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Das große Geschnatter geht weiter!
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BeitragVerfasst: 23. September 2007, 20:56 
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ok, mein fehler.

Kid Vicious hat geschrieben:
Ich bin davon ausgegangen, dass du der Meinung bist, dass man nur "richtig" reiten lernt durch das Lesen von unzähligen Büchern!


spannend was man in aussagen alles so reininterpretiern kann.

mal andersrum gefragt:
ist es schlimm sich mit dem thema zu befassen und nach möglichkeit die dinge die man macht richtig zu machen?
ich glaube kaum das ein rl ALLES vermitteln kann. es sei denn er hat nichts anderes zu tun.

ich finde man ist es dem pferd schuldig sich gedanken zu machen.
wenn man schon nicht regale vollte bücher hat, sollte man zumindest die richtlinien mal gelesen haben. und verstehen was drin steht.

und natürlich lernt man nicht "richtig" reiten nur weil man liest.
aber die chance ist doch nicht unerheblich das man gewisse dinge einfach besser versteht und verinnerlicht und ggf. umsetzen kann.

sind wir doch mal ehrlich, im netz tummeln sich viele leute rum die "reiten können" aber nichts von der natürlichen schiefe, geschweige den die reihenfolge der sda wissen.
das dies alles aber der gesundhaltung des pferdes dient, soweit denken leider nicht alle.

Kid Vicious hat geschrieben:
@ mayfay: Kein Grund dazu gleich so patzig zu werden...


wenn du das schon als patzig empfindest, dann warte mal bis ich es wirklich bin :wink:

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BeitragVerfasst: 23. September 2007, 21:04 
Heidenei, jetzt erklären sich, von Ausnahmen abgesehen, geistige Butterfahrer und Schnäppchenjäger, warum es toll ist, nix zu wissen. Oder nix bringt, was zu wissen. Wen wundern da noch Pisa und die Tatsache, dass 90 % der Reitschüler die notwendigen geistigen Voraussetzungen für effektiven Unterricht nicht mitbringen? Mich jedenfalls nicht.


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BeitragVerfasst: 23. September 2007, 21:04 
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ich bin nach wie vor der meinung, ohne das theoretische grundwissen geht es nicht! in keinem bereich!

oder warum macht man eine ausbildung, die IMMER einen theoretischen teil beinhaltet?! auch für eine reitabzeichenabnahme muss ich einen theorieteil bestehen und das völlig zu recht


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BeitragVerfasst: 23. September 2007, 21:05 
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hugh...die vogelgrippe hat gesprochen...



ach ne...das war ja H5N2....

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BeitragVerfasst: 23. September 2007, 21:09 
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BeitragVerfasst: 23. September 2007, 21:17 
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Ich denke, jetzt wird hier ein bißchen viel Wirbel gemacht, oder?? Die einen Lesen gerne und bilden sich im Theoretischen weiter, die anderen erfahren vieles Lieber von RL, viele können vom Zuschauen provitieren, die anderen lesen interessante Artikel in Zeitschriften.....
Leute, jeder hat doch ne andere Meinung....... :wink:
Eine Bekannte von mir liest ein Buch nach dem anderen, kauft und verkauft ein Pferd nach dem anderen, kommt mit keinem Pferd zurecht, meint aber durch ihr angelesenes Wissen eine Form des Pferdeflüsterers zu sein!! :alol: Wie gut, dass wir jeder eine andere Meinung haben! Ansonsten würden wir entweder NUR vom RL lernen, oder alle NUR in Büchern lesen und die RL wären arbeitslos..... :alol:
Das wär doch schrechklich, oder??

LG, Sabine :-|


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BeitragVerfasst: 23. September 2007, 21:19 
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Hoppala, da hat das Bienchen aber ein paar Rechtschreibfehler reingeschummelt!! Aber hey, da können wir ein Suchspiel draus machen.... Wer hat was gefunden?!?!?
:alol: :alol: :alol: :alol:


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BeitragVerfasst: 23. September 2007, 21:19 
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kid, um keinen weitern streit aufkommen zu lassen:

DU hast recht und ICH meine ruhe.

