Ich kann leider das Video aufgrund meiner fürchterlich langsamen Internetverbindung nicht anschauen, aber aus den Beiträgen der anderen Schreiber und Deinen Gedanken, glaube ich, dass Dein Problem meinem ganz ähnlich ist, denn auch ich neige dazu, mich so sehr auf meine reiterliche Baustelle zu konzentrieren, dass ich mich verkrampfe und mein Pferd nimmt das natürlich auf und beginnt prompt mit den Zähnen zu knirschen. Nun sind meine reiterlichen Baustellen meine teilweise wackelnden Füße - ein Trainer meinte mal, wenn man da Glocken dran hängt, dann klingt das wie ein Almauftrieb
Ich habe mir aber mal vor Jahren ein Buch gekauft, in dem Übungen vorgeschlagen werden, die man ohne Pferd und wo immer man ist, machen kann, denn natürlich gibt es nie nur eine reiterliche Baustelle, sondern stets auch ihre Ursache und die liegt sehr oft darin, dass man sich auf ein Problem, wie beispielsweise das Aussitzenkönnen so sehr konzentriert, dass man im Bemühen, nicht immer auf der Sitzfläche des Sattels herumzuhopsen, gegen den Schwung sitzt, anstatt sich von ihm mitnehmen zu lassen. Ich konnte diese Probleme früher, als ich noch eine feste Trainerin hatte, durch Sitzlongen lösen, denn ich durfte beispielsweise auf dem Pferd Ball spielen. Hierfür wurde ein Tennusball in eine Socke gesteckt, die an ein Band gebunden und das Band wurde um mein Handgelenk geknotet. Wenn man dann den Ball hochwirft und ihn dann zu fangen versucht, vergisst man natürlich auch ganz schnell das eigentliche Problem, weil man die Konzentration davon weglenkt und schon kann man sitzen! Man muss nur vorsichtig testen, ob das Pferd solche Spiele akzeptiert, aber wenn ja, dann fördern sie den unabhängigen Sitz ungemein und man lernt sich zu entspannen und verkrampft nicht im Bemühen, ein Körperteil zu kontrollieren, den gesamten Körper.
Nachdem ich aber keine feste Trainerin mehr habe, mache ich für mich alleine die Übung, die mein Problem verbessern kann und auch wenn sich das natürlich auf dem Pferd immer anders anfühlt, als wenn ich auf dem Bett oder auf dem Teppich liege und "turne", merke ich, dass es mein Körpergefühl fördert und mir hilft, mich auch auf dem Pferd zu entspannen und nicht so viel zu denken, sondern mehr zu fühlen.
Vor Kurzem habe ich dann noch mit einer Trainerin gesprochen, die Pilates für Reiter anbietet und das scheint mir wirklich ausgesprochen sinnvoll zu sein - ich denke noch darüber nach, ob ich sie einladen soll, hier mal einen Kurs zu geben, aber ich befürchte leider, dass viele Reiter das für Quatsch halten, weil der Reiter ansich ja ungern zugibt, dass er auch nach Jahren im Sattel sein Anfängerproblem nie ganz überwinden konnte ... aber so löst man es eben meist auch nie.
Natürlich gibt es trotzdem Tage, an denen es mit der Entspannung und all den guten Vorsätzen im Sattel nichts wird und in dem Fall steige ich dann entweder ab und lasse mein Pferd grasen oder ich trödle am langen Zügel eine Runde durch den Wald und mache mich dabei frei von allem Erwartungs- und Leistungsdruck, den ich mir so gern selbst auferlege und durch den ich mich im Bemühen meine Baustellen zu schließen, so sehr verspanne, dass meine Füße erst recht wackeln

_________________

Geh Wege, die noch niemand ging, damit Du Spuren hinterlässt und nicht nur Staub
(Antoine de Saint Exupéry)