2003 stand mein Pferd noch für 150 Euro im Monat plus 30 Euro hallennutzung im Verein direkt gegenüber. Der Stall war für die Lage gegenüber vom Verein damals aber auch sehr günstig. Allerdings war eben immer selbst misten viel mithilfe (rausbringen, reinholen, mal füttern, Wasser auffüllen, Heuernte etc) und auch mal eigeninvestment dabei. Als ich 2011 ging, waren es dann schon 200 Euro und 60 Euro hallennutzung. Und die 200 Euro waren nicht kostendeckend, weshalb der Stall nach dem Tod des alten SB nicht fortgeführt wurde. Im neuen Stall zahlte ich 2011 noch 275 Euro für VP mit kleiner Halle. Heute sind wir bei 315 im Jahresmittel. Dafür haben wir aber auch ne größere Reithalle und befestigte paddockplatten. Eigentlich ist der SB auch zu billig und ich vermute er zieht in Kürze wieder mit den Ställen im Umkreis nach. Also ja, es ist teurer geworden, aber ich finde nicht sehr viel mehr als andere Luxus-Dinge wie z.b. Autos, Immobilien etc oder auch simple Ding wie Haarschnitte oder sowas.
Wieviel man verdienen muss um nen 1000 er im Monat (den hatte ich ja als das genannt, mit dem ich kalkuliere ohne dass es mir weh tut)? Sicher mehr als der bundesweite Durchschnittslohn. Ich bin froh in einer Branche zu arbeiten, die derzeit noch sehr gute Gehälter zahlt. Außerdem hab ich mir damals eben mit dem bwl Studium bewusst einen späteren Job ausgesucht, der vielleicht nicht mein absoluter Traumberuf ist, in dem ich aber gut bin, der mir leicht fällt und in dem man tendenziell gutes Geld verdienen kann. Neben Pferd und Beruf bleibt aber halt wenig Zeit für andere Dinge und das ist die zweite Seite der Medaille neben dem Einkommen: welche Prioritäten setze ich und wofür gebe ich sonst Geld aus? Da bei mir quasi keine Zeit für andere Unternehmungen bleibt, führe ich selbst, wenn man das Pferd rausrechnet, ein sehr beschauliches Leben

. 2 Zimmerwohnung auf dem Land ohne Schischi, 10 Jahre altes Auto, im Urlaub war ich in den letzten Jahren gar nicht, wenn man von 3-4 Tagen Skifahren im Jahr und nem Besuch bei meiner Freundin in Wien mal absieht. Ich gehe nicht extensiv shoppen, ich habe keine Ausgaben für Friseur, Nageltante, Kosmetikerin oder ähnliche Scherze. Und auch nicht unerheblich: ich bin kinderlos.
Meine Kollegen haben fast alle Kinder und Eigenheim (und grade bei mehreren Kindern eben oft auch eine Frau, die nicht mehr voll arbeitet), 2 Autos, fahren 1-2 mal im Jahr mit der ganzen Family in Urlaub und jedes Familienmitglied hat 1-2 normale hobbies. Sprich, ein stinknormales mittelständisches Leben. Die hätten trotz überdurchschnittlichem Einkommen am Ende kein Geld für ein Pferd mehr.
Vor dem Hintergrund frag ich mich aber oft genug andersrum wie manche Leute überhaupt ihr Leben plus Pferd mit einem Durchschnittseinkommen oder sogar noch weniger finanziert bekommen hier im Rhein Main Gebiet ... Denn ich würde jetzt mal sagen mit Pferd im VP-Reitstall, Wohnung und eigenem Auto braucht man als alleinstehender hier schon so 2.000 Euro netto um irgendwie über die Runden zu kommen (im Großraum Darmstadt ist man für eine 2 Zimmerwohnung mit 50-55 qm so ab 600 Euro warm dabei, in letzter Zeit eher mehr, ein Stall mit Halle und VP kommt im Schnitt so auf 350 Euro, dahin muss man dann aber paar km fahren und hat oft keine öpnv Anbindung, womit wir wieder beim Auto wären ;)
Wir haben im Umkreis Leute, die sind Altenpfleger, Erzieher, Krankenschwester, Friseurin, einzelhandelskauffrau, arbeiten in der Gastronomie oder im Hotel als servicenräfte etc... Und bitte nicht falsch verstehen, ich meine das in keinster Weise abwertend gegenüber diesen Berufsgruppen, vermute aber dass man in diesen leider im Verhältnis eher schlechter bezahlten Jobs die oben genannten 2.000 netto eher selten zusammen bekommt. werden also kaum ein Einkommen über 2000 Euro netto haben (Zum Teil sind die Leute auch alleinstehend, also der Mann bzw die Frau finanziert es nicht immer mit ;) Trotzdem schaffen sie es offenbar irgendwie ein, teilweise auch mehrere, Pferde, Hänger plus entsprechendes Zugfahrzeug, regelmäßige Turnierteilnahme und Unterricht neben eigener Wohnung zu finanzieren. Ungepflegt oder in alten Klamotten rumlaufen tun die auch nicht, eher im Gegenteil. Und Urlaub machen sie auch noch. Die müssen sich also - wenn nicht irgendwelche unbekannten Einnahmequellen vorhanden sind - in anderen Bereichen, die man nicht mitbekommt (z.b. Private Altersvorsorge, Versicherungen etc) ganz schön einschränken
