Um die Muskulatur vor Übersäuerung zu schützen ist am nächsten Tag bereits eh alles zu spät.
Die Muskulatur übersäuert, wenn das Pferd zu viel im anaeroben Bereich (Muskulatur arbeitet hier ohne Sauerstoff) gearbeitet wird und der Laktatwert in der Muskulatur ansteigt. Ein sehr gut trainiertes Pferd reichert z.B. im zügigen Galopp Laktat an, sobald es aber ein ruhiges Tempo ganz entspant trabt, kann es das Laktat sogar so weit abbauen, dass es unter den Wert sinkt, der vor dem Reiten gemessen wurde.
Das beudet für die tägliche Arbeit mit einem durchschittlich trainiertem Pferd eigentlich nur, dass man einfach am Ende der Arbeit noch einige Minuten Schritt reiten sollte und optimaler Weise es noch auf die Koppel stellt, denn dort bewegen sich die Pferde in ihrem Tempo langsam fort und bauen dort das Laktat weiter ab. Bei Hochleistungsrennpferden gehen die Trainer sogar so weit, dass sie die Pferde nach dem Training genügend im Schritt bewegen und sie dann nicht ein mal mehr auf die Koppel dürfen, um eine erneute Anreicherung von Laktat z.B. beim Toben zu vermeiden.
Ist das Pferd ein mal beim Training so stark übersäuert, dass es das Laktat nur noch ganz langsam abbaut und steht dann nachts in der Box, kann es mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit zu einem Kreuzverschlag kommen. Am nächsten Tag ist dann also eh nichts mehr zu retten.
Vermeiden kann man eine Übersäuerung im Training, indem man mit Herzfrequenzmessung reitet und durch Stufentests den Aerob/Anaeroben Grenzschwellenbereich des Pferdes ermittelt (also wo das Pferd anfängt in der Muskulatur ohne ausreichend Sauerstoff zu arbeiten [liegt bei wenig gerittenen Pferden so bei 130/140 Schläge/Minute, bei gut trainierten Pferden kann man den Bereich bis 180-190 Schläge hochpushen]). Um diesen Bereich zu "erweitern", muss man natürlich im Training auch über diesen Bereich hinaus reiten. Das ist auch überhaupt nicht schlimm und auch gerade beim Bergtraining im Schritt erreichen Pferde Pulswerte über 150, wichtig ist eben nur, dass die Pferde genug Entspannung am Ende der Trainingseinheit bekommen.
Muskelkater kann das Pferd am nächsten Tag natürlich trotzdem haben, wenn kleine Muskelfasern zerstört wurden. Diese bilden sich aber nur neu, wenn das Pferd genügend Zeit zur Regeneration bekommt. Reitet man also immer weiter und weiter und weiter und fordert das Pferd jeden Tag mehr, dann erzielt man den gegenteiligen Effekt, nämlich, dass das Pferd gar keine Muskulatur aufbaut.
Das nur mal kurz am Rande
