Vorab:
Wer das hier nicht lesen kann, oder möchte, der sollte sich besser rausklicken aus dem Thread. Ist nicht für jeden was, weil ich genau beschreibe wie alles ablief.
Gleiches gilt für bissige Kommentare. Die bitte ich auch draußen zu lassen. Meinung sagen ja, gerne, aber bitte sachlich.
Die Krankengeschichte kann ja hier zu einem großen Teil nachvollzogen werden im Club der Kranken oder auch an anderen Stellen im Gesundheitsbereich, das will ich jetzt nicht nochmals aufrollen.
TA sagte beim letzten Fall, Einschläfern muss noch nicht sein, man kann noch Dinge versuchen (z.T. ohne überhaupt eine genaue Diagnose zu haben, weil nicht definierbar).
Der Junge hat zuletzt nur noch von Versuchen gelebt. Über 2 Jahre hinweg. Versucht, versucht, versucht.
Wir, die Vorbesi und ich, haben nächtelang gesprochen. Was wäre richtig, was könnte man noch sinnvoll tun. Wir kamen immer wieder an dem Punkt aus, dass es keinen Zweck hat ihn von Monat zu Monat zu schieben. Es wäre auch nicht fair.
In diesem Sinne haben wir uns zusammen zu dem Schritt Schlachtung entschieden.
Wir wollten aber trotzdem, dass das so "gut" wie es nur irgendwie geht abläuft. Eine Bedingung war, dass wir bis zum Ende dabeibleiben können. Man glaubt gar nicht, wie schwer es ist wen zu finden, der das zulässt.
Wir hatten einen Sterbebegleiter, bekannt aus Fachzeitschriften, der nicht nur transportiert sondern sich auch um alles andere kümmert und für Tier wie Mensch da sein sollte, organisiert. Schlussendlich bestand diese Begleitung aber wirklich nur aus Transport und Papierzeugs erledigen (wir hatten uns das irgendwie anders vorgestellt, aber das ist ein anderes Thema). Er hatte auch den Hof, bzw die Metzgerei ausgewählt - da würde es wirklich human und schnell ablaufen, und unter freiem Himmel.
Er, also dieser Begeiter, hat den Jungen hier abgeholt, natürlich nicht ohne dass wir vorher so ziemlich das 4-fache von der sonstigen Ration Müsli reingestopft haben, plus die eigentlich verbotenen Äpfel, Zuckerstücke, Leckerlies... Wir sind direkt hinter dem Hänger hergefahren. Ich dachte während der 1.45h die ganze Zeit, dass ich mich übergeben muss. Mir war permanent nur übel. Als es von der Autobahn runter ging hat mein Denken irgendwie ausgesetzt, da fehlen ein paar Minuten. Das nächste was ich sah, war ein Schild, wo u.a. "Pferdesteak" drauf stand. Da waren wir also am Ziel. Beim Aussteigen aus dem Auto hätten mir fast die Beine versagt. Ich konnte dann auch nicht still stehen, ich wäre vermutlich sonst zusammengebrochen. Die Hände haben so gezittert, dass ich kaum meine Zigarette anzünden konnte.
Der Begleiter kam zu uns und sagte, dass er eben reingehen würde, um irgendwas zu besprechen. Ich weiß nicht mehr, was. Währenddessen kamen ständig Autos, die in der Metzgerei eingekauft haben. Und mein Pferd stand auf dem Parkplatz im Hänger und fing an das alles doof zu finden. Dann kam noch ein großer Müll-LKW, der Fahrer war der Meinung auch etwas von der Metzgerei kaufen zu wollen. Nur hat er den Motor angelassen als er drin war, und ich bin aufgrund der Geräuschkulisse so wütend geworden. Weil es mein Pferd unnötig aufgeregt hat. Ich hätte dem Fahrer des LKWs am liebsten den Hals umgedreht in dem Moment.
Irgendwann kam der Begleiter dann raus und sagte, es wäre alles geklärt, er würde jetzt rückwärts auf den Innenhof fahren, wir sollten zu Fuß mitgehen, das Tor würde hinter uns geschlossen. Wir sollten uns das aber nochmal überlegen, ob wir uns das ansehen wollen. Doch, wollten wir. Irgendjemand in normalen Klamotten kam dann zu uns, und sagte auch nochmal, dass er es uns nicht empfehlen würde, aber es wäre unsere Entscheidung. Doch, wir wollten. Haben dann noch gefragt, wie wir uns ein letztes Mal verabschieden können. Nur auf dem Hänger, weil alles andere das Pferd zu sehr aufregen könnte und es danach zu gefährlich werden könnte. So haben wir es dann auch gemacht, die Vorbesi und ich. Ihr Freund... ich weiß gar nicht mehr, ob er sich auch verabschiedet hat.
