Ententeich

Hier geben immer mehr Reitvereine auf. Oder haben keine Anlagen mehr und bestehen nur noch aus privaten Reitern. Für meine Tochter habe ich gesucht - nix. Und wer noch Schulpferde hat, der hat Wartelisten von hier bis zum Mond. Das, was wir früher erlebt haben, gibt es hier einfach nicht mehr. Und wer sich hier noch ein Pferd leisten kann, der hat keine Lust bei 40 Grad Strohballen zu stapeln. Da erwartet man Service.

Ja - alles rund ums Pferd ist wieder auf dem Weg des Sport für Reiche.

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Schnuppe

"Mein" Verein bietet nur noch Volti an, von Anfängergruppen bis Turnier.
Regulären Schulbetrieb mit Longe oder Gruppenstunden gibt es nicht mehr, ursprünglich, weil kein Reitlehrer für so wenig Stunden gefunden wurde.
Inzwischen will man auch nicht mehr, mit der Argumentation, dass die Pferde beim Voltigieren genug an der Longe im Kreis laufen, außerhalb möchte man dann eher bessere Reiter, die die Pferde gymnastizieren können. Gewünscht ist, dass man Reitunterricht nimmt, die meisten machen das auch, ich z. B. reite alle paar Wochen bei einer RL, die wochenends auf die Anlage kommt und immer so 3-4 Reitern Einzelunterricht gibt.

Also "reiten lernen" können Kinder hier nicht mehr.

Findest du/ihr?
Ich beobachte nämlich weiterhin das Gegenteil. Die oberen 10.000 gab es, gibt es und wird es auch immer geben. Aber ich kenne vorwiegend nur Normalverdiener mit normalen Jobs, die sich ein Pferd leisten können/wollen. Wir haben/hatten im Stall auch schon sogenannte Geringverdiener (Dauerarbeitslose, Alleinerziehende,...). Bei manchen frage ich mich allerdings schon, wie das Ganze finanziert wird. Neben dem Pferd wird noch ein Haus gebaut, 2 x im Jahr in den Urlaub gefahren und ein neues Auto hat man sich auch erst gekauft. Aber das Thema hatten wir bereits....
Unser Stall-Besi hat sich während Corona auf den Handel mit Pferden im unteren Preissegment (schlecht gerittene Haffis, Polen, Kaltblutmixe) spezialisiert. Die Leute rennen ihm die Bude ein. Viele Kunden davon kaufen sich sicherlich viel zu früh ein eigenes Pferd. Das sind dann eben die Leute, die in den Reitschulen nicht mehr unterkommen. Aber auch da fahren die wenigsten mit dem Porsche vor.

Das mag aktuell noch so sein, aber spätestens jetzt mit der neuen GOT wird sich das ändern. Viele hatten bisher einfach nur Glück, noch keinen Tierarzt zu brauchen. Die wachen jetzt erst ganz langsam auf und bemerken, wie viel teurer es geworden ist. Ich habe diese Woche erst wieder solche Gespräche gehabt, bei denen groß rumgewundert wurde über die hohen Anfahrtskosten für die Impfung. Denen war der Umfang der Preisänderungen nicht bewusst bzw. man hatte teilweise noch nicht mal mitbekommen, dass die GOT geändert wurde. Selig sind die, die geistig arm sind, denn sie sind leicht zu erfreuen.
Die Langszeitnichtarbeitenden können aber zumindest aufgrund der Zeit auch in günstigeren Selbstversorgerställen stehen.

Das glaube ich eher auch nicht. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass jemand wirklich denkt: "Oh das Impfen war heute teuer. Ich verkaufen mein Pferd.". Es wird einfach nicht wegen jedem quersitzenden Pups der TA angerufen, geimpft wird einfach seltener oder nie, Lahmheiten behandelt Dr. Koppel, Wunden heilen ggf. langsamer,.... Die Situationen es wirklich um Leben und Tod geht sind doch zum Glück selten. Eine Kolik-OP z.B. war vorher schon im Vergleich zu Standardbehandlungen teuer.

Noch ein Grund, weswegen ich mich dagegen sträube, ein Pferd für meine Tochter zu kaufen. Als ich meinen Schimmel noch hatte, kam ich mit € 500,00 im Monat gut rum. Heute muss man locker mit € 700,00 rechnen (Boxenmiete, Hufschmied, TA etc.) und das ist mir gerade echt too much.

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Es geht im Leben nicht darum zu warten, dass der Sturm vorüber zieht, sondern zu lernen, im Regen zu tanzen !

