Ententeich

Liebe Enten,
ich habe da ein sehr herausfordendes Exemplar im Stall stehen und hoffe auf eure Erfahrungen und Tipps. Mein 5jähriger ist Halbblüter, und Modell „Energie für 3“.

Er ist eigentlich nur wirklich kontrollierbar, wenn er täglich volle Pulle gearbeitet wird, plus 8 Std Weidegang. Ich kann auch nicht einfach aufsteigen und losreiten, sondern muß vorher voll ablongieren oder Freispringen lassen, sonst ist dem jungen Mann einfach nicht beizukommen. Auch eine „normale“ Trainingsstunde mit 10min Schritt, plus Aufwärmen und Arbeitsphase von insgesamt ca. 30min ist völlig unzureichend. Unter 1 Std kommt der nicht zur Ruhe, konzentriertes Arbeiten ab ca. 20min unterm Sattel möglich (plus vorher Weidegang und ablongieren!). Er bockt nicht etc, er ist nur sehr übereifrig und extrem „umweltorientiert“.

Ich habe schon alles durch – haferfreie Fütterung, Blutbild, die üblichen Verdächtigen mit Osteo und Sattler… Die Vermutung er läuft dem Schmerz weg ist widerlegt.
Nun habe ich theoretisch keine Sorgen damit ihn täglich voll zu arbeiten – aber er ist 5! Und er muß doch auch mal einen freien Tag haben! Und was macht das mit Gelenken, Bändern etc… Bin etwas überfragt. Kann mir jemand einen Tipp geben?

Was heißt denn "der kommt nicht zur Ruhe" oder dem ist ohne Ablongieren etc. "nicht beizukommen"? Klar gibt es Pferde, die einfach mehr Power haben als andere, aber das was Du da beschreibst, finde ich schon unnormal. Wenn ein Pferd 8 Stunden auf der Weide ist und nicht übermäßig gefüttert wird und dann bei "normalem altersgemäßem" Arbeitspensum nicht "händelbar" ist, stimmt meiner Erfahrung nach etwas nicht.

Vielleicht ist er nicht übereifrig, sondern überfordert und deshalb "gestresst" und kommt daher nicht zur Ruhe und zum konzentrierten Arbeiten? Ich würde wahrscheinlich die Anforderungen beim Reiten total runterschrauben und versuchen, ihn zu "langweilen" im Sinne von "chillen". Natürlich nur, wenn Du für ausreichend Weidebewegung sorgen kannst. Aber beim Reiten würde ich runterfahren, Schrittausritte ins Gelände, einfach Anforderungen beim Dressur- und Springtraining. Eben alles erst mal "Easy" reiten.

Meine Stute war ja auch eher "übereifrig" mit echt viel Go und Power. Ich musste sehnenbedingt 2 Monate Schritt führen und seit dem ist sie viel cooler und bewältigt die Reitaufgaben wesentlich souveräner als vorher. Die ist einfach "gereift" und die ist schon 7.

Snoeffi

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"Willkommen im Leben"

hihi - könnte meiner sein gut der ist dann dieses jahr 6 - aber der auch schon mit ende 3 so auch ein Halbblüter...zäh ohne ende
meiner geht auch tägl. 5-6 std. raus (was sich schon als schwierig gestaltet - ist bei uns nicht so einfach... und ich reiße mir dafür schon ein bein aus..) sommer wie winter
bekommt 3/4 Liter müsli (nix drin, paar pellets usw. - Hafer haben wir probiert geht nicht)
steht auf späne und hat rund um die Uhr heu oder heulage
der wird nach ne std. erst richtig warm.. und könnte täglich ein 2 std. Programm absolvieren
bis vor 3-4 Wochen wars sogar übern winter echt gut - habe ihm den equistro equilizer gefüttert und der war echt ein super-chiller
irgendwie hat er jetzt Frühlingsgefühle... so dass ich ihm z.b. am WE mal (Ausnahme!) einen strich sedalin vor dem reiten gegeben habe... da er aktuell ein bisschen testet - gerade wenn ihm z.b. Pferde dicht entgegen kommen usw. (der dreht weg und bockt/rennt los.. sehr unangenehm)
bei ihm liegt das wirklich an der arbeit für den kopf die der braucht, dummerweise lernt der auch echt schnell, dafür schrottet er sich auch oft selbst draußen (nie beim reiten bisher ) - er gilt schon als suizid-gefährdet im stall... habe ihm jetzt mal kräuter bestellt - bin gespannt - ich muss lediglich seinen agressionspegel runter schrauben dann geht's generell besser... gestern z.b. (allein in der halle) ein LAMM und Musterschüler... Wahnsinn - aber so ist das bei solchen Pferden glaube ich leider - muss man mit leben

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Hinfallen ist keine Schande - nur liegen bleiben!

grundsätzlich gilt: "Jeder blamiert sich selbst, so gut er kann"!

