Ein Statement eines TA und der Stallbetreiber nach übestandener HerpesInfektion:
Diagnose Herpes,mein persönliches Fazit aus dieser Zeit. Endlich, nach langen 39 Tagen haben wir es geschafft!
"Eine schwere Zeit liegt hinter uns. Menschlich sehr niederschmetternd, beängstigend, belastend, nervenzerreißend, schlaflose Nächte. Ein einziger Tupfer kann einen ganzen Betrieb aus der Bahn werfen. Finanzielle Einbußen, Existenzängste bei mir, durch meinen, nicht stattfindenden Schulbetrieb, kein Reitunterricht. Wieso, weshalb, warum, gerade wir?. Aufgrund meiner jetzigen Erfahrung sollte niemand, aber auch niemand sagen, er hat keinen Herpesvirus in seinem Stall. Jeder kann diesen positiv bei sich haben und überall, egal wo, unwissend verteilen. Es kann jeden jederzeit treffen!
Wir möchten uns hier ausdrücklich bei all unseren Einstellern bedanken, die so stark in einer Gemeinschaft zusammen gehalten haben. Uns täglich unterstützt und gestärkt haben. All die Desinfektionsmaßnahmen, Stall- und Hofregeln, alles, was zum Wohle der Pferde dazu gehörte, eingehalten haben, ohne Murren und Knurren hingenommen haben. Es war sicher nicht immer leicht. Vielen lieben Dank dafür!
Ein ganz besonderer Dank geht an unseren lieben Dr. Henning Achilles. Ohne ihn wäre diese Zeit für mich unerträglich gewesen. Er war für mich jederzeit da, egal wie oft oder wie spät es war. Er war immer an meiner Seite, täglich vor Ort. Er hat sich aufopferungsvoll um uns gekümmert. Immer Ruhe bewahrt. Viele Fragen, bei einer tollen Einstellerversammlung, mit einem tollem Vortrag geklärt. Vielen lieben Dank dafür!
Die Frage, welche Schritte müssen nun umgehend getätigt werden:
Was müssen wir nun alles tun und organisieren? Fragen über Fragen. Aber nun ging’s ums Handeln. Nahegelegene Betriebe wurden informiert. Sofort öffentlich machen! Der ganze Hof wurde zum Sperrbezirk. Absolutes Hofverbot für Fremde. Er wurde so aufgeteilt, das alle 3 Stalltrakte strikt getrennt wurden, ihren eigenen Bereich zum Reiten hatten und keiner mit einem anderen Stall oder Pferd und Mensch in Kontakt kamen. Der einzige Ort in dem man sich austauschen konnte, war das Casino.
Ein Hygieneplan wurde erstellt. Desinfektionsmittel für die Schuhe und Hände besorgt, Einkaufläden waren in kürzester Zeit ausverkauft. OP-Kittel, Einmalhandschuhe, etc. besorgt. Dank einiger lieben Menschen waren viele Dinge auf einmal da. Sie wurden uns zur Verfügung gestellt. Vielen lieben Dank dafür! Fieber messen! Bei fast 70 Pferden, 2 mal täglich messen, hatten wir natürlich einen großen Verschleiß an Thermometern. Alle haben sich eins gekauft und an die Box gehängt. Alle Läden ausverkauft! Meine liebe Renate und ich gingen morgens und abends auf unsere Messtour. Viele, viele Stunden verbrachten wir morgens bis spät in den Abend damit. Vielen lieben Dank dafür auch allen, die immer mit geholfen haben. Danke an die Pferde, die dies immer brav über sich ergehen ließen.
Ich fing dann an, eine Dokumentation über Temperaturen und eventuelle Auffälligkeiten der Pferde zu schreiben?
Für mich haben sich darauf viele Fragen offenbart und interessante Feststellungen ergeben.