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BeitragVerfasst: 23. September 2007, 21:19 
Beantwortung der Frage : Was ist Aufklärung ?

(5. Dezemb. 1783, S. 516)I

Immanuel Kant


A u f k l ä r u n g i s t d e r A u s g a n g d e s M e n s c h e n a u s s e i n e r s e l b s t v e r s c h u l d e t e n U n m ü n d i g k e i t. U n m ü n d i g k e i t ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. S e l b s t v e r s c h u l d e t ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude ! Habe Mut, dich deines e i g e n e n Verstandes zu bedienen ! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.

Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung frei gesprochen |2| (naturaliter maiorennes), dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben ; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt, u. s. w. : so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann ; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen. Daß der bei weitem größte Teil der Menschen (darunter das ganze schöne Geschlecht) den Schritt zur Mündigkeit, außer dem daß er beschwerlich ist, auch für sehr gefährlich halte : dafür sorgen schon jene Vormünder, die die Oberaufsicht über sie gütigst auf sich genommen haben. Nachdem sie ihr Hausvieh zuerst dumm gemacht haben, und sorgfältig verhüteten, daß diese ruhigen Geschöpfe ja keinen Schritt außer dem Gängelwagen, darin sie sie einsperreten, wagen durften : so zeigen sie ihnen nachher die Gefahr, die ihnen drohet, wenn sie es versuchen, allein zu gehen. Nun ist die Gefahr zwar eben so groß nicht, denn sie würden durch einigemal Fallen wohl endlich gehen lernen ; allein ein Beispiel von der Art macht doch schüchtern, und schreckt gemeiniglich von allen ferneren Versuchen ab.

Es ist also für jeden Menschen schwer, sich aus der ihm beinahe zur Natur gewordenen Un|3|mündigkeit herauszuarbeiten. Er hat sie sogar lieb gewonnen, und ist vor der Hand wirklich unfähig, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, weil man ihn niemals den Versuch davon machen ließ. Satzungen und Formeln, diese mechanischen Werkzeuge eines vernünftigen Gebrauchs oder vielmehr Mißbrauchs seiner Naturgaben, sind die Fußschellen einer immerwährenden Unmündigkeit. Wer sie auch abwürfe, würde dennoch auch über den schmalesten Graben einen nur unsicheren Spring tun, weil er zu dergleichen freier Bewegung nicht gewöhnt ist. Daher gibt es nur wenige, denen es gelungen ist, durch eigene Bearbeitung ihres Geistes sich aus der Unmündigkeit heraus zu wickeln, und dennoch einen sicheren Gang zu tun.

Daß aber ein Publikum sich selbst aufkläre, ist eher möglich ; ja es ist, wenn man ihm nur Freiheit läßt, beinahe unausbleiblich. Denn da werden sich immer einige Selbstdenkende, sogar unter den eingesetzten Vormündern des großen Haufens, finden, welche, nachdem sie das Joch der Unmündigkeit selbst abgeworfen haben, den Geist einer vernünftigen Schätzung des eigenen Werts und des Berufs jedes Menschen, selbst zu denken, um sich verbreiten werden. Besonders ist hiebei : daß das Publikum, welches zuvor von ihnen unter dieses Joch gebracht worden, sie hernach selbst zwingt, darunter zu bleiben, wenn es von einigen seiner Vormünder, die selbst aller Aufklärung unfähig sind, dazu auf|4|gewiegelt worden ; so schädlich ist es, Vorurteile zu pflanzen, weil sie sich zuletzt an denen selbst rächen, die, oder deren Vorgänger, ihre Urheber gewesen sind. Daher kann ein Publikum nur langsam zur Aufklärung gelangen. Durch eine Revolution wird vielleicht wohl ein Abfall von persönlichem Despotism und gewinnsüchtiger oder herrschsüchtiger Bedrückung, aber niemals wahre Reform der Denkungsart zu Stande kommen ; sondern neue Vorurteile werden, eben sowohl als die alten, zum Leitbande des gedankenlosen großen Haufens dienen.

