Leute gibt es:
Vorgestern vormittag wurde bei einem Pferd im Stall Kolik festgestellt. Diese Pferd kenne ich sehr gut und sowohl seine Besitzer als auch den derzeitigen Reiter.
Was ich zur medizinischen Seite weiss und der Teil, den ich erlebt habe: Tierarzt 1 war da, meinte: nicht so dramatisch. Spritzte Schmerzmittel und etwas krampflösendes und abends sei alles wieder in Ordnung. Abends um 18:00 Uhr war er nochmal da, sollte jetzt eigentlich alles wieder o.k. sein, hat Pferd noch einmal gespritzt; könne man morgen wieder reiten. Wenn nun die Reiterin nicht so gewissenhaft gewesen wäre, wie sie ist, hätte sie sich nicht weiter gekümmert. Sie ist aber um 23:00 noch einmal in den Stall gefahren. Pferd erschien ihr mitnichten i.O. Also Rücksprache mit einem der beiden Besitzer, der auch TA ist, gehalten und dann entschieden, den ersten TA erneut anzurufen, er solle kommen, eine Infusion machen und weiteres mit dem Besitzer bei Ankunft per Telefon besprechen. Reiterin ruft Tierarzt 1 an, der sagte wohl, er könne sowas nicht machen, dann könne er ja keine anderen Fälle behandeln, Pferd solle in die Tiho. (Besitzer wollte dies aus verschiedenen Gründen nicht). Also Tierarzt 2 angerufen, eine Tierklinik, ob Pferd zwecks Infusion dorthin könne. Dort wurde eine Aufnahme abgelehnt und Behandlung aus ähnlichen Gründen wie bei TA 1. Also schwang sich Besitzer-TA ins Auto und war dann nach 1 rekordverdächtigen Stunde im Stall und hat die Behandlung von da an selber übernommen. Das Pferd wurde die ganze Nacht mit allem was möglich war von Reiterin und TA betreut und versorgt. (Übrigens: TA 1 schwante dann wohl nachts irgendwas und er rief an und fragte wie es wäre und ob er noch helfen könne). Morgens dann wurde Tierarzt 3 eingeschaltet, da Besitzer TA ja irgendwann nach Hause musste, seine Praxis und Betrieb versorgen.
Eine Operation war aus den vorliegenden Fakten schon nachts nicht mehr möglich und sinnvoll. Man wollte und konnte nur hoffen. Als ich dann am frühen nachmittag gestern dazukam, musste die Reiterin zu Arbeit (schweren Herzens, und völlig fertig nach mehr als 16 Stunden im Stall). Der Heim (Besitzer-)-TA und Tierarzt 3 hatten jetzt vereinbahrt, dass TA 3 entscheidet, wann ein Ende sein solle, denn es war nunmehr abzusehen, dass da keine Besserung eintreten würde. Nachdem die Reiterin also weg war, wurde auf dem Hof draussen in einer Ecke ein wenig Platz geschaffen und TA 3 wollte dann im Stall die Braunüle legen und dann mit dem Pferd raus. Ich bin leider ein wenig schwach mit meinem Blutdruck, wenn man von Spritzen redet, die nicht reingehen oder ähnlichem. Ich hielt das Pferd, TA 3 fing an zu reden und in die erste Vene kam sie schon gar nicht mehr rein. Naja, es kam wie es kommen musste, mein Kreislauf rutschte weg und mir wurde schwarz. TA3 schickte mich weg aus Sorge, dass ich später zur falschen Zeit unter das Pferd geraten könne. Ich schwankte weg und lag dann auch erstmal auf unserem Laufband und konnte mich nicht rühren, weil mir völlig schwarz vor Augen war und meine Beine wegknickten.
