Nordlicht hat geschrieben:
Aber das "Rumtüddeln", einfach nur Putzen etc hat er halt deutlich seltener als ein tägliches betüddeltes Privatpferd. Wobei er keinen unglücklichen Eindruck macht. Aber ich kenne ihn einfach auch noch nicht so gut wie meinen Rentner, mit dem ich quasi jede freie Minute verbracht habe Zeit seines Lebens. Da war dieses blinde Vertrauen. Und das fehlt schon irgendwie.
"Quasi jede freie Minute mit dem Pferd verbringen"? Den Anspruch hatte ich noch nie an mich.
Ein Pferd möchte vor allem Pferd sein! Auf der Weide stehen, grasen, Sozialkontakte pflegen und sich die Sonne auf den Pelz scheinen lassen.
Stundenlanges Rumtüddeln am Pferd und putzen fand ich immer doof, dafür habe ich wohl schon immer zu wenig Wendy-Hormone gehabt. Das Pferd soweit putzen, daß es unterm Sattel und Zaumzeug etc. keine Scheuerstellen gibt, OK. Bei Matschewetter die Fesselbeugen sauber halten, auch OK. Einmal überall grob drüber, damit man kleinste Schwellungen oder Macken nicht übersieht, auch gut. Alles andere war nie mein Ding. Warum sollte ich an einem Pferd rumwienern, das längst sauber ist? Meine Pferde waren nie unglücklich deswegen.
Und das blinde Vertrauen kommt doch nicht vom Tüddeln! Das kommt, wenn der Partner (gilt sowohl für Pferd als auch Mensch) berechen- und einschätzbar ist. Da mag man etwas Zeit für investieren müssen, aber sicherlich nicht "quasi jede freie Minute".
So lange ein Pferd sauberes Wasser, gutes Futter in ausreichender Menge, regelmäßigen Weidegang (alternativ Paddock oder Laufstall) und geeignete Sozialkontakte hat, gibt es in meinen Augen keinen Grund für ein schlechtes Gewissen. Das sind nämlich die Grundbedürfnisse eines Pferdes, nicht ständig wie aus dem Ei gepellt aussehen und 24Stunden-Bespaßung durch einen Menschen.
Einige wenige Ausnahmen habe ich kennengelernt, das waren Pferde, die wollten wirklich gearbeitet werden. Und damit meine ich jetzt nicht so krabitzige Biester, die man auspowern muß, damit sie händelbar bleiben. Die hatten einfach Spaß unterm Sattel und wollten ihrem Menschen gefallen. Aber ich denke, das ist die absolute Ausnahme, die meisten Pferde könnten gut auf Sattel und geritten werden verzichten.
Ich bin mir auch sicher, daß Dein Pferd nicht so ein Kandidat ist. Schon alleine, weil er aufgrund seines Alters und seines Ausbildungsstands gar nicht wissen kann, wie das Leben als Reitpferd mit täglicher konsequenter Arbeit ist.
Übrigens hatte ich mein zweites Pferd auch lange in Beritt. Junges Pferd nur angeritten und ich ein schwacher Reiter, da war mir vorher klar, daß mit ab und zu mal einer Reitstunde es nicht getan ist. Ich fand da nichts schlimmes bei. Mit der Zeit habe ich es nicht nur genossen, mir spontan aussuchen zu können, ob ich abreite und dann die Bereiterin draufsetze oder ob ich unterrichtet werde. Ich habe sogar Gefallen daran gefunden, einfach nur zuzusehen, wie jemand mein Pferd nett und korrekt reitet und mit Stolz geschwellter Brust daneben zu sitzen.