Angeregt durch eine der vielen Diskussionen um Rhaps und ihren Dreijährigen eröffne ich mal dieses Topic "Ausbildung" von Jungpferden. Vielleicht ist es abseits individueller Diskussion ganz interessant zu lesen, wie und wann andere ihre Jungpferde nach welchen Prinzipien angeritten haben und wie sie so vorgehen.
Ich fange dann mal mit mir an

.
In meinen jungen Jahren habe ich für Züchter vom Haffi bis zum Warmblut Pferde angeritten und ausgebildet. Das Alter dieser Pferde war in der Regel mindestens dreieinhalb, bei den Haflingern zumeist vier. Üblich waren 3-6 Wochen Longe, nach 2-3 Wochen Sattel drauf, erste Übungen drüber gelehnt, dann mit Helfer Schritt führen und langsames Herantasten an Balance und Losgelassenheit. Vierjährig erste Reitpferdeprüfungen - ich bin keine jungen Pferde eingesprungen, danach zumeist A und L-Dressur oder bei den Haffis Prüfungen im C-Bereich.
Die letzten zehn Jahre habe ich bis vorletztes Jahr eigentlich fast nur meine eigenen ausgebildet und mehr erwachsne Korrekturpferde gehabt.
Da man älter wird und auch gerne mal über den Tellerrand schaut, habe ich Bodenarbeit und Handpferdereiten vor das Longieren geschaltet. Mein Fuchs und mein Schimmel kamen beide schon angeritten zu mir, der Fuchs war durch den Auktionsberitt extrem verdorben und ist wieder auf null zurückgedreht worden, die Schimmelstute war 8x unter dem Sattel, als ich sie ausprobierte.
Ich habe in meinen jungen Jahren u.a. von einer preußischen Offizierstochter das Reiten gelernt, strikt nach Ausbildungsskala, außerdem die Maxime, junge Pferde im Gelände zu formen. Also Ausdauer, Kraftentwicklung und Muskelaufbau durch viel draußen sein, Schritt am hingegebenen Zügel, klettern lassen, erste kleine Sprünge.
Ausbildung strikt nach der Ausbildungsskala, und lieber drei Schritte zurück als einen zuviel. Gott sei Dank habe ich immer Ausbilder gefunden, die meinen Weg so begleitet und unterstützt haben. Turnierlorbeeren streicht man damit nicht immer ein in den Jungpferderüfungen, aber das ist mir nebensächlich (wobei ich gegen einen Sieg in einer Reitpferdeprüfung natürlich später für meinen Junghengst nichts dagegen hätte, da bin ich ehrlich

).
Ich lehne es strikt ab, dreijährige und darunter außer mal zum Abfragen von Kommandos oder Testen des Vertrauens,
kontinuierlich unter den Sattel zu nehmen oder stundenlang zu longieren o.ä.
Ich stelle mal die provokante These in den Raum, wer sagt, man möchte sie dreijährig anreiten, weil sie sonst zu stark werden, hat vorher schon ein paar grundlegende Erziehungsmechanismen schleifen lassen oder falsch angepaart.
Stark unter dem Sattel werden sie irgendwann mehr oder minder alle, aber das macht sich nicht am Lebensalter, sondern an den Stufen des Wachstums und der Ausbildung und natürlich auch dem individuellen Charakter fest.
Was mache ich im ersten Jahr? Ich arbeite mit Longe und unter dem Sattel an den ersten Punkten der Ausbildungsskala, gehe mit erfahrenem Pferd als Begleitung, später alleine, ins Gelände, beginne mit Stangenarbeit und Springgymnastik, mache Bodenarbeit und gehe vielleicht zur Überprüfung meiner Arbeit und Ausprobieren von Vertrauen, Nervenkostüm u.ä. mal aufs Turnier, auch ohne zu starten. Am Ende des ersten Jahres habe ich von gehobener Grundausbildung bis A-Niveau (je nach Pferd) meine Basis erreicht.