mit dem im Bügel hängenden Reiter schon mal loszuwatscheln, oder spätestens dann antreten, wenn das Bein über den Sattel schwingt. Da kann das Pferd nichts zu, das ist einfach ein Erziehungsfehler. Der aber vor der Idee des Anspannens dringend zu korrigieren ist. Warum? Ich kann mit dem Gespann eher nicht kreiseln, wenn ich in eine Situation komme, wo ich warten muss. Deshalb müssen sie einfach stehen können. Davon ab, dass es das An- und Ausspannen sicherer macht. In der Ruhe liegt die Kraft, und wo Hektik aufkommt, passieren schnell mal Fehler, oder etwas wird vergessen. Beim Fahren hängt aber das Leben dran, dass man sorgfältig agiert.