Zu dieser Aufklärung aber wird nichts erfordert als F r e i h e i t ; und zwar die unschädlichste unter allem, was nur Freiheit heißen mag, nämlich die : von seiner Vernunft in allen Stücken ö f f e n t l i c h e n G e b r a u c h zu machen. Nun höre ich aber von allen Seiten rufen : r ä s o n n i e r t n i c h t ! Der Offizier sagt : räsonniert nicht, sondern exerziert ! Der Finanzrat : räsonniert nicht, sondern bezahlt ! Der Geistliche : räsonniert nicht, sondern glaubt ! (Nur ein einziger Herr in der Welt sagt : r ä s o n n i e r t, so viel ihr wollt, und worüber ihr wollt ; aber g e h o r c h t !) Hier ist überall Einschränkung der Freiheit. Welche Einschränkung aber ist der Aufklärung hinderlich ? Welche nicht, sondern ihr wohl gar beförderlich ? - Ich antworte : der ö f f e n t l i c h e Gebrauch seiner Vernunft muß jederzeit frei sein, und der allein kann Aufklärung unter Menschen zu |5| Stande bringen ; der P r i v a t g e b r a u c h derselben aber darf öfters sehr enge eingeschränkt sein, ohne doch darum den Fortschritt der Aufklärung sonderlich zu hindern. Ich verstehe aber unter dem öffentlichen Gebrauche seiner eigenen Vernunft denjenigen, den jemand a l s G e l eh r t e r von ihr vor dem ganzen Publikum der L e s e r w e l t macht. Den Privatgebrauch nenne ich denjenigen, den er in einem gewissen ihm anvertrauten b ü r g e r l i c h e n P o s t e n, oder Amte von seiner Vernunft machen darf. Nun ist zu manchen Geschäften, die in das Interesse des gemeinen Wesens laufen, ein gewisser Mechanism notwendig, vermittelst dessen einige Glieder des gemeinen Wesens sich bloß passiv verhalten müssen, um durch eine künstliche Einhelligkeit von der Regierung zu öffentlichen Zwecken gerichtet, oder wenigstens von der Zerstörung dieser Zwecke abgehalten zu werden. Hier ist es nun freilich nicht erlaubt, zu räsonnieren ; sondern man muß gehorchen. So fern sich aber dieser Teil der Maschine zugleich als Glied eins ganzen gemeinen Wesens, ja sogar der Weltbürgergesellschaft ansieht, mithin in der Qualität eines Gelehrten, der sich an ein Publikum im eigentlichen Verstande durch Schriften wendet : kann er allerdings räsonnieren, ohne daß dadurch die Geschäfte leiden, zu denen er zum Teile als passives Glied angesetzt ist. So würde es sehr verderblich sein, wenn ein Offizier, dem von seinen Oberen etwas anbefohlen wird, im Dienste |6| über die Zweckmäßigkeit oder Nützlichkeit dieses Befehls laut vernünfteln wollte ; er muß gehorchen. Es kann ihm aber billigemaßen nicht verwehrt werden, als Gelehrter, über die Fehler im Kriegesdienste Anmerkungen zu machen, und diese seinem Publikum zur Beurteilung vorzulegen. Der Bürger kann sich nicht weigern, die