La Traviata hat geschrieben:
Frage nun: war das, was ich gestern getan habe, die totale Katastrophe oder war es schlicht vernünftig (ich habe so meine Zweifel zu schnell aufgegeben zu haben) und was hätte ich sonst tun können oder müssen. Ist das, was ich Montag vorhabe sinnig? Und was tue ich, wenn sie wieder so explodiert? Ich würde es, unter Aufsicht, auch auf eine Diskussion ankommen lassen, weil ich mir fast sicher bin, das auszusitzen. Aber was tut man mit einem solchen Geschoss, das einfach nur noch rennt, rennt, rennt?!

Und was mache ich schon vorher, wenn sie anfängt zu spannen denn am besten noch? Eher vorwärts schicken oder eher "zurück reiten"?
Totale Katastrophe - sicher nicht, und es ist ja auch niemandem etwas passiert. Ich hätte sicher anders reagiert, aber jeder ist da verschieden und wenn es um fremde, unbekannte Pferde geht, ist es oft besser, "defensiver" vorzugehen.
Nun muss man sich mal überlegen, das Lauftier Pferd ist plötzlich eingesperrt und muss sein Laufbedürfnis stillen - unterm Reiter (der damit nicht ganz konform geht, sondern arbeiten möchte).
Ich gehe in solchen Situationen folgenden Kompromiss ein: Zunächst darf sich das Pferd bewegen, denn wenn ich jetzt totale Konzentration und Feintuning von ihm verlange, kommt es zur Explosion (hast du ja schon gemerkt!).
Heißt: ausreichend Schritt - probiere mal, ob die Stute beim Führen weniger hibbelig ist; besser als ein Kaltstart ist allemal die Führmaschine...
Dann wird leichtgetrabt und wenn das Pferd dir mitteilt, jetzt würde es gerne galoppieren, dann wird galoppiert. Die Mitteilung hast du ja auch bekommen.
Das alles allerdings unter völliger Kontrolle! Sprich, das Pferd muss in meinem gewählten Tempo gehen (Arbeitstempo), es muss durchs Genick gehen, es muss sich da entlang reiten lassen, wo ich hin möchte (Zirkel + ganze Bahn). Für Durchgehversuche gibt's einen auf den Zahn, ganz klar, das geht gar nicht.
Also: der Reiter gibt die Regeln vor, das Pferd darf sich bewegen, ohne arbeiten zu müssen, das ist der Kompromiss.
Bisher bin ich mit verschiedensten Pferdetypen super damit gefahren, am besten nehmen es Pferde mit hohem Vollblutanteil an.
Es kann schonmal sein, dass man nur 2 Min. trabt und dann 10-15 Min. galoppiert, bitte, wenn's das Pferd glücklich macht! Anschließend geht man Schritt am langen Zügel, die Pferde sind merklich gelöst. Und dann wird gearbeitet: verkürzte Lösungsphase (warm sind Pferd+ Reiter schon) mit Schwerpunkt auf Übergängen und Biegungen und dann kommt die Arbeitsphase.
Vorheriges Laufenlassen finde ich kritisch, selbst bei längerem Schrittführen hauen manche Pferde krasse Stops und Haken rein, die Halle lässt es von Ausmassen und Boden nicht immer zu bzw. sie ist im Winter niemals leer usw. usf.
Am wichtigsten ist, dass der Reiter lässig bleibt und das Pferd einfach mal gehen lässt - und am allerwichtigsten ist, dass man dem Pferd nicht durchgehen lässt, dass es die "Regeln" übertritt, s.o. Also da unbedingt konsequent sein, es gibt Schlaumeier, die dann gerne ein Wettrennen veranstalten wollen o.ä., das geht gar nicht!!
Wenn die Stute aber schon L-sicher ist, wird sie ja einigermaßen rittig und kultiviert sein, so dass du sie entsprechend zur Ordnung rufen kannst, sollte das die Situation erfordern.
Probier's aus, vielleicht nicht nur 1-2 Mal, sondern etwas öfter. Natürlich ersetzt dies keine artgerechte Haltung, aber ich denke, es ist ein Kompromiss, mit dem man leben kann, wenn man das tun muss.