Warum sind alle Pferde in keinsterweise auffällig gewesen, zeigten überhaupt keinerlei Symptome einer Krankheit. Sie haben normal gefressen, ließen sich normal reiten, waren so wie immer. Nur durch das Fieber messen, konnte man erkennen, dass 4-5 Tage vor dem Tupfer eine Erhöhung der Temperatur war, nach dem 5ten Tag alles wieder normal war. Wann waren und sind sie ansteckend? Auch ein Fieberschub 4 Tage vorher bis 39,9 war dabei. Auffällig waren genau die Pferde mit erhöhter Temperatur, die regelmäßig gegen Herpes geimpft werden.
Warum diese??? Eine positive getestete ältere Freizeitstute lag immer zwischen 36,5-37,4. Es gab natürlich auch Pferde mit erhöhter Temperatur, die aber negativ waren, ohne Impfung. Daran sieht man, wie vielfältig das Bild sein kann.
Die allgemeine Durchnittstemperatur der Pferde lag bei 37,3-37,8. Viele zeigten auch Werte bei 37. Man kann keine wetterabhängigen Werte finden oder auch altersentsprechende. Selbst bei Sport- oder Freizeitpferden kann man keinen Unterschied machen. Bei einigen Pferden fiel nur auf, dass wenn die Temperatur abends höher war, war sie morgens wieder runter. Bei anderen genau anders herum. Interessant war auch zu beobachten, dass einige Pferde mit erhöhter Temperatur oder auch Fieber deutliches Nesselfieber zeigten.
Herpes gibt es seit mehreren Jahren und leider auch immer mal wieder mit Todesfällen. Zum Glück hatten wir Typ 1, einen Wildtyp. Ja was heißt das? Sind wir jetzt sicher? Nein, das Virus kann wohl auch noch umschlagen.
Jeder 1. Blick morgens im Stall war, ob alle positiven Pferde Probleme beim Stehen, Liegen oder Aufstehen hatten.
Warum ist es noch keine Pflichtimpfung, besonders bei Sportpferden?
Warum gibt es in Deutschland nicht ausreichend Impfstoff gegen Herpes?
Wieso scheinen die Hersteller vom Impfstoff an den Zulassungsinstituten zu scheitern?
Ist der Impfstoff doch nicht so sicher, wie immer gesagt wird, sind die Testreihen nicht ausreichend?
Warum treten Nebenwirkungen bei einigen Pferden auf? Auf einigen Internetseiten und Gesprächen mit Pferdebesitzern wird von hohem Fieber und Muskelproblemen berichtet, andere haben von extrem grippeähnliche Symptomen gesprochen. Dies kann unser Tierarzt jedoch nicht bestätigen.
Andere Pferde zeigen natürlich keine Symptome und nehmen die Impfung ohne Probleme hin.
Warum kommt man im nahegelegenen Ausland besser an den Impfstoff heran?
Sind dort die Zulassungsvoraussetzungen doch anders, sind Testreihen anders als in Deutschland?
Wird da überhaupt nach deutschem Standard geprüft?
Ist es sinnvoll, einen Stalltrakt nur mit geimpften Pferden und einen mit ungeimpften Pferden zu machen? Die Pferde sind doch täglich in Berührung, ob beim Reiten oder auf der Weide. Die Reiter distanzieren sich ja auch nicht von einander oder tragen ihr Desinfektionsfläschchen bei sich.
Impfen ja oder nein? Das muss jeder für sich selber entscheiden. Ich würde auch für Tupferproben plädieren.
Dumme und unwissende Bemerkungen über Herpesviren, besonders über deren Übertragung, die einen manchmal auch menschlich sehr enttäuscht haben, muss man in solchen Situationen einfach hinnehmen.
Ich wünsche allen viel Glück und drücke die Daumen, diese Erfahrung nicht machen zu müssen! Vielen Dank noch mal an alle, die mit uns gelitten und zu uns gehalten haben!"
_________________ Gutes Reiten zeigt sich in der Gesamtentwicklung des Pferdes, nicht an seiner isolierten Kopfhaltung.
by Talimeth
|