Snoeffi vielleicht habe ich es nicht gut beschrieben.

Er ist grundsätzlich artig und gut erzogen, zeigt also keine gefährlichen Unarten unterm Sattel und ist auch im sonstigen Umgang artig. Kein Steigen, Bocken, Beißen, Treten, keinerlei Unarten beim Führen oder Fertig machen.

Aber: Er ist einfach unglaublich gehfreudig. Er wurde erst im Herbst letzten Jahres angeritten und tut sich unglaublich schwer Gebiß und Schenkel zu akzeptieren – will heißen er geht bevorzugt sein Tempo, und das ist sehr sehr flott. Er hat ein gutes Hinterbein aber er läuft seinem Gleichgewicht hinterher. Dabei läßt er sich sehr leicht ablenken und ist in diesen Momenten auch schlecht kontrollierbar bzw macht gerne mal einen Hüpfer zur Seite. Alles kein Drama, aber kontrolliertes Arbeiten ist anders. Und wenn ich richtig dagegen angehe komme ich schnell ins „Rückwärtsreiten“ bzw er macht den Rücken dicht. Ich habe deinen Thread auch sehr aufmerksam gelesen und mir Tipps erhofft. Du hast ja auch "einfach weitergearbeitet", richtig?

Wenn ich ihn ablongiere / freispringen lasse und dann in Ruhe sattle und reite brauche ich zwischen 15-20min, dann macht er endlich locker und konzentriert mit und ist das tollste Pferd das ich je unterm Sattel hatte. Die Phase davor ist eher schwierig. So extrem habe ich das noch nie erlebt. Allerdings hatte ich bisher auch eher Pferde Marke „entspannte bis gemütlicher Warmblüter“ die man „an machen“ mußte… Vielleicht ist das normal für Halbblüter?!?

Ich habe es im Januar mal mit 2 Wochen nur Rumbummeln im Gelände mit viel Schritt etc probiert – da wurde er dann aber tatsächlich ekelig und tendenziell gefährlich unterm Sattel. Vielleicht wiederhole ich den Versuch jetzt wo es etwas wärmer ist nochmal?

Gigo, war das bei dem denn nie anders? Oder merkst du einen Unterschied wenn du mehr / weniger arbeitest bzw wenn du neue Sachen mit ihm übst oder so?

Eventuell muß ich mich damit abfinden, oder einen Buschreiter für ihn organisieren - ich glaube nur mit mir Dressurtante die im Gelände ein bißchen entspannt bummeln will ist der unterfordert...

Ayana geht ja auch so in die Richtung. Ganz großen Schritt hat letztes Jahr die Umstellung in Offenstall gebracht. Und ansonsten viel Ruhe beim Reiten, nicht Rückwärtsreiten über die Hand, sondern übern Sitz und immer wieder Hand Weg. Wir sind gefühlte Meilen mit Zügel aus der Hand kauen lassen auf dem Zirkel getrabt, immer ein Tick hinterm Takt leichtgetrabt zum bremsen, bis irgendwann der Tag kam, wo die Leute anfingen mir zu sagen, das sei ja alles ganz nett, aber die muss mal mehr Vorwärts. Seither klappts auch mit den treibenden Hilfen ohne, dass sie unterm Sattel nur davon eilt. Madam ist mittlerweile aber auch schon 7. Ich hab sie aber auch konstant über dem Pensum gearbeitet, dass ich bei einem jungen Pferd gut finde. Schon immer weider mal einen nur Longe Tag, da dann aber auch richtig arbeiten und vielleicht alle 2 Wochen mal einen nur Spazieren geh Tag.

ne Nordlicht - war nie anders - hab ihn mit ende 3 bekommen - also nun fast 2,5 jahre - und der ist eben ein adhs Pferd und Workaholic... aber: es wird auf jeden fall besser statt schlechter.. habe das eben auch in dem anderen thread geschrieben - ich glaube, wenn der wirklich im Offenstall leben würde wäre er "ok" - gibt's aber hier -leider- nicht (nix brauchbares..)
bei ihm ist das so, dass er sich erst konzentrieren kann wenn die erste power raus ist - sobald der "seine ohren beim reiter hat" ist er traumhaft - wenn er seine ohren nach vorne gespitzt hat - ist er noch umweltfreundlich - und wartet eben auf Abwechslung... also wie bei deinem... schlaue Tiere eben

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Hinfallen ist keine Schande - nur liegen bleiben!

grundsätzlich gilt: "Jeder blamiert sich selbst, so gut er kann"!

so ein Modell habe ich auch: Halbblutstute, jetzt 12j und seit 8j wieder geritten. Die kann stundenlang nur rennen, rollt sich dabei auf und ist sehr aktiv mit den Hintzerbein.

