*lieschen* hat geschrieben:
ich kann Stall Hitloge nur beipflichten. Zeit, Ruhe, Geduld, in den richtigen Momenten nachgeben und Druck aufbauen ist das wichtigste und der Schlüssel zum Erfolg. Damit bekommt man jedes Pferd auf den Anhänger. Jedes!
Ausrüstung war/ist bei mir ein Knotenhalfter nebst langem (ganz wichtig!) Bodenarbeitsseil.
[...]
Dem kann ich noch etwas hinzufügen. Etwas vernünftiges auf den Kopf des Pferdes: das kann Trense, Knotenhalfter, Steiggebiss oder was auch immer sein - Hauptsache man kann es bedienen und es ist nicht nur ein simples Halfter.
Man muss Menschen dabei haben, die wissen was sie tun. Manchmal geht das Druckaufbauen von hinten halt nur zu dritt (zwei hinten einer am Kopf). Diese Menschen müssen ruhig bleiben, gleichartig arbeiten und erkennen, ob ein Pferd nun gerade stur ist, Angst hat oder etwas ausdiskutieren möchte.
Alle evtl. benötigten Utensilien griffbereit vor dem Anfangen bereitlegen (Futter, Besen, Peitsche, Longen) und Handschuhe anziehen !
Jetzt liest man hier gleich Besen, Peitsche, Longen - das hört sich schlimm an, aber ich fange zunächst ganz normal an. Wenn man dann aber feststellt, dass normaler Druck durch hinterhergehen nicht aussreicht, weil das Pferd eben doch unwillig und nicht ängstlich ist, dann hilft so ein Besen einmal richtig gewedelt, besser als 20 mal draufherumgehutschelt, mit der Hand gehauen etc. Genauso habe ich lieber eine Peitsche mit langem Schlag in der Hand, mit der ich gezielt und einmal an die Röhren hauen kann, wenn nötig als eine Gerte, bei der ich Gefahr laufen könnte, dass ich an einem hauenden Pferd zu dicht dran stehe.
Sehr wichtig: der, der das Auto fährt, sollte einmal (Ja ich weiss es ist verboten) eine kurze Strecke mit Kurven, schnell und langsam mit ordentlich Bremsen oder stark Bremsen mitfahren. Danach wird jeder nicht mehr beschleunigen, als hätte er keinen Anhänger dran und dann kann man auch viele Problem gar nicht erst aufkommen lassen !
Bevor ich jetzt gelyncht werde: In 98 % der Fälle benötige ich von den Utensielien nichts weiter, weil es so geht. Aber wenn man die eilweise jungen Pferde noch nicht kennt, habe ich halt lieber alles parat, was gerade nötig sein könnte und renne nciht hilflos auf dem Hof herum (noch schlimmer stehe an fremden Ort ohne Hilfsmittel).
Im letzten Jahr habe ich mit zwei Freundinnen zusammen deren Stute verladen. Beide haben Bereiter gelernt und zwar nicht irgendwo, sondern in sehr renomierten Betrieben. Die wissen also was man tut. Die zu verladende Stute hatte schon öfter gezeigt, dass sie in gewissen Situationen erstmal auskämpft oder testet. So einen Tag haben wir erwischt. Die wollte wirklich nicht. Also haben wir zu zweit hinten Druck ausgeübt, vorne gab es Geld = Belohnung durch Nachgeben. Immer wieder Druck - nachgeben. Dennoch war sie, wenn sie halb hochwar, mit affenartiger Geschwindigkeit plötzlich unvermittelt wieder unten. Darauf richtig böse zurückgeschickt im Rückwärtsrichten und wieder von vorne. Wir mussten Besen und Peitsche einsetzen, sie hat zurückgehauen und sich teilweise fürchterlich aufgeführt. Zuschauer kamen und gingen. Es war aber uns allen drei Beteiligten völlig klar, das das ein gewaltiger Machtkampf war. Nach 45 Minuten war sie oben und wir patchnass geschwitzt (sie trocken). Auf der Stutenschau angekommen, Schau mitgemacht. Dann hatten wir schon lange Gesichter, weil wir die klugscheissenden Züchter mit Kommentaren schon um uns herum sahen. Aber mitnichten: Anhänger sehen, einmal anfragen, ob wir das wohl ernst meinen. Ja meinen wir und wir stehen auch wieder hinter Dir. Und das Ross geht völlig klaglos flott hoch. Seit diesem Tag war Verladen nie mehr ein Problem. Manchmal fragt sie wohl nochmal an und stockt/Stoppt, aber ein energisches Ansprechen wirkt sofort Wunder.
Diese Vorgehensweise geht natürlich nicht mit jedem Pferd und da ist die Krux.
Die wenigsten deuten ihr Pferd wirklich und reagieren auch korrekt. Das kann man üben oder trainieren, in dem man sich mit Bodenarbeit beschäftigt.
Ich selber habe Pferdeumgang noch bie erfahrenen alten Leuten gelernt und muss in den letzten Jahren mit Erstaunen feststellen, dass Dinge, die für mich und meine Bekannten eine Selbstverständlichkeit sind, vielen so weder bekannt sind, noch es ihnen irgendwer gezeigt hat. So habe ich bei einem Bodenarbeitstraining, dass eine Freundin durchführt schon Schulreiter gesehen, die geradezu daran verzweifelten, dass ihr Schulpferd sich nicht rückwärts schieben liess oder ihnen permanent auf die Füsse latschte. Mir war es nicht klar, dass das, was ich so im Unterbewusstsein mache eben keine Selbstverständlichkeit ist. Und wenn man dann auf erfahrene Leute trifft, die einem so etwas völlig normal zeigen, könnten viel mehr Leute besser mit ihrem Pferd umgehen. Das ist auch wieso diese Gurus so Erfolg haben ! Die haben erkannt, dass man damit richtig Geld machen kann, wenn man Selbstverständlichkeiten möglichst teuer an den Mann bringt (naja: Frau...).
Besagte Freundin würde auch ein Verladetraining abhalten. Ostfriesland ist jetzt nicht um die Ecke, aber auch nicht total weit: Sie ist Partnerbetrieb der Initiative Hannoveraner Erleben und hat die Lehrgänge nach Kreinberg mitgemacht und hält so etwas selber ab, wenn erwünscht.