Der Begleiter hat dann vorne den Strick genommen, die Leute von dem Hof da haben hinten aufgemacht. Runter vom Hänger, zweimal umgesehen, einmal gedreht. Dann haben sie ihm über den Kopf gestreichelt, einmal, er schaute zu uns rüber. Ein zweites Mal gestreichelt, er stand still dabei, und da hat es auch schon leise geknallt. Er sprang dabei ein paar cm in die Höhe und fiel um, das hat er schon nicht mehr gemerkt. Auf dem Boden haben die Beine noch gezappelt. Das waren diese Nervenzuckungen. Sie sind dann gleich hin und haben das Ausbluten eingeführt, ich glaube per Bruststich. Ich habe ab dem Schuss nur die Hände mit dem Taschentuch vor dem Mund gehabt. Nicht vor den Augen, weinen konnte ich nicht. Irgendwer kam dann zu mir und sagte mir, dass sie ihn jetzt an die Seilwinde packen würden um ihn reinzuziehen. Der Satz war mein Punkt, wo ich mich umgedreht habe. Ich wollte da nur noch raus. Die Vorbesi und ihr Freund waren beide am Weinen und haben das gar nicht so mitbekommen, aber ich stand vor diesem Tor und wollte da nur noch weg. Als die das Tor geöffnet haben, sind sie aber mit.
Ich habe mich dann auf eine Mauer gesetzt an der Straße, vor der Metzgerei. Und mir gedacht, was hast du da nur getan. Er hat dir vertraut, und hierher hast du ihn gebracht. Irgendjemand hatte vermutlich heute, oder hat am Montag mein Pferd auf dem Teller. Ob das jetzt besser ist als Seife, Knochenmehl oder Hundefutter, ich weiß es nicht.
Da auf diesem Innenhof gab es zwei Rolltore. Das eine war nur zu 3/4 auf, gerade so, dass man halbwegs durch kann, das andere war ganz geschlossen. Aber da bei dem geschlossenen guckte unten durch ein kleines Schweinefüßchen raus. Das hat sich bewegt. Vermutlich haben die Leute drinnen es bewegt. Aber all das, mein Pferd und dieses Schweinefüßchen haben bewirkt, dass mir im Moment bei dem bloßen Gedanken an Fleisch anders wird. Ich habe sonst gerne Fleisch gegessen. Jetzt wird mir nur schlecht, wenn ich es sehe.
Als ich Freitag danach zu Hause war, war mein Plan eigentlich mich ordentlich zu betrinken. Ging nicht. Nichtmal ein Glas Wein ging. Mir war nur übel, wie den ganzen Tag über. Hatte Hitzewallungen, Gänsehaut, in der Nacht extreme Albträume.
Warum erzähle ich das jetzt hier. Weil ich zu einem gewissen Teil versuche selbst mit dem Erlebten zurecht zu kommen. Ich habe noch nie so eine Erfahrung machen müssen, und will das niemals wieder. Man kann das auch nicht jedem so erzählen, es ist einfach zu extrem. So einen wie ihn werde ich nie wieder finden. Nie wieder. Sein Herzenspferd so, auf diese Art und Weise, zu erlösen ist nicht nur schwer. Diese Bilder werde ich mein Leben lang nicht vergessen, und ich kann nur hoffen, dass er mir das vergibt.

"By the edge of a woods, at the foot of a hill,
Is a lush, green meadow where time stands still.
Where the friends of man and woman do run,
...When their time on earth is over and done.
For here, between this world and the next,
Is a place where each beloved creature finds rest.
On this golden land, they wait and they play,
Till the Rainbow Bridge they cross over one day.
No more do they suffer, in pain or in sadness,
For here they are whole, their lives filled with gladness.
Their limbs are restored, their health renewed,
Their bodies have healed, with strength imbued.
They romp through the grass, without even a care,
Until one day they start, and sniff at the air.
All ears prick forward, eyes dart front and back,
Then all of a sudden, one breaks from the pack.
For just at that instant, their eyes have met;
Together again, both person and pet.
So they run to each other, these friends from long past,
The time of their parting is over at last.
The sadness they felt while they were apart,
Has turned into joy once more in each heart.
They embrace with a love that will last forever,
And then, side-by-side, they cross over… together."