ihm auferlegten Abgaben zu leisten ; sogar kann ein vorwitziger Tadel solcher Auflagen, wenn sie von ihm geleistet werden sollen, als ein Skandal (das allgemeine Wiedersetzlichkeiten veranlassen könnte) bestraft werden. Eben derselbe handelt demohngeachtet der Pflicht einer Bürgers nicht entgegen, wenn er, als Gelehrter, wider die Unschicklichkeit oder auch Ungerechtigkeit solcher Ausschreibungen öffentlich seine Gedanken äußert. Eben so ist ein Geistlicher verbunden, seinen Katechismusschülern und seiner Gemeine nach dem Symbol der Kirche, der er dient, seinen Vortrag zu tun ; denn er ist auf diese Bedingung angenommen worden. Aber als Gelehrter hat er volle Freiheit, ja sogar den Beruf dazu, alle seine sorgfältig geprüften und wohlmeinenden Gedanken über das Fehlerhafte in jenem Symbol, und Vorschläge wegen besserer Einrichtung des Religions- und Kirchenwesens, dem Publikum mitzuteilen. Es ist hiebei auch nichts, was dem Gewissen zur Last gelegt werden könnte. Denn was er zu Folge seines Amts, als Geschäftträger der Kirche, lehrt, das stellt er als etwas vor, in Anse|7|hung dessen er nicht freie Gewalt hat, nach eigenem Gutdünken zu lehren, sondern das er nach Vorschrift und im Namen eines andern vorzutragen angestellt ist. Er wird sagen : unsere Kirche lehrt dieses oder jenes ; das sind die Beweisgründe, deren sie sich bedient. Er zieht alsdann allen praktischen Nutzen für seine Gemeinde aus Satzungen, die er selbst nicht mit voller Überzeugung unterschreiben würde, zu deren Vortrag er sich gleichwohl anheischig machen kann, weil es doch nicht ganz unmöglich ist, daß darin Wahrheit verborgen läge, auf alle Fälle aber wenigstens doch nichts der innern Religion Widersprechendes darin angetroffen wird. Denn glaubte er das letztere darin zu finden, so würde er sein Amt mit Gewissen nicht verwalten können ; er müßte es niederlegen. Der Gebrauch also, den ein angestellter Lehrer von seiner Vernunft vor seiner Gemeinde macht, ist bloß ein P r i v a t g e b r a u c h ; weil diese immer nur eine häusliche, obzwar noch so große, Versammlung ist ; und in Ansehung dessen ist er, als Priester, nicht frei, und darf es auch nicht sein, weil er einen fremden Auftrag ausrichtet. Dagegen als Gelehrter, der durch Schriften zum eigentlichen Publikum, nämlich der Welt, spricht, mithin der Geistliche im ö f f e n t l i c h e n G e b r a u c h e seiner Vernunft, genießt einer uneingeschränkten Freiheit, sich seiner eigenen Vernunft zu bedienen und in seiner eigenen Person zu sprechen. Denn daß die Vormünder des Volks |8| (in geistlichen Dingen) selbst wieder unmündig sein sollen, ist eine Ungereimtheit, die auf Verewigung der Ungereimtheiten hinausläuft.

