Bericht aus dem Bayernpferd
Bandagen und Gamaschen – Gefährlicher Irrglaube?
Bandagen und Gamaschen – Gefährlicher Irrglaube? Wie im Artikel “Schiefgewickelt” des Magazins “Bayerns Pferde” ausführlich nachzulesen, haben sich forschende Veterinäre zusammengetan, um herauszufinden was dran ist an dem Für und Wider der Wickelei. Ergebnis der Experten war es, ein große Warnung vor übertriebener Fürsorge auszusprechen. Bandagen und Gamaschen können bei zu intensiver oder falscher Anwendung Sehnenschäden und Drucknekrosen verursachen! Dr. Andreas Franzky, Vorsitzender des Arbeitskreises Pferde der „Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz“ (TVT) gibt eine Anekdote wieder, in der eine bandagierte Stute ähnliche Symptome zeigte wie bei einer Kolik und die Ursache war letztenendes der Hitzstau unter den Bandagierkissen und Bandagen. Auch wir kennen das! Wenn wir im Winter mit dicken Fellstiefeln in ein Geschäft kommen, was geheizt wird, verspüren auch wir das verlangen die Stiefel auszuziehen. Im schlimmsten Fall kann es auch bei einem Menschen zum Kreislaufabsacken kommen. Erzeugt durch einen Hitzestau am Knöchel, kann es einem schwindelig und unwohl werden. Ähnlich wird das ein Pferd empfinden. Die Experten bestätigen die gute, kratzschützende Wirkung und Wundvorbeugung gut gepolsterter, weicher Gamaschen oder Bandagen bei der Ausbildung junger und noch wenig ausbalancierter Pferde. Sie warnen jedoch ausdrücklich vor der falschen Anwendung von Gamaschen beim Springen, diese richten erheblich Schäden an den Sehnen an.
Große Irrglauben:
Wärme – Dauererwärmung schadet dem Pferdebein! Die Übertriebene Sorge, um Verletzungen der Pferdebeine vorzubeugen, schadet dem Pferd mehr als es ihm hilft. So sollten Pferde beim Koppelgang am besten „barfuß“ sein, weil sich unter den Gamaschen und Bandagen Schmutz, Sand und Planzenteile sammeln, die scheuern; sie saugen sich zu dem mit Flüssigkeiten und Feuchtigkeit voll, was reibt. Im Sommer wird es darunter so heiß, dass es für das Pferd mehr als unangenehm ist. Bei der durchgeführten Studie testete man die Temperatur am Pferdebein im Ruhezustand. Diese lag normal bei 24° C und unter den Beinschützern bei bis zu 36° C. Diese Temperaturen verursachen Funktionsstörungen der Sehnen, so Jochen Lill, Physiotherapeut und Osteopath vom Rehazentrum Antdorf. Deshalb sind sich verschiedene Experten einig: Nach dem Reiten sofort die Beinschützer runter! Und unten lassen. Stallbandage – Behinderung des Lymphsystems! Eine Studie mit dem Namen „Auswirkung und klinische Relevanz von Woll(Stall)bandagen mit wattierten Unterlegern und Strickstrümpfen auf den Lymphfluss im Pferdebein“, aus dem Jahr 2006 belegte, dass Stallbandagen nicht zweckmäßig sind. Professor Dirk Berens von Rautenfeld und Dr. Christina Fedele von der Tierärztlichen Hochschule Hannover erklären, dass „Die scheinbare, optisch positive Wirkung der Bandagierung erklärt sich dadurch, dass in dem komprimierten Gewebe keine Wassereinlagerung stattfinden kann.“ Das Lymphsystem wird in seiner Arbeit massiv behindert und schädigt auf Dauer chronisch! Stallgamaschen – Sie bilden Nekrosen und das Gewebe stirbt ab! Zu sogenannten Drucknekrosen auf der Haut des Röhrbeins oder des Sehnenstrangs kann es durch Stallgamaschen kommen oder wenn man vergisst die Reitgamaschen über Nacht abzunehmen, betont Dr. Christian Bingold, Leiter der Pferdeklinik Großostheim. Als Hintergrund nennt er den permanenten Druck auf das Pferdebein, der die Sauerstoffversorgung beeinträchtigt und das Gewebe absterben lässt. Nach der Heilung zeigen sich dann an der entsprechenden Stelle meist weiße Haare, bei Schimmeln sind es schwarze. Stütze, Entlastung und Schlagschutz – Irrglaube, der uns von den Marketingabteilungen der Gamaschen- und Bandagenhersteller eingeredet wird, damit wir möglichst viel und oft kaufen! Gamaschen können vor Kratzern, aber nicht vor Schlägen schützen. Das Anlegen und Einwickeln stützt nicht ab, entlastet nicht und hält keine Schläge ab. Warum??? – erklärt Dr. Peter Witzmann aus Leinfelden-Echterdingen im Magazin “Bayerns Pferde”: Beim Bandagieren wickelt man die Bandage zirkulär ums Bein. Die Kraft, die etwa beim Springen auf das Bein wirkt, wirkt von oben nach unten. Bandagen können diese Kräfte nicht abfedern! Gleiches gilt für Gamaschen. Wenn man das Pferdebein vor Überdehnung schützen wöllte, müssten die Gamaschen so fest sitzen, dass sie eine Einschränkung der Bewegung und mangelnde Versorgung des Beins in Kauf nehmen müssten! Stoßdämpfung - 2001 hat die Fachzeitschrift „Cavallo“ mittels Beschleunigungssensoren vom Biomechaniker Dr. Parvis Falaturi messen lassen, ob sich Stützgamaschen, die den Fesselkopf umschließen, als stoßdämpfend erweisen. Das Ergebnis – Von dämpfenden Effekten keine Spur. Das Magazin zitiert Falaturi, der die Messreihen durchführte: „Was im Bein passiert, wird durch Boden und Beschlag, nicht aber durch Gamaschen beeinflusst.“
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