Ich denke, man muss unterscheiden zwischen langjährigen Reitern/Pferdebesitzern, die wie z.B. Zarino einen Vergleich zwischen vor den ganzen Erhöhungen und jetzt anstellen können und potentiellen Neukäufern, die häufig viel mehr Gewicht auf den Pferdekaufpreis legen und die laufenden Kosten nicht so wirklich auf dem Schirm haben. Ich erlebe in meinem Umfeld aktuell eine ganze Reihe von Leuten, die ihr Pferd verkauft haben und sich kein neues mehr kaufen und Leute (wie ich z.B. auch), die sagen, dass sie nach dem Tod des aktuellen Pferdes kein neues mehr kaufen wollen. Bei mir wäre es gar nicht mal die absolute Höhe der Kosten, sondern ich habe inzwischen einfach das Gefühl, dass die Höhe der Kosten bei mir nicht mehr im Verhältnis zu der Freude steht, die mir das eigene Pferd bereitet. Da würde ich halt lieber nur einen Teil des Betrages in eine RB investieren und mir von dem Rest z.B. lieber schöne Urlaubsreisen finanzieren.

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Ich habe keine Macken, das sind Spezialeffekte.
Ich sehe nur so brav aus, damit die Überraschung größer ist.

Gefühlt wird aber 1 "Aussteiger" durch 2 Neukäufer ersetzt. Das spiegelt sich auch in den Ställen wieder. Weder beim 200 €-Bauern noch im 1000 €-Luxusstall gibt es Leerstand. Gute Ställe haben teilweise eine jahrelange Warteliste, selbst in weniger gefragten Ställen ist maximal 1 Box frei. Mit 2 Pferden unterzukommen ist fast unmöglich. Zumindest hier in der Gegend kommen immer mehr Ställe dazu, zugemacht oder reduziert hat in den letzten 20 Jahren keiner.

Alia, genau so ist es bei mir. Ich habe ja schon seit ein paar Jahren eine RB und mir reicht es auch, 2 Mal die Woche zu reiten. Ein eigenes Pferd für mich selbst käme auch nicht mehr in Frage. Wenn, dann bin ich nur "Mitreiter", falls meine Tochter dabei bleibt und vielleicht irgendwann mal was Eigenes bekommt.

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Es geht im Leben nicht darum zu warten, dass der Sturm vorüber zieht, sondern zu lernen, im Regen zu tanzen !

Also ich kenne fast nur Leute, die warten, dass das aktuelle Pferd abtritt und dann keins mehr wollen / können. Teilweise sind die Einschnitte in andere Bereiche sehr stark, weil das Pferd ja eben da ist. Hier sind die Ställe auch nur voll, weil zb. 2 Vereine mit einer Kapazität von zusammen ca. 50 Boxen geschlossen haben.

Obwohl mein Gehalt ja weiter gestiegen ist, würde ich heute kein Pferd mehr wollen / könnte es mir einfach nicht mehr leisten. Und das ganze Equipment dazu und der Anhänger, großes Auto (sie lange gibt es noch bezahlbare Diesel?) etc. Dazu kommt, dass es hier kaum noch Reitlehrer gibt - entweder können die weniger als ich oder sind so teuer, das es einfach nicht mehr geht.

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Schnuppe

Genau so ist es eigentlich in meinem Umfeld auch. Es gibt viele mit 15 bis 20jährigen Pferden, die sich danach definitiv kein neues Pferd holen werden. Ich habe gestern erst mit einer Freundin gesprochen, die noch in dem Sportstall steht, wo ich auch bis vor 2 Jahre notgedrungen für einige Zeit stand. Vor 2 Jahren war der Stall randvoll. Dank Corona gab es viele Neuanschaffungen. Selbst die schrecklichen Innen- und Quarantäneboxen waren voll und es gab eine Warteliste. In den 2 Jahren wurde die Grundboxmiete in 2 Schritten um 100 Euro für alle Boxentypen angehoben und zusätzlich wurden die Preise für Einzelleistungen wie Rein-/Rausservice, Führanlage, Einzelwiese, Deckenwechsel usw jeweils noch mal um durchschnittlich 10 Euro angehoben. Bei einer Paddockbox mit Herdenwiese und Rein-/Rausservice ist man bei über 710€. Das kann doch keiner mehr finanzieren. Schmied und Tierarzt haben ja auch alle angehoben. Jetzt stehen tatsächlich einige Boxen schon leer. Tendenziell stand da immer ein eher zahlungskräftiges Klientel aufgrund der Lage im Südviertel. Doch selbst bei denen ist irgendwann die Schmerzgrenze überschritten. Langjährige Einstaller wandern jetzt ins Umland ab. Hinzu kommt der unterirdische Service (Futterqualität, sch.. Böden, Misten maximal alle 5-8 Wochen …).

