Nicht so richtig.
Ich bin erstmal nach dem Motto vorgegangen, ist von alleine gekommen, geht auch wieder. Übrigens haben mich mein Tierarzt und Reitlehrer darin unterstützt, also ich habe nicht gegen fachmännischen Rat gehandelt. Sie ist halt einfach ultrasensibel, und jeder quersitzende Furz führt zu irgendwelchen Meinungsäußerungen
Es ist inzwischen besser geworden und tritt nur noch manchmal auf, wie eine Art Übersprungshandlung, z.B. wenn sie angespannt ist. Ich habe ein paar Faktoren ausgeschlossen, und vielleicht war es auch eine Verkettung diverser Umstände.
Zum einen ist mir aufgefallen, dass ihre Haarpracht Auslöser gewesen sein könnte. Hier mal ein aktuelles Foto:
Die Dame trägt also rassetypisch das güldene Haupthaar lang, und in der Regel in mehrere dicke Zöpfe geflochten. Beim Longieren ist mir dann aufgefallen, dass der erste Zopf ihr bei korrekter Anlehnung und Beizäumung immer mal ins Auge hing. Kann ich dann verstehen, dass sie das nicht so geil fand. Nun habe ich das erste Stück Mähne hinter dem Genick in einen französischen Zopf am Mähnenkamm entlang geflochten, und es kommt mir so vor, als hätte das schon mal für Erleichterung gesorgt.
Thema 2 ist Angurten. Mit dem Problem Gurtzwang haben wir sie schon bekommen. Nun gurte ich noch öfter und immer nur in ganz kleinen Schritten, beim ersten Angurten kommt der Gurt z.B. kaum ans Pferd. Auch das hilft.
Und drittens hatte sie zum Ende der Weidesaison relativ dicke Lymphknoten, was in der Kombi mit den dicken Haffi-Ganaschen auch suboptimal war. Und vermutlich auch gedrückt hat. Auch hier sagte der Tierarzt, das wäre relativ typisch für die Jahreszeit. Inzwischen sind sie schon deutlich abgeschwollen.
Soviel also zum Thema hypersensibel. Andere arbeiten halt einfach mit, dieses Modell hat eben dauernd Befindlichkeiten. Kenne ich vom Kleinen Schwarzen halt so gar nicht, der war vielleicht zu hart im Nehmen. Hannah muss aber auch einfach lernen, dass dann auch mal anderer Leute Bedürfnisse im Vordergrund stehen und man es überlebt, wenn man trotzdem zur Arbeit aufgefordert wird.
Jedenfalls habe ich mir noch nie in meinem Leben mit Pferden so viele Gedanken um so ein Viech gemacht wie bei diesem Modell. Es ist wirklich anstrengend und eine tägliche Herausforderung. Jeden Tag ein neues Ü-Ei. Aber einfach wäre ja auch langweilig.
Übrigens sind wir nach nunmehr zweijähriger Arbeit immer noch nicht nachhaltig im 3. Gang angekommen. Die Ruhe, die ich inzwischen reingebracht habe, ist nach wie vor sehr fragil. Links ein paar Galoppsprünge geht grad noch. Nachdem ich es letzte Woche mal rechts probieren wollte war sie nervlich wieder komplett durch, und es ging erstmal zurück auf Anfang. Was bei uns immer heißt, Übergänge Übergänge Übergänge. Es ist schon eine harte Lektion für mich. Manchmal würde ich mich einfach gern draufsetzen, Seele baumeln lassen und einfach rumbummeln, auch gern mal durch den Wald. Ist aber nicht. Jedes Mal in den Sattel steigen erfordert komplette Konzentration, Selbst- und Körperbeherrschung bis zum Anschlag. Um Schritt, Trab oder Halten in Ruhe zu reiten... Wiklich spektakulär, 2 Jahre an so Basics zu arbeiten...