@ fabelhaft
die Kinder/potentiellen RBs haben doch heute kaum mehr die Chance richtig Reiten zu lernen.... durch viele Pferde und dadurch auch Fehler auf Pferden machen zu dürfen, aber sie eben korrigieren zu müssen. Nicht dass ich es nicht verstehe, aber am Ende kommen die doch nur auf Pferde wo sie nichts kaput machen können oder auf was eigenes.
Ich hab da jetzt wirklich intensiv drüber nachgedacht, natürlich rein aus meinen subjektiven Eindrücken heraus. Es mag dran liegen dass es eben meine Jugend war, aber ich würde nicht tauschen wollen mit den jungen Reitern heute.
Rückblickend waren wir mehr über Vereine organisiert als heute, wo sich private Anbieter (hier) eher vortun. Wenn man hart war im nehmen, einstecken konnte, lernen wollte dann war damals eigentlich schon massenhaft möglich. Es war häufig der Fall dass Pferde Kindern zur Verfügung gestellt wurden. Nicht fertige, oft standen sie nur auf der Weide rum bis dahin oder waren kaum angeritten. Aber man bekam Unterstützung, sehr guten und häufigen (mehrmals die Woche) Reitunterricht, fand erwachsene die einem nicht nur das Pferd stellten, sondern einen auch zu Turnieren fuhren (wo es noch niemanden störte wenn man in ollen Gummireitstiefeln ne A Dressur ritt und man eben auch mit dem Weidegaul dank sehr gutem Unterricht ne gute Chance hatte). Auch Mannschaftswettkämpfe wurden großggeschrieben. Die Unterstützung aus den Reihen des Vereins war enorm (auch auf Turnieren anderer Vereine kamen sie mit, die Alten und die anderen Kinder und verbrachten dort ihre Wochenenden). Wir Kinder hatten neben der Schule massig Zeit zu reiten- den Rest der Zeit arbeitete man auch viel am Stall mit. Wir waren viel im Gelände, ritten ins Nachbardorf um uns gegenseitig abzuholen oder 2-3 km zum Reitplatz/Reistunde. Wurden auf junge Pferde gesetzt, auf Pferde die tagelang gestanden hatten, ritten mit 11-12 Jahren Umzüge mit auf Pferden die das nicht kannten.... das alles wurde von unseren Reitlehrern voran getrieben. Wer nicht selbst mitzog der hörte auf (Spreu vom Weizen....). Sorgen machte man sich nicht um uns. Alles wurde ausprobiert. Wer durchhielt der hatte schon nach 5 Jahren mehr Reiterfahrung als viele heute nach 10 oder 15 Jahren oder jemals. Es gab noch viele alte Richter die einen immer wieder trafen, zu denen man aufblickte, auch etwas Angst hatte, die einem sehr viel u sehr genaues Feedback gaben, über Jahre. Wir lernten sehr genaues Reiten. Es gab keine Widerworte. Wir lernte uns durchzusetzen ohne wenn und aber. Der Reiter musste an sich schleifen und schleifen lassen bis zum umfallen. Das gab Tränen, aber auch große Erfolgserlebnisse. Undenkbar auch dass man nur zu den eigenen Reitstunden da gewesen wäre oder nicht mehr am Schulpferdestall parat stand nur weil man auch noch ein Privatpferd ritt.... Von vorwärts-abwärts, Pausen, Aufwärmphasen habe ich allerdings wenig gehört so Anfang der 90er.
Wenn ich das heute so sehe.... ich bin selber Reitlehrer seit 17 Jahren und es beschämt mich fast ein bisschen.... meine Reitschüler erleben nicht das gleiche. Eine Reitbeteiligung (oder ohne ein eigenes Pferd den Fuß in einen Privatstall oder meist eher privaten Stalltrakt) zu bekommen ist deutlich schwieriger. Wenn dann geht viel über Geld. Auch auf Turnieren (und auch oft um beim RL was zu gelten) ist die Qualität des Pferdes so viel mehr in den Fokus gerückt... Viel weniger sehen glaube ich auch Prozentual mal ein Turnier als aktiver Reiter (oder könnten das zumindestens/hätten die Möglichkeit), Die Kinder haben auch aber nicht mehr die Zeit (neben der Schule) und auch nicht mehr den gleichen Willen bzw einen so starken Fokus drauf. Es ist Dienstleistung, ich muss (im Gegensatz zu den Leuten bei denen ich größten Teils reiten lernte) damit Geld verdienen. Die idR privaten Ställe an denen ich bin müssen auch davon leben- also stellst Du Dich auf den Kunden ein. Jeder zählt, jeder wird "mitdurchgeschlürt" wenn möglich. Jeder wird da abgeholt und bedient wo er eben steht. Viele Kinder tun viel mehr alleine (um nicht zu sagen einsam), wenn sie ein eignes Pferd haben. Kriegen zwar vielleicht tollen Reitunterricht, aber nicht den massigen verschiedenen Input und den Zusammenhalt den wir erleben durften. Auch Angst, Vorsicht, Sicherheit hat einen viel größeren Stellenwert. Das hat seine Berchetigung- aber es verschiebt den Blickwinkel denke ich doch. Und wenn ich überlege wieviele Pferde ich immer reiten durfte.... da können meine RS nur von träumen. Die Kinder fangen zwar immer früher an zu reiten, aber sind dann mit 11-12 lange nicht so weit wie wir die "erst"mit 9 oder 10 angefangen haben damals. Mein Eindruck. Sie reiten auch seltener. Ich denke ich erzähle und vermittel meinen RS mehr vom Pferd an sich, von Rücksichtsnahme, von Haltung und Gesunderhaltung durchs Reiten. Ich weiß nur gar nicht ob das der Job eines RL ist. Wir haben sowas früher neben dem Reiten gelernt. Von den Pferdemenschen mit denen wir umgingen und von den Pferden selbst, mit denen wir deutl mehr zu tun hatten als heute viele Kinder- wir waren ja fast den ganzen Tag am stall (an den vielen kleinen Ställen mit offener Tür (für jeden der was tun und lernen wollte)die immer mehr verschwunden sind) wo uns auch so ziemlich jedes Pferd und jede Aufgabe in die Hand gedrückt wurde.
Ach so.... ja: Ich bin einer der Reitlehrer der heute noch brüllt.

ich empfand einen lauten, fordernden Ton selbst oft als ein an die Hand nehmen

Allerdings habe ich dennoch ein ganz anderes Verhältnis zu meinen RS als ich damals zu meinen RL. Es ist mir wichtig dass sie sich nicht minderwertig fühlen wenn die Stunde zu Ende ist sondern mit einem Erfolgserlebnis und erhobenen Kopfes aus der Stunde gehen, auch wenn es mal nicht so gloreich war. Nicht selten lachen wir später gemeinsam über die Situation. Es wird auch viel häufiger ein Komprmiss gewählt statt Pferd und Reiter erst nach 2 Stunden klitschnass zu entlassen (aber dass die RL das damals ggf so konsequent durchgezogen haben ringt mir schon wieder Respekt ab auf der anderen Seite)