Im Stall meiner RB haben sie die Paddockbox mit 5x Weideservice/Woche (stundenweise!!!!) auf über 800 Euro erhöht. Die Außenbox liegt 60 Euro darunter. Unterricht von 50 auf 70 Euro/30 Minuten erhöht. Der Schmied nimmt jetzt für vier Eisen 300 Euro.

Bin ich grad froh, kein Pferd mehr zu haben. Preise hoch, Service runter.

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Heimat ist, wo ich sterben will...

Ich habe letztens mal mit einem SB zusammengesessen der bisher keinen Service angeboten hat und gesagt hat dass er das gerechnet hat und dass das was er aufrufen müsste wenn er es halbwegs vernünftig anbieten wollte eh keiner bezahlen würde.

Rechnung ist wie folgt: 10 Minuten pro Pferd (Aufhalftern, Fliegemütze, zur Weide führen, Halfter ab. Dann Pferd wieder einfangen, Halfter auf, zur Box, schauen ob alles ok ist, Halfter ab)

Nur bei dem Service ist man bei 30 Tagen bei 5 Stunden pro Pferd. Sagen wir 25 EUR brutto Stundenlohn inkl. Lohnnebenkosten sind wir bei 125 EUR zzgl. Märchensteuer also bei knapp 150 EUR. Und dass 10 Minuten äußerst knapp bemessen sind ist glaube ich klar, sich nicht einfangen lassen darf da keiner. Insgesamt verdient der SB bei der Rechnung quasi nichts und muss bei Krankheit und Urlaub noch zusätzlich Reserve haben. Aber es wird bei 80 EUR Service schon rumgemeckert. Eigentlich müsste man mindestens 200 nehmen wenn man halbwegs wirtschalftlich arbeiten wollen würde und Geld verdienen möchte.

Bei uns haben einige Ställe in letzter Zeit geschlossen. Was gut funktoniert und wo es lange Wartelisten gibt ist Rundum-Alles für 1.000 EUR aufwärts, oder ganz billig. Aber das dazwischen geht glaube ich gerade etwas verloren weil es zu den gewohnten Kosten einfach nicht mehr darstellbar ist (Strom, Heu, allgemeine Teuerung,...)

Also die 2er-Wiese kostet jetzt 30 Euro zzgl 2x20 Euro Service (bei ohnehin schon hoher Grundboxmiete). Bei einem Stall mit rund 120 Pferden von denen bestimmt 80 im Service sind, wird der SB mit Sicherheit nicht verarmen, da er einen Angestellten auf unterstem Lohnniveau hat, der den ganzen Tag die Pferde rumführt. Über den werden ja auch noch die anderen Leistungen abgerechnet (Deckenservice 30, Glocken 20, Gamaschen 50). Selbst wenn man jetzt mal konservativ davon ausgeht, dass 80 Pferde nur 70 Euro bringen, kann man zumindest erwarten, dass er dann diesen Angestellten auch ordnungsgemäß krankenversichert. Dem scheint aber nicht so zu sein, da derjenige der füttert und einstreut das jedenfalls jahrelang nicht war, wie sich gerade herausgestellt hat, wo er schwer erkrankt ist. Aktuell findet gerade eine Spendensammlung unter den Einstallern statt, da er von seinem Lohn auch noch seine Familie in Ghana unterstützt. Ich hoffe wirklich, dass der SB von den Behörden so richtig den A… aufgerissen bekommt.
Ich haben kein Probleme damit, dass fleißige SBs gutes Geld bekommen, aber solche mit Gutsherrensyndrom, die keinen Handschlag selber machen und ihre Angestellten derart behandeln, kann ich wirklich nicht ab.

Das ist dann aber auf höchstem Niveau, oder?
Soviel habe ich bisher nur bei einer auch international erfolgreichen Grand Prix Reiterin gezahlt.
Bei uns ist der normale Kurs immer noch 35 EUR / 30 Minuten.

Und ich habe das Gefühl, dass viele die kein Pferd mehr wollen, das nicht deshalb nicht wollen, weil es so teuer geworden ist, sondern weil die Ansprüche und das Angebot nicht mehr zusammenpassen.
Wenn man dann einen Haufen Geld zahlt für einen Stall mit dem man eigentlich nicht zufrieden ist und man für sein Pferd lieber was anderes hätte, dann nimmt einem das natürlich den Spaß am Hobby.