Etwas neurologisches. Hab im Nachgang dazu auch ein nahezu exakt passendes Krankheitsbild gefunden, ich find's nur nicht mehr und komme auch nicht mehr drauf.
So mit ca. 11,5 Jahren ging's los, dass er hin und wieder nach längeren Spaziergängen Probleme mit dem Aufstehen hatte. Die Hinterhand hat nicht so ganz mitgemacht. Er kam aber nach 2-3 Anläufen meist doch von allein hoch (selten dass er wirklich Hilfe brauchte), hat sich dann kurz geschüttelt und lief dann auch nach kurzer Anlaufphase ganz normal weiter.
Wir haben dann die Spaziergänge verkürzt, das Futter umgestellt und ihm prophylaktisch Traumeel etc. zugefüttert. Dachten eben es liegt am Alter. Arthrose, Hüfte usw.
Golden Retriever bzw generell große Rassen neigen ja dazu.
Damit wurde es dann auch besser und auch mal eine größere Tour 1x pro Woche war ok.
In seinem letzten Jahr setzte er sich dann öfter mal beim Spaziergang kurz hin, lief kurz drauf aber wieder normal weiter.
Dann kam irgendwann hinzu, dass der Stellreflex hinten manchmal hakte. Er zog dann nach dem Aufstehen für 1-2 Minuten kurz eine der Hinterpfoten hinterher.
Da er aber ansonsten quietschfidel war, draußen auch noch rumfegte wie ein geölter Blitz, hat uns das nicht so sehr beunruhigt.
Klar, der Tag wird irgendwann in nächster Zeit kommen...
Am besagten Morgen konnte er dann gar nicht mehr aufstehen. Die Vorderbeine waren komplett gelähmt. Hinten stand er aber komischerweise wie eine Eins.
Bin mit ihm dann in die Klinik und dachte echt noch an sowas wie einen eingeklemmten Nerv und dass nach ein paar Spritzen wieder alles super ist.
Die Tierärztin machte mir erst auch noch Mut dahingehend.
Nach ein paar motorischen Tests wurde dann ein Blutbild gemacht sowie geröngt.
Blutbild war super (bis auf leicht erhöhte Entzündungswerte, was in dem Alter aber nicht unbedingt so unnormal ist), das Röntgenbild auch. Sie sagte noch, sie habe bei so einem großen Hund in dem Alter selten so gute Werte und Bilder gesehen. Keine Anzeichen von Arthrose etc. Knochentechnisch alles ganz toll. In mir keimte wieder Hoffnung auf.
Und dann kam das große Aber!
Der Darm prallvoll, die Blase ebenso. Der Darminhalt war nicht bloß vom Fressen den Abend zuvor.
Ihre Einschätzung dazu war dann, dass da neurologisch was ganz doll im Argen liegen muss und der Darm schon seine Funktion zum Teil eingestellt hat und kurz vorm Platzen steht. Eingklemmter Nerv etc. waren ab da komplett ausgeschlossen.
Wenn ich's genau wissen wollte, müsste ich mit ihm aber in die nächste Uniklinik in 100km Entfernung fahren und ein CT machen lassen. Alternativ könnte ich ihn übers We in der Klinik lassen und sie würdens nochmal mit Infusionen etc. versuchen. Dabei sei aber mehr als fraglich, ob das noch was nützt.
Nach kurzem Gedankenchaos im Kopf und dem allmählichen wirklichen Begreifen was los ist, fragte ich sie dann nach ihrer persönlichen Meinung. Für mich stand da eigentlich schon fest "Das war's jetzt. Noch mehr leiden muss er nicht! Und allein in der Klinik bleibt er definitv auch nicht!". Als sie mir dann auch zum Einschläfern riet, hab ich ohne Diskussion sofort zugestimmt.
Ich hätte ihn nicht da lassen können. Wenn ich dann irgendwann einen Anruf bekommen hätte "Wir haben alles versucht. Der Darm ist geplatzt. Wir haben ihn erlöst." oder sowas in der Art, das hätte ich nicht verkraftet.
Auch hätte ich ihn nicht in die nächste Klinik zum CT gefahren. Er hat Auto fahren und Tierärzte schon immer nicht gemocht. Der Stress an dem Tag war also schon groß genug und wer weiß, ob man ihm da dann noch hätte helfen können. Und wenn ja, für wie lange?
Er hatte das Alter einfach und er sollte wenigstens mit der Würde, die ihm da noch geblieben ist, in Ruhe und in der direkten Nähe seiner Hauptbezugsperson gehen.
