Hallenkoller...ich darf ja Gottseidank auch wieder am abendlichen Bespaßungsprogramm teilnehmen.
Leider ist unser schwules Kampflästermaul dank eines beherzten Trittes auf den Oberschenkel ausser Gefecht - danke nochmal an dieses Pferd... Dafür ist unsere kleine Gemeinschaft um eine Westernfee bereichert worden, und ich lerne gerade sehr viel über die Arbeitsweise in dieser Sparte.
Das Tier muss natürlich erstmal ablongiert, falsch, zertrifugiert werden. Das ist besonders interessant, weil Longieren in der Halle bei uns eigentlich verpönt bis geächtet ist, zur Schonung des Bodens. Nun ist unser Round Pen nicht überdacht, sprich schon seit Dezember tiefgefroren, und wir bemühen uns sehr, Boden schonend zu longieren, d.h. Kontrolle über die Pferde, viel mitgehen und Zirkel verlagern, um nicht diese typischen Betonfliesen von 2 x 2 m zu generieren. Miss Western jagt ihren Viertelpfünder, quatsch, Viertelmeiler, natürlich mit Hackengass im Kreis, lässt den schön abrotzen, und vor lauter Zentrifugalkraft wird aus dem 3 Takt schon ein "ich stoß mich mal mit beiden Hinterbeinen gleichzeitig ab". Da kommt Freude auf, und die Bodenschichten beginnen sich herrlich zu vermischen. Das Tier hat eben so viel Temperament. Is ja klar.
Dann gehts ans Reiten, auch echt spannend. Aufwärmphase ist ja nicht, wurde an der Longe absolviert, also gleich in die Vollen. Hand ans Kinn. Also Hand der Reiterin ans eigene, nicht an das des Pferdes. Kopf des Pferdes in schöner Schlussfolgerung so was von vor die Brust, so dass der arme Viertelpfünder dann auch gleich verzweifelt mit den Zähnen zu klappern beginnt. Das Ganze in diesem extrem pseudo-versammelten Trab. Ist schon ein Bild. Ich glaube nicht mal die Herren Gal oder Minderhoud sind in der Lage ein Pferd dermaßen aufzurollen. Ich muss das echt mal fotografieren, die Stirn ist fast in der Horizontalen. So klappert der arme Gaul dann bei uns durch die Halle, und weil das ganze Silbergeraffel am Equipment auch so schön scheppert und jaffelt kommt da eine echt gute Geräuschkulisse zusammen. Was dem Dressurreiter sein Swarowski ist den Cowboys offensichtlich ihr Tafelsilber. So weiß man wenigstens wo sie grad sind, das ist ja auch immer nicht so vorhersehbar. Mit ein paar eingegrätschten Sliding-stops geht die Arbeit dann meistens zu Ende, da wird nochmal richtig schön der Boden durchmischt, und spätestens an dieser Stelle kriegt unsere Dressurprinzessin dann jedes Mal echt Pickel, weil das a) natürlich aus vollem Tempo, aber trotzdem für sie unvorhersehbar kommt, b) das Ganze von geräuschwollen WOOOAAAAHs des Cowgirls begleitet wird und c) der Dressuresel immer nicht so richtig damit rechnet und entsprechend elektrisch wird. Bei so viel anderen Nebengeräuschen hört man dann auch nicht so den stillen Aufschrei des armen Viertelpfünders, wenn ihm zur Einleitung des Stops richtig der Laden poliert wird und er sein Maul bis Ultimo aufreißt um dem Moment irgendwie zu entgehen.
Muss aber wohl alles so, sie scheint immer ganz glücklich nach ihrer Arbeitseinheit. Was mich wundert ist, dass das von den Hallenbesitzern geduldet wird. Einmal, weil um den Boden sonst echt ein Geschiss gemacht wird, und zweitens, weil wir uns nun alle einer sehr pferdefreundlichen Reit- und Umgangsweise bedienen, wo eine etwas derbe, aber manchmal einfach nötige Zurechtweisung des Reittiers schon zu einer verbalen roten Karte führen kann.
Ich werde das weiter beobachten
