Genau diese Frage habe meine Reiterfreunde und ich dieses Jahr auch immer wieder durchgekaut.
Ich erinnere mich, dass ich mit 10 Jahren in den ersten richtigen Reitstall mit regelmäßigem Unterricht gekommen bin. Vorher bin ich mal hier und mal da geritten, aber das war mehr draufsitzen, putzen und so was. Ich wollte aber immer mehr, weil ich schon immer sehr ehrgeizig im allen war. Ich verschlang alles über Pferde und war besessen, seid ich denken kann.
Im Reitverein durften alle Kinder die gut waren und/oder eigene Pferde hatten springen und Turnier reiten. Die Springstunden am Freitag Abend waren immer ein Highlight und ich hab die älteren immer bewundert.
Das Ziel für alle Reitschulkinder war immer die Springstunde. Für mich stand daher immer fest, dass ich unbedingt ein Springpferd wollte. Mit einigen Freundinnen war ich als TT mit und war immer völlig begeistert und eifersüchtig zugleich. Ich wollte das alles auch. Bis ich 15 war hatte ich zwar eine RB mit der ich mal zwei E-Springen reiten durfte (der hatte dann aber Herzprobleme und durfte nicht mehr springen) und ein international erfolgreiches Springpferd (der hatte vor meinem ersten Start eine Kolik und ist leider in der Klinik eingeschläfert worden
) zur Verfügung, aber so richtig regelmäßig trainieren konnte ich aufgrund vieler Dinge nicht. Meine Eltern haben mich zwar finanziell unterstützt aber im "Vorankommen" nicht so wirklich.
Als es meinen Eltern dann reichte mit der ständigen Heulerei, weil die RB-Pferde immer verkauft wurden, gestorben sind oder sonst was war, bekam ich mit 16 meinen. Für mich war sofort klar, dass ich Turniere reiten möchte. All die Jahre zuvor konnte ich es aus verschiedenen Gründen nicht, also war ich sehr heiß darauf. Eine sehr gute Stallfreundin mit der ich das ganze Jahr zuvor als TT mitgefahren war, hat mich immer mitgenommen. Das war super! Zum einen hatte ich jemanden, der erfahren war und mir viel gezeigt hat, zum anderen ist ihre Schwester auch geritten und wir hatten immer viel Spaß zusammen. Waren eine richtig eingeschworene Clique. Ich glaube der Wunsch war hat auch immer dazu zu gehören. Erst wenn man gemeinsame Erlebnisse wie Turniere zusammen gemeistert hatte, gehörte man richtig dazu
.
Bei meinen Eltern entflammte mit der Zeit auch immer mehr Interesse. Ich hab durch die Reiterei immer ein sehr gutes und enges Verhältnis zu meinen Eltern gehabt und es war schön, dass sie mich so unterstützt haben und es noch tun.
Seid ich studiere merke ich immer mehr, wie sich die Prioritäten verschieben. Ich reite kaum noch Turniere, weil ich entweder ein krankes Pferd habe/hatte oder es zeitlich einfach nicht geschafft habe. Neben der Uni und den lernintensiven Prüfungsvorbereitungen hatte ich immer wenig Zeit. In den Ferien kamen noch Praktika, Nachhilfe etc. hinzu. Es gibt viele die nebenbei Turniere reiten, aber dafür bin ich nicht der Typ. Wenn mein Studium darunter gelitten hätte, dann hätte ich mir immer Vorwürfe gemacht, weil meine Eltern einfach so viel für mich tun und ich finde, dass es das mindeste ist, dass ich mein Studium zügig abschließe. Meinem Pferd gegenüber hätte ich ein schlechtes Gewissen gehabt, wenn ich es halbherzig geritten hätte und wenn es schlecht gewesen wäre, dann hätte ich mich geärgert nicht lieber ausgeschlafen oder gelernt zu haben
. So braucht man halt nicht los. Dennoch empfinde ich es als sehr schade, dass ich quasi die besten Jahre weggeworfen habe. Erst in den letzten 3-4 Jahren bin ich meinem Pferd reiterlich wirklich gewachsen. Es ist alles viel harmonischer und besser geworden und ich hätte die Zeit gerne mit ein paar mehr Turnieren verbracht, aber es gibt halt wichtigeres im Leben. Schließlich soll das Studium unser beider Leben finanzieren
. Das frühe Aufstehen vermisse ich allerdings nicht!
Ich finde man kann es teilweise auch nicht erklären. Einerseits steckt da die Logik hinter, dass ich es gut finde mal von fremden Trainern/ Richtern bewertet zu werden und mal ein Feedback zu bekommen, ob es wirklich so gut läuft wie ich denke, andererseits ist es auch oft stressig und ich frage mich warum ich das alles mache
. Oft stehe ich mir mit meinem hohen Ansprüchen an meine Reiterei selbst im Weg oder lass mich durch extrem aufgeregte Mitreiter anstecken, so dass ich mich frage, warum ich so meine Freizeit verbringe, aber dann freu ich mich auch wieder, wenn unsere Leistung mit einer guten Note belohnt wird. Irgendwie kann man so auch was vorzeigen. Zu hause erzählen die Leute ja immer viel, was sie können, aber wenn man es wirklich unter Beweis gestellt hat, das man dieses oder jenes Niveau hat, dann ist man schon stolz (unabhängig davon, ob das Richterurteil nun wirklich gerechtfertigt war
).
Ich glaube ich setze mich dem Druck aber insgesamt aus ähnlichen Gründen wie Bajana aus. Nur so ziellos vor mich hin zureiten ist nicht mein Art. Mein Ehrgeiz verlangt, dass ich mich steigere aber die Steigerung sieht man halt auf dem Turnier am deutlichsten und auch die Konstanz der Leistung ist dabei für mich wichtig. Andere "Ziele" wie mal ein Ritt nach Neuwerk oder Gelände- Dressur- und Springlehrgänge sind aber genauso spannend und erstrebenswert.