Lauralein<3 hat geschrieben:
Ich bin jetzt 22 Jahre alt und habe mit 6 Jahren das Reiten angefangen.
Es fängt ja schon damit an das meine Eltern mich am Stall abgesetzt haben und mich später wieder geholt haben.
Und wieder einen Generationsunteschied gefunden. Hau mal 20 Jahre drauf, und Deine Eltern hätten Dich nirgendwo abgesetzt. Das einzige Auto hatte Papa, und der ist damit zur Arbeit gefahren. Ergo: Du wärst mit dem Fahrrad zum Reitstall gefahren. In meinem Fall bis zu 12km einfache Strecke - jeden Tag, bei jedem Wetter.
Und ich scheine auch zu den vom Glück versorgten zu gehören. Allererste reiterliche Anfänge in freier Wildbahn auf nacktem Ponyrücken. Nichts ist besser für die Balance. Und dann aber sehr schnell hervorragenden Unterricht bei einem alten Rittmeister und seiner junge (zweiten) Ehefrau, die selber sehr schön und erfolgreich S Dressur geritten ist. Er hat die Schüler noch über die Sprünge gebrüllt - Angst hätte da niemand zugegeben, außer vielleicht die Angst vor dem RL, die Sprünge waren nur halb so wild. Im Nachhinein waren da viele Dinge echt abenteuerlich - z.B. die Oxer, die aus 6 Cavalettis gebaut wurden.
In dem Stall herrschte Zucht und Ordnung, die Pferde kamen immer zuerst, und reiten lernt man nur durch fegen. Aber dafür wurde mir ein unerschütterlicher Sitz beigebracht. Und es wurde genau geguckt, wer kann, wer will. Und wenn man genug Einsatz gezeigt hatte, wurde man sehr gut und außer der Reihe gefördert - da ging es auch nicht um Geld. Meine Eltern haben die monatliche Nachmittags Flatrate von 50DM nach langem Betteln bezahlt. Da war leider nur noch kein Pferd dabei. Aber ich saß den ganzen Nachmittag an der Bande, und immer wenn jemand runter fiel und nicht mehr rauf wollte (was gefühlt ständig passierte), durfte ich auf dem Schulpferd die Stunde zu Ende reiten. Irgendwann durfte ich dann die Ponys "korrektur reiten". Dann gab es in den Abendreitstunden auch mal Lücken von no-shows, die ich stopfen durfte, obwohl das gar nicht in meiner Flatrate drin war. Oder ich durfte die neuen Schulpferde "probe reiten". Ich bin so viele verschiedene Pferde dadurch geritten. Und dann kamen die Urlaubsvertretungen für Privatpferde, etc. Und einmal im Jahr gab es Lehrgang fürs Abzeichen.
Später bin ich dann bei einem anderen Reiter von der Kavallerie geritten. Der hatte ein Holzbein, konnte also selber nicht mehr reiten, und seine Kinder waren ausgezogen. Bei dem lernte ich unter täglicher Anleitung, wie ich junges Pferd anreite. Auch der konnte brüllen, was ja aber meist gar nicht nötig war. Ich wollte ja lernen.
Heute merke ich, dass ich als RL auch brüllen kann. Aber nur, wenn die Reiter meine Anweisungen ignorieren oder gar das Gegenteil machen. In letzterem Fall kriege ich manchmal den Fön. Wenn ich Hand vor sage, will ich nicht sehen, dass jemand am Zügel zieht. Da kriege ich Zorn. Aber damit können die wenigesten umgehen. Einmal hatte ich eine Truppe junger Springschüler, die haben das gut weg gesteckt. Die meisten meiner Schüler lamentierten, dass ich so wenig lobe. Kommt wohl daher, dass ich noch die Variante kenne: Abwesenheit von Kritik, ist Lob.