Aber sollte nicht eine Gesellschaft von Geistlichen, etwa eine Kirchenversammlung, oder eine ehrwürdige Classis (wie sie sich unter den Holländern selbst nennt) berechtigt sein, sich eidlich unter einander auf ein gewisses unveränderliches Symbol zu verpflichten, um so eine unaufhörliche Obervormundschaft über jedes ihrer Glieder und vermittelst ihrer über das Volk zu führen, und diese so gar zu verewigen ? Ich sage : das ist ganz unmöglich. Ein solcher Kontrakt, der auf immer alle weitere Aufklärung vom Menschengeschlechte abzuhalten geschlossen würde, ist schlechterdings null und nichtig ; und sollte er auch durch die oberste Gewalt, durch Reichstäge und die feierlichsten Friedensschlüsse bestätigt sein. Ein Zeitalter kann sich nicht verbünden und darauf verschwören, das folgende in einen Zustand zu setzen, darin es ihm unmöglich werden muß, seine (vornehmlich so sehr angelegentliche) Erkenntnisse zu erweitern, von Irrtümern zu reinigen, und überhaupt in der Aufklärung weiter zu schreiten. Das wäre ein Verbrechen wider die menschliche Natur, deren ursprüngliche Bestimmung gerade in diesem Fortschreiten besteht ; und die Nachkommen sind also vollkommen dazu berechtigt, jene Beschlüsse, als unbefugter und frevelhafter Weise genommen, zu verwerfen. Der Probierstein |9| alles dessen, was über ein Volk als Gesetz beschlossen werden kann, liegt in der Frage : ob ein Volk sich selbst wohl ein solches Gesetz auferlegen könnte ? Nun wäre dieses wohl, gleichsam in der Erwartung eines bessern, auf eine bestimmte kurze Zeit möglich, um eine gewisse Ordnung einzuführen ; indem man es zugleich jedem der Bürger, vornehmlich dem Geistlichen, frei ließe, in der Qualität eines Gelehrten öffentlich, d. i. durch Schriften, über das Fehlerhafte der dermaligen Einrichtung seine Anmerkungen zu machen, indessen die eingeführte Ordnung noch immer fortdauerte, bis die Einsicht in die Beschaffenheit dieser Sachen öffentlich so weit gekommen und bewähret worden, daß sie durch Vereinigung ihrer Stimmen (wenn gleich nicht aller) einen Vorschlag vor den Thron bringen könnte, um diejenigen Gemeinden in Schutz zu nehmen, die sich etwa nach ihren Begriffen der besseren Einsicht zu einer veränderten Religionseinrichtung geeinigt hätten, ohne doch diejenigen zu hindern, die es beim Alten wollten bewenden lassen. Aber auf eine beharrliche, von niemanden öffentlich zu bezweifelnde Religionsverfassung, auch nur binnen der Lebensdauer eines Menschen, sich zu einigen, und dadurch einen Zeitraum in dem Fortgange der Menschheit zur Verbesserung gleichsam zu vernichten, und fruchtlos, dadurch aber wohl gar der Nachkommenschaft nachteilig, zu machen, ist schlechterdings unerlaubt. Ein Mensch kann zwar für seine Person, |10| und auch alsdann nur auf einige Zeit, in dem, was ihm zu wissen obliegt, die Aufklärung aufschieben ; aber auf sie Verzicht zu tun, es sei für seine Person, mehr aber noch für die Nachkommenschaft, heißt die heiligen Rechte der Menschheit verletzen und mit Füßen treten. Was aber nicht einmal ein Volk über sich selbst beschließen darf, das darf noch weniger ein Monarch über das Volk beschließen ; denn sein gesetzgebendes Ansehen beruht eben darauf, daß er den gesamten Volkswillen in dem seinigen vereinigt. Wenn er nur darauf sieht, daß alle wahre oder vermeinte Verbesserung mit der bürgerlichen Ordnung zusammen bestehe : so kann er seine Untertanen übrigens nur selbst machen lassen, was sie um ihres Seelenheils willen zu tun nötig finden ; das geht ihn nichts an, wohl aber zu verhüten, daß nicht einer den andern gewalttätig hindere, an der Bestimmung und Beförderung desselben nach allem seinen Vermögen zu arbeiten. Es tut selbst seiner Majestät Abbruch, wenn er sich hierin mischt, indem er die Schriften, wodurch seine Untertanen ihre Einsichten ins reine zu bringen suchen, seiner Regierungsaufsicht würdigt, sowohl wenn er dieses aus eigener höchsten Einsicht tut, wo er sich dem Vorwurfe aussetzt : Caesar non est supra grammaticos*, als auch und noch weit mehr, wenn er seine oberste Gewalt so weit erniedrigt, den geistlichen Despotism einiger Tyrannen |11| in seinem Staate gegen seine übrigen Untertanen zu unterstützen.