Eine junge Dame aus dem Stall ging mit der TA und dem Pferd an die vorgesehene Stelle, nachdem dann die Braunüle endlich sass. Das Pferd wurde eingeschläfert. Ungelogen 15 Minuten danach quatscht mich da einer an, wieso ich denn das Pferd nicht für 1000€ gekauft und in die Klinik gebracht hätte. Ich war eigentlich immer noch vielzu aufgewühlt, als das richtig wahrzunehmen und verstand gar nicht, was der (immerhin ein Mann mittleren Alters) mir sagen wollte. Reagierte auch überhaupt nicht drauf.
Das tote Pferd liegt neben dem Longierzirkel unter einer Plane. Da hat kurz danach jemand sein Pferd dort longiert und regt sich auf, dass man das ja auch woanders machen könne (bitte ???? Bei allem Leid, der Abdecker muss ja irgendwie auch an das Pferd kommen und somit wurde ein Platz ausser Sichtweite des eigentlichen Stalles, gut erreichbar gewählt).
Heute morgen spricht mich der Vater der Person mit den 1000€ an. Fragt, ob ich das eigentlich nachvollziehen können wieso ausgerechnet ein Tierarzt es dem Pferd verweigert, in die Tiho gebracht zu werden und wie ich das finden würde. Ich war erst völlig platt und dann so sauer !!! ich meine, da bagatellisiert TA 1 den Fall erst total herunter (entweder war es erst so wenig schlimm oder eine glatte Fehldiagnose), dann stehen 2 Personen die ganze Nacht im Stall, führen das Pferd ständig, fahren es noch ein bischen LKW, geben Infusionen, geben Schmerzmittel, es wird mit Magenschlundsonde gearbeitet um Besserung zu erreichen etc. pp. eine Intensivbehandlung, wie sie in einer Klinik nicht anders wäre. Dann kommt TA 3 dazu und man bespricht auch noch mit der Kollegin von TA 3 den gesamten Fall, also 3 kompetente Ärzte, und Personen, die alles mögliche getan haben und da masst sich ein älterer Herr an, ohne die gesamte Story und den tierärztlichen Befund zu kennen und ohne Fachkenntnis einer Beurteilung zu besitzen, den Besitzer zu verdammen, dass das Pferd nicht mehr operiert wurde !
Ich habe ihm entsprechend geantwortet und ihn stehen lassen.
Was fällt solchen Leuten eigentlich ein. Ich war froh, dass nur ich das war, der die Frage gestellt wurde, denn der Reiterin gegenüber, die physisch und psychisch echt fertig war und ist - also das wäre wirklich die Krönung gewesen. Auch der Besitzer-TA ist vorhin noch ziemlich fertig mit der Welt gewesen.
Wenn die Reiterin nicht noch nachts in den Stall gefahren wäre, wäre das Pferd in seiner Box sehr elendig mit großen Schmerzen eingegangen. So wurde alles versucht ihn zu retten.
Aber es gab dann noch den nächsten Klopfer: da die Reiterin so arbeitet, dass man sie eigentlich nur zu bestimmten Zeiten in Ruhe erreicht, hatte ich mir vorgenommen sie entsprechend etwas später zu einer dieser "Ruhezeiten" anzurufen. Plötzlich mein Handy - eine schluchzende Reiterin: sag mal stimmt es ?? Ich sagte zu ihr nur ja. Und war völlig perplex. Woher weisst Du denn das ? Ich wollte Dich in einigen Minuten anrufen, wenn Du alleine bist. Da hat doch einer aus dem Stall bei ihr angerufen und sich angeblich verplappert ! Nichts besseres zu tun gehabt, als wichtig zu tun, wobei alle Anwesenden inklusive der TA zu mir sagten rufe Du sie bitte an, wenn es geht, das ist sicher das beste. Ich finde man muss einem Menschen auch zugestehen, alleine zu sein und nicht unter lauter Leuten, wenn ihm gesagt wird, dass das Pferd nun nicht mehr lebt, oder ?
Menschen gibt es - ich bin entsetzt und sehr traurig wegen "unseres" Pferdes, den ich immer, wenn ich da und es nötig war, mit versorgt habe.
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