Seit Okt wird sie rel. regelmäßig geritten, dabei MUß sie mind. 20 min bis 30 min Schritt gehen, was schon sehr schwierig ist, weil sie dort auch immer antrabt. Wenn sie dann entspannt am langen Zügel schritt gehen kann beginne ich erst mit dem traben. Ggf. auch hier nur kurzt Reprisen und dann wieder längere Schrittphasen. Gut macht es sie auf dem Zirkel zu arbeiten incl. Übertreten lassen. An den langen Seiten immer wieder kurz ins Schenkelweichen mit Wechsel ins gerade aus. Wichtig ist bei ihr nie zu lange außen herum zu reiten (außer im Schritt), weil sie dann schnell wieder losrennt.

Was bei uns so langsam hilft ist sie über den Sitz zu kontrollieren. Durch den LG habe ich gemerkt, daß ich viel zu aktiv in der LW bin. Seit dem ich darauf achte, wird die Stute auch im Trab ruhiger.
Wenn das Wetter es zuläßt wird auch draußen geritten oder wir versuchen im Schritt auszureiten.


Was ich nicht machen würde: lange vorher ablongieren, freispringen etc. Die Pferde bekommen nur noch mehr Kondition und das Problem wird schlimmer statt besser.

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"Geh Deinen Weg und laß die Leute reden"

ich würde den an die doppellonge hängen und tempiwechsel lernen lassen und übergänge schritt/trab longieren. dass er lernt, sich auf stimme und körpersprache von unten zu konzentrieren.

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- Love it, change it or leave it -

Das erinnert mich mehr an eine andere 6-jährige Stute - also nicht meine - die ich zur Zeit mitbetreue. Die ist unglaublich gehfreudig, meiner Meinung nach das ideale Buschpferd. Die lief und lief und lief. Und wenn man sie frei laufen ließ, lief sie Runde um Runde um Runde. Beim Reiten die gleichen Probleme wie Deiner: Nicht korrekt ans Gebiss geritten, daher der Rücken nicht ordentlich auf und mehr rennen als "treten". Seit wir am korrekten Reiten gearbeitet haben, ist das "wegrennen" deutlich besser geworden. Ich habe mich mega darauf konzentriert, eben nicht rückwärts zu reiten, sondern sie an das Gebiss heranzutreiben und dabei ganz ruhig mit dem Oberkörper zu bleiben. Nicht immer einfach bei einem Pferd, das so eine enorme Übersetzung hat wie diese Stute. Aber es hat gut geklappt. Leider bin ich mir sicher, dass bei diesem Pferd auch ein gesundheitliches Problem vorliegt, deshalb hat sie jetzt Pause und am Donnerstag einen Kliniktermin.

Aber wie gesagt - sobald die korrekt an den Zügel treten musste und sich von hinten nach vorne an die Anlehnung rantreiben ließ, wurde die Rennerei viel, viel besser und auf einmal schwitze die auch beim Reiten, das hat sie zu ihrer Rennzeit nie gemacht, die hatte Kondition für 3. Seit sie die richtige Muskulatur beansprucht, schwitzt sie und ist danach auch zufrieden und ausgeglichener.

Snoeffi

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"Willkommen im Leben"

So sind viele mit Bluteinschuss und der größte Fehler, den man machen kann, ist dieses übermäßige vorwärts zu erlauben oder gar noch zu fördern.

Mein Weg wäre auch Kopfarbeit an der Hand/DL, Bodenarbeit - neue Sachen für die Birne. Stehen! und warten! lernen. Hinstellen, das ganze Pferd abklopfen, bis er sich auf dich konzentriert - das ist anstrengend und leichtes ablenken lassen zeugt nicht von Übereifer, sondern von mangelnder Konzentrationsfähigkeit (sein Kopf gibt noch nicht her, was der Körper leisten kann/will).

