Meine Stute hat auch Shivering.
Bei ihr macht sich das dadurch bemerkbar, dass sie:
- wenn man sie ohne „Vorankündigung“ (also z.B. durch leichtes antippen an der Brust) rückwärts schickt, anfängt zu zittern. Dabei geht sie in eine Stellung wie ein Rehepferd, also Vorderbein lang gestreckt nach vorn und das gesamte Pferd hat eine leichte Rückenlage. Dabei zittert sie am ganzen Körper, besonders gut sichtbar an ihrer Unterlippe. Das Zittern kann mal länger, mal kürzer dauern (also mal 5 sek oder mal 15 sek., so um denn dreh). Aus diesem Zitterkrampf kann man sie wieder „rausholen“, indem man versucht sie vorwärts zu schicken. Das mach ich auch grundsätzlich wenn ich dabei bin wenn sie zittert.
- wenn man ohne "Vorankündigung" vorne die Hufe hochheben will, anfängt zu zittern. Wobei nicht das Auskratzten an sich das Problem ist, sondern das Anheben und Hochhalten des Beines. Ich warte immer, bis sie den Huf alleine hochhebt (also Bein antippen und dann gibt sie den Huf). Es dauert manchmal mehrere Anläufe, bis sie den Huf ohne Zittern oder sofort wieder absetzten geben kann bzw. ich weiß das ich den Huf hochnehmen kann ohne das sie zittert oder sofort wieder absetzten muss. Hab das Gefühl sie muss sich erst stark konzentrieren und irgendwie innerlich Ordnen und wenn man ihr die paar Sekunden gibt geht’s meistens recht gut.
Mit den Hinterbeinen hat sie keinerlei Probleme, was laut Ta selten ist. Die meisten Shiveringpferde haben wohl Probleme mit den Hinterbeinen und nur ein kleiner Teil mit den Vorderbeinen oder sogar mit Vorder- und Hinterbeinen. Mein Pferd hat also nicht nur eine seltene Krankheit, sondern davon auch noch den seltenen Fall.
- sie kann den Huf auch nicht ewig hochhalten, was natürlich problematisch beim Beschlagen ist, weil sie den Huf urplötzlich absetzten will, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren oder sie fängt mit hochgehobenem Huf an zu zittern. Besonders beim Aufnageln der Eisen vorn fängt sie immer an zu Zittern. Mein Schmied braucht so 2 Stunden bis er sie rundum neu beschlagen hat. Mit Pausen dazwischen und immer alles schön in Ruhe. (Und nein, ohne Eisen geht es leider nicht)
- Beim Reiten hat sie keine Probleme. Geht auch ganz normal rückwärts unterm Reiter. Ich denke, dass liegt möglicherweise daran, dass ich sie da ja auch nicht unerwartet rückwärts schicke, sondern sie darauf vorbereite.
War mit ihr vor 3 Jahren in der Klinik, um mir meine Vermutung und die meines Schmieds endlich von einem TA bestätigen zu lassen.
Also Termin in der Klinik gemacht, hingefahren, erst dem TA so alles erzählt und dann zusammen mit dem TA abgeladen. Hatte ihm erzählt, dass sie Schwierigkeiten hat rückwärts vom Hänger zu kommen. Sie zittert, geht mit den Hinterbeinen so breitbeinig, dass man die Wand schräg stellen muss, weil sie sonst mit dem inneren Hinterbein an der Wand hängen bleibt. An dem Tag ist sie natürlich fast ohne Komplikationen vom Hänger gegangen. Hat nur ganz leicht gezittert. Gott sei dank, sonst hätte der TA mich vielleicht für verrückt erklärt, den sie hat danach die ganze Untersuchung lang (4 Stunden!!!) kein einziges mal mehr gezittert oder sonst irgendwelche Auffälligkeiten gezeigt. Der TA hat sie sich vortraben lassen (auf der Graden und auf dem Zirkel, harter und weicher Boden), Beugeprobe, hat mit der Hufzange das Aufnageln simuliert, Vorderbeine geröngt (war nichts, für ihr Alter tiptop in Ordnung), verschiedene Nerventest gemacht ("Möhrchentest", Beine überkreuz stellen, geguckt, ob sie überall "fliegen wegzittert") und ich weiß nicht mehr was noch alles. Hat auch noch ausführlich mit meinem Schmied telefoniert. Im Endeffekt meinte er dann, dass er auch der Meinung ist, dass sie Shivering hat, so wie sie (leicht)gezittert hatte beim Abladen und was ich und der Schmied erzählt hätten. Er meinte, dass sie aufgrund der Aufregung keine Symptome gezeigt hätte.
Wobei mir ein anderer TA sagte, dass angeblich grade bei Aufregung das Zittern eher zu Tage tritt.
Wenn ich mir das alles noch mal durchlese, hört sich es sich an, als wäre mein Pferd tot krank. Aber eigentlich lebt sie ganz gut damit und es stört so im täglichen Umgang und beim Reiten nicht. Nur der Schmied macht immer drei Kreuze, wenn er sie fertig hat, da es für alle Beteiligten immer ein ziemlicher Kraftakt ist. Und ich muss beide hier mal ganz doll loben, also sowohl mein Pferd als auch meinen Schmied, weil sie sich beiden immer so viel Mühe geben.
Ist jetzt ein ziemlicher Roman geworden und ich bin noch gar nicht auf deine Frage eingegangen.
Also meiner Meinung nach hört sich das für mich (jetzt noch) nicht unbedingt nach Shivering an, wobei ich allerdings nicht sagen kann wie genau und mit welchen Symptomen das ganze anfängt. Mein Pferd hatte es schon immer so wie ich es oben beschrieben habe und sie hatte es schon als ich sie 9-jährig bekommen habe (jetzt ist sie 15). Hört sich für mich nach was anderem an.
LG, nelvin