Wenn denn nun gefragt wird : Leben wir jetzt in einem a u f g e k l ä r t e n Zeitalter ? so ist die Antwort : Nein, aber wohl in einem Zeitalter der A u f k l ä r u n g. Daß die Menschen, wie die Sachen jetzt stehen, im ganzen genommen, schon im Stande wären, oder darin auch nur gesetzt werden könnten, in Religionsdingen sich ihres eigenen Verstandes ohne Leitung eines andern sicher und gut zu bedienen, daran fehlt noch sehr viel. Allein, daß jetzt ihnen doch das Feld geöffnet wird, sich dahin frei zu bearbeiten, und die Hindernisse der allgemeinen Aufklärung, oder des Ausgangs aus ihrer selbst verschuldeten Unmündigkeit, allmählich weniger werden, davon haben wir doch deutliche Anzeigen. In diesem Betracht ist dieses Zeitalter das Zeitalter der Aufklärung, oder das Jahrhundert F r i e d e r i c h s.

Ein Fürst, der es seiner nicht unwürdig findet, zu sagen : daß er es für Pflicht halte, in Religionsdingen den Menschen nichts vorzuschreiben, sondern ihnen darin volle Freiheit zu lassen, der also selbst den hochmütigen Namen der T o l e r a n z von sich ablehnt : ist selbst aufgeklärt, und verdient von der dankbaren Welt und Nachwelt als derjenige gepriesen zu werden, der zuerst das menschliche Geschlecht der Unmündigkeit, wenigstens von Seiten der Regierung, entschlug, und jedem frei ließ, sich |12| in allem, was Gewissensangelegenheit ist, seiner eigenen Vernunft zu bedienen. Unter ihm dürfen verehrungswürdige Geistliche, unbeschadet ihrer Amtspflicht, ihre vom angenommenen Symbol hier oder da abweichenden Urteile und Einsichten, in der Qualität der Gelehrten, frei und öffentlich der Welt zur Prüfung darlegen ; noch mehr aber jeder andere, der durch keine Amtspflicht eingeschränkt ist. Dieser Geist der Freiheit breitet sich auch außerhalb aus, selbst da, wo er mit äußeren Hindernissen einer sich selbst mißverstehenden Regierung zu ringen hat. Denn es leuchtet dieser doch ein Beispiel vor, daß bei Freiheit, für die öffentliche Ruhe und Einigkeit des gemeinen Wesens nicht das mindeste zu besorgen sei. Die Menschen arbeiten sich von selbst nach und nach aus der Rohigkeit heraus, wenn man nur nicht absichtlich künstelt, um sie darin zu erhalten.

Ich habe den Hauptpunkt der Aufklärung, die des Ausganges der Menschen aus ihrer selbst verschuldeten Unmündigkeit, vorzüglich in R e l i g i o n s s a c h e n gesetzt : weil in Ansehung der Künste und Wissenschaften unsere Beherrscher kein Interesse haben, den Vormund über ihre Untertanen zu spielen ; überdem auch jene Unmündigkeit, so wie die schädlichste, also auch die entehrendste unter allen ist. Aber die Denkungsart eines Staatsoberhaupts, der die erstere begünstigt, geht noch weiter, und sieht ein : daß selbst in Ansehung seiner G e |13| s e t z g e b u n g es ohne Gefahr sei, seinen Untertanen zu erlauben, von ihrer eigenen Vernunft ö f f e n t l i c h e n Gebrauch zu machen, und ihre Gedanken über eine bessere Abfassung derselben, sogar mit einer freimütigen Kritik der schon gegebenen, der Welt öffentlich vorzulegen ; davon wir ein glänzendes Beispiel haben, wodurch noch kein Monarch demjenigen vorging, welchen wir verehren.

Aber auch nur derjenige, der, selbst aufgeklärt, sich nicht vor Schatten fürchtet, zugleich aber ein wohldiszipliniertes zahlreiches Heer zum Bürgen der öffentlichen Ruhe zur Hand hat, - kann das sagen, was ein Freistaat nicht wagen darf : r ä s o n n i e r t, s o v i e l i h r w o l l t, u n d w o r ü b e r i h r w o l l t ; n u r g e h o r c h t ! So zeigt sich hier ein befremdlicher nicht erwarteter Gang menschlicher Dinge ; so wie auch sonst, wenn man ihn im großen betrachtet, darin fast alles paradox ist. Ein größerer Grad bürgerlicher Freiheit scheint der Freiheit des G e i s t e s des Volks vorteilhaft, und setzt ihr doch unübersteigliche Schranken ; ein Grad weniger von jener verschafft hingegen diesem Raum, sich nach allem seinen Vermögen auszubreiten. Wenn denn die Natur unter dieser harten Hülle den Keim, für den sie am zärtlichsten sorgt, nämlich den Hang und Beruf zum f r e i e n D e n k e n, ausgewickelt hat : so wirkt dieser allmählich zurück auf die Sinnesart des Volks (wodurch dieses d e r F r e i h e i t z u h a n d e l n |14| nach und nach fähiger wird), und endlich auch sogar auf die Grundsätze der R e g i e r u n g, die es ihr selbst zuträglich findet, den Menschen, der nun m e h r a l s M a s c h i n e ist, seiner Würde gemäß zu behandeln.II

