Meine Stute ist ja auch eher "stramm" im Rücken und vom Vorwärtsdrang her auch nicht gerade einfach. Und ich selbst habe nicht nur einen Bandscheibenvorfall, sondern bin auch noch in der Mittelpositur zu fest. Und natürlich habe ich auch eine schiefe Hüfte und - vielleicht auch dadurch - ungleich lange Beine. Aber ich bin 47 Jahre alt und da kann man dieses "verschobene" System nicht einfach mal so korrigieren. Das wurde mal kurzzeitig versucht (durch Physiotherapie und Einlagen) und das Ergebnis war, dass mir wirklich alles weh tat.
Ich versuche einfach, auf ihre und meine Schwächen in der Reiterei immer wieder Rücksicht zu nehmen. Soll heißen, dass ich eben ganz besonders viel Wert auf eine absolut korrekte und erfolgreiche Lösungsphase lege. Wenn ich merke, dass ich einen schlechten Tag habe, dann wird eben vermehrt leichtgetrabt und weniger oder auch gar nicht ausgesessen. Wenn ich merke, dass sie wieder mehr Go als nötig hat, wird eben so lange ruhig geritten und gelöst, bist sie bei mir ist und wir richtig arbeiten können. Da kann die Lösungsphase schon mal 40 min dauern und die Arbeitsphase nur noch 10 min. Was soll´s? Seit kurzem mache ich auch wieder Stangenarbeit mit ihr und kleine Sprünge (sie hatte ja 1 Jahr Pause wegen Sehne, da habe ich natürlich lange gewartet, bis ich wieder hüpfe). Und auch dabei stelle ich nur ganz kleine Anforderungen, erwarte aber, dass wir diese in Ruhe und mit Losgelassenheit erledigen. Also lieber nur ein kleiner Sprung mit Trabstangen davor. Diesen Sprung aber mit Ruhe und losgelassen. Klar kämen wir auch über höhere Sprünge, aber danke ihres Temperaments halt wohl eher mit Spannung und Stress.
Ich denke mal, wir alle versuchen immer wieder unser Bestes zu geben und natürlich gibt es mal Fortschritte, aber eben auch Rückschritte. Ich persönlich finde durchaus, dass sich die Stute von Bajana gut entwickelt hat, wobei da noch viel Luft nach oben ist.
Und natürlich hat Bajana ihre reiterlichen Schwächen - wie wir alle. Aber ihr jetzt vor den Latz zu knallen, sie würde ihr Pferd kaputt reiten, finde ich nicht okay. Man liest ja hier durchaus, dass sie immer wieder Unterricht nimmt, Dinge ausprobiert und über den Tellerrand schaut, was es für Möglichkeiten gibt.
Klar macht das noch kein gutes Reiten aus, aber wenn nur noch die Leute reiten, die es auf jedem Pferd und jeden Tag richtig gut können und alles korrekt machen, dann sind die Reithalle leer, sehr leer.
Daher mein Rat an Bajana: Versuche weiter an der Losgelassenheit Deines Pferdes zu arbeiten. Schraube lieber die Ansprüche an Lektionen oder Hindernissen noch weiter zurück und arbeite weiter an der Basis. Ich finde z. B. dass man bei Übergängen oder auch Tempounterschieden innerhalb einer Gangart sehr gut sieht, ob das Pferd wirklich losgelassen und an den Hilfen ist. Solange das nicht funzt, würde ich an gar nichts anderes arbeiten. Und auf Turniere würde ich erst fahren, wenn die dort geforderten Ansprüche zu Hause 100 % sicher sind. Dann kann man nämlich auch glotzige Vierecke oder andere suboptimale Umstände meistern. Wenn man aber die Anforderungen mit Ach und Krach meistern kann, braucht es nur noch eine Kleinigkeit und die Sache ist zum Scheitern verurteilt.
Snoeffi
_________________ "Willkommen im Leben"
|