Freispringen: Reihen bauen, bei denen er denken muss, natürliches vorwärts aber auch zurückkommen entwickeln kann. Reiten - am langen Zügel, bis der runter kommt (mental) - da halte ich es mit Bemelmans, der ganz klar sagt: bevor keine Ruhe drin ist, ist an Arbeit nicht zu denken. Auf dem Zirkel arbeiten, versuchen da vor allem den Schenkelgehorsam im Schritt am langen Zügel zu verbessern. Arbeite mit Stangen, Gassen, Labyrinth oder was immer seine Aufmerksamkeit fordert und fördert. Bau Fächer (hoch-tief Stangen) über die er treten muss. Ganz grundsätzlich alles, was ihn motiviert, die Sache in Ruhe und überlegt zu bewältigen. Einzelne Hufe/Beine bewegen usw, usw. Wenn er kaspert und abschweift, Runde Schritt, und wieder ran an die Aufgabe.

Grundsätzlich solche Pferde immer bewusst untertourig über den Sitz reiten. Und wenn das alles installiert ist, kann das ein Kandidat sein, den man sich später am besten in einem kontrollierten, frischen Galopp im leichten Sitz löst. Davor müssen aber die Grundlagen geschaffen werden, und Tempounterschiede über den Sitz abrufbar sein. Arbeitszeit geschätzt: zwei Jahre.

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Heimat ist, wo ich sterben will...

Wir hatten auch so eine. Irgendwann musste icb einsehen, die ist mit mir als dressurreiter nicht ausgelastet. Habe sie schweren herzens als springpferd verkauft. Sie ging dann erfolgreich bis S

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Nicht ärgern! Nur wundern.....

Ich habe auch so einen Kandidatin, jetzt 6. Auch hier meinten viele, man müsste sie kontrolliert ruhig reiten. Seitengänge, viele Schrittpausen, immer wieder anhalten. Alles nett, aber nichts hat nachhaltig etwas bewirkt. Gerade das untertourig oder zurückreiten führte eher zum Gegenteil. Wie schon oben beschrieben rollte sie sich dann eher ein und marschierte ohne Rücken.
Genau wie Snoeffi sagt, versuchen über korrekten Sitz ran zu kommen. Weiterreiten, durchaus vorwärts (ohne rennen zu lassen) und sich immer wieder korrigieren lassen oder selbst korrigieren nicht ins Halten zu kommen. Dadurch ist es nicht am nächsten Tag besser, aber es wird. Und tatsächlich "müde" bekommt man so ein Pferd auch mit 2 oder 3 Stunden Arbeit nicht. Soll und will man ja eigentlich auch gar nicht, man will sie nur mal endlich zum Ausatmen und Loslassen bekommen.

Und natürlich möglichst viel Abwechslung, wenn machbar - Longe, Freispringen, Ausreiten, Dressur usw.

Lieben Dank für die vielen Antworten! Es ist total interessant zu lesen wie andere mit solchen Pferden umgehen. Untertourig reiten führt bei ihm tatsächlich nur zu Spannungen, festem Rücken und dann Widersätzlichkeiten. Über den Sitz ist er auch kaum einzufangen, obwohl ich mich wirklich sehr darauf konzentriere - aber er kommt zB nicht zurück wenn ich hinter seinem Takt leichttrabe.

Was mir aber durch eure Kommentare aufgefallen ist und ich gestern und heute probiert habe, ist das "an den Zügel treten in den Übergängen". Er tendiert dazu sich bei den Übergängen herauszuheben und läuft dann natürlich dementsprechend schon in seinem Tempo los und ist nicht bei mir. Das ist mir wirklich ein wenig durchgerutscht - da ich immer tendenziell "Hoh Br" mache - und geht natürlich nicht! Seit gestern habe ich mich extrem darauf konzentriert dass er über den Rücken antrabt, und das hat tatsächlich schon ein bißchen etwas gebracht. Er kann dann nicht sofort in seinem eigenen Tempo loseilen, sondern ist etwas mehr bei mir.

Mein RL ist seit ein paar Wochen krank, ich hoffe er kommt bald zurück. Alleine packe ich den einfach nicht...

Ich habe ihn heute eine Reihe mit In/Outs Freispringen lassen - relativ eng gestellt für ihn - das war anfangs Chaos aber in der dritten Runde ist er zurück gekommen und hat es sich passend gemacht. Auch super Tipp, lieben Dank dafür!

Bist du dir auch sicher, dass er wirklich zu eilig ist? Gerade wenn man immer nur "Schnarchnasen" geritten hat, ist das Gefühl von oben oft ein anderes als das was wirklich ist.

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Die lautesten Kühe geben die wenigste Milch