Königsberg in Preußen, den 30. Septemb. 1784.

I. K a n t.

Und mehr gibts dazu nicht zu sagen.

gruß finchen


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BeitragVerfasst: 23. September 2007, 21:23 
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finchen, das wird kein mensch lesen...


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BeitragVerfasst: 23. September 2007, 21:24 
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Rhapsody hat geschrieben:
Zitat:
ich lese auch ganz gern ABER findet ihr, dass ihr dadurch besser reitet? da es notwendig ist, um reiten zu lernen?


In gewisser Hinsicht vielleicht... ein gesundes Zusammenspiel zwischen theoretischen Grundsätzen und praktischer Anwendung ist sicherlich nicht verkehrt... hierbei sei dahingestellt, ob dieses theoretische Grundwissen nun durch Bücher oder einen fachlich guten RL erfolgt...

Ich persönlich hatte leider nie einen RL, der soviel Wert auf Theorie gelegt hat, dass das Gelernte dem Wissen, das ich mir angelesen habe, nahe kam....

Ich hole mir aus der Literatur Anregungen, lese halt "dazu"...
Durch das Lesen allein lernt man mit Sicherheit nicht reiten...

Aber ich finds nützlich - ich lese z.B. viele Sachen, die den Umgang mit Pferden, Haltung, Bodenarbeit, etc. behandeln... das Drumherum eben... was ja nun auch nicht ganz unwichtig ist, um ein Pferd überhaupt erstmal zu verstehen...

Ich kenne genügend Leute in meinem Umfeld, die eigene Pferde halten und seit Jahren reiten - und denen ich trotzdem gern mal etwas Fachliteratur empfehlen würde :wink:

ja dem kann ich zustimmen - manchem könnte etwas fachlit. wirklich nicht schaden...

_________________
Das Leben ist zu kurz um Schritt zu reiten und schlechten Wein zu trinken.
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BeitragVerfasst: 23. September 2007, 21:26 
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Hurra! Wir verlassen endlich das Thema des Threads und sind auch hier bei der Frage angelangt, wessen Dummheit (wahlweise Unmündigkeit oder dergl.) größer ist. Wurde aber auch Zeit, war ja auch schon Seite 2 des Threads! :roll:


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BeitragVerfasst: 23. September 2007, 21:27 
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angie? verstehe ich nicht... es geht hier um den sinn oder unsinn des lernens durch theorie/ lesen?!

sorry, ich bin gerade erst reingekommen und habe die unruheherde noch nicht so mitbekommen?!


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BeitragVerfasst: 23. September 2007, 21:29 
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Fundiertes Wissen gehört für mich zur Reiterei dazu, ich finde es unabdingbar.

Es muß ja nicht gerade Steinbrecht, Seunig oder Seeger sein, aber ein wenig Grundwissen, dazu ist wohl jeder in der Lage.

Und ja, auch ich finde, man ist diese kleine Mühe dem Pferd schuldig .
Ich frage mich, warum Bildung immer so unbequem ist :wink:

LG


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BeitragVerfasst: 23. September 2007, 21:34 
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Da ich Finchens Post erst jetzt gelesen habe, erübrigt sich meine Frage am Ende.

Der olle Kant, wenn der gewußt hätte, wo der noch irgendwann einmal zitiert wird.


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