Hallo ihr Lieben,
ich fürchte der Text könnte etwas länger werden, also hier schon einmal mein Dank an alle, die bis zum bitteren Ende durchhalten
Ich habe im April diesen Jahres eine Haflinger-Stute gekauft. Ich wusste, sie ist noch unerzogen, da zuvor nicht soooviel mit ihr passiert ist. Wichtiger war mir, dass sie brav im Gelände läuft und dort recht unerschrocken ist. Ich möchte mit ihr auch im Viereck arbeiten, aber das wichtigste Kaufkriterium war mir, dass das Pferd brav ist, weil ich ein eher ängstlicher Typ bin.
Das Thema Erziehung schien mir nicht das große Problem zu sein, ich habe lange Jahre Pferdeerfahrung und meine Pferde liefen reiterlich zwar nicht bombastisch bis S, aber sie waren generell gut erzogen und wussten sich zu benehmen. Bisher hatte ich nur Warmblüter, jetzt das erste Pony. Und das Pony stellt mich vor einen großen Berg an Aufgaben und Hürden, die bewältigt werden wollen.
Zu anfang diskutierten wir über solche Dinge wie: "Nein, du trittst beim Hufeauskratzen bitte nicht nach mir!" Oder "Nein, wir gehen da lang wo ich lang möchte, du ziehst mich nicht dorthin wo du hin willst!" Das hatten wir relativ schnell auf einem Niveau mit dem ich leben konnte. Auch versuchte sie mich umzurennen, wenn es in die Box ging. Auch das hatten wir recht schnell im Griff, wobei das Pony immer wieder anfragte.
Reiterlich war ich total zufrieden mit der Maus. Sie konnte nicht viel, aber im Gelände war sie einfach toll, lief überall brav vorbei und erschreckte sich sehr selten. Wenn sie mal was komisch fand machte sie einen kleinen Hopser, guckste sich das Ganze an und ging beim nächsten Mal einfach dran vorbei und gut war's. In der Halle machte sie langsam Fortschritte und ich ging auch mal alleine mit ihr ausreiten. Da war selbst ein Trecker mit Planwagen im Wald kein Grund zur Panik. Ich war stolz auf die Kleene.
Ich bin dann nochmal allein ausgeritten. Wie immer am Nachmittag, wo es meist auch Futter gibt. Die Maus war davon "not amused" und wollte schnell Heim. Ich wollte aber noch einen kleien Schlenker (5 Minuten Umweg) einbauen, den das Pony gar nicht eingesehen hat. Also diskutierten wir. Ich blieb sehr ruhig, verfolgte aber stoisch meinen Weg. Irgendwann gelang es mir den von mir gewählten Weg mit ihr einzuschlagen. Ein Kumpel vom nahegelegenen Reitplatz rief nach ihr und das Pony wirkte sehr elektrisch. Da ich zu diesem Zeitpunkt aber ein Gottvertrauen in das Pony hatte, blieb ich entspannt, ließ die Zügel locker und tat so, als wäre nichts. Plötzlich ging das Pony in die Luft und bockte mich ziemlich fies ab. Zum Glück blieb sie bei mir, ich brauchte was, wo ich mich dran hochziehen konnte. Ich hatte mir sehr weh getan. War nur eine starke Prellung, aber das hatte gesessen.
Sie hatte zuvor schon ein bischen in der Halle gezickt wenn es für sie anstrengend wurde, aber ich hatte mir nichts dabei gedacht. Mein Vertrauen in's Pony war plötzlich wie weggeblasen. Gerade vor buckelnden Pferden habe ich höllische Angst. Ich war drauf und dran sie zu verkaufen.
Ich bin dann aus verschiedenen Gründen in einen neuen Stall gewechselt und dort gibt es eine wirklich gute Trainerin, mit der ich jetzt auch Bodenarbeit mache mit dem Pony. Da merke ich echt, wie wenig ich darüber doch weis und wie wenig Vertrauen das Pony in meine Fähigkeiten als "Raubtierbeauftragter" doch hat.
Wir machen viel Führtraining und Bodenarbeit an der Longe. Eigentlich mache ich seit einigen Wochen kaum was Anderes, weil ich aus diversen Gründen nicht reiten konnte. Die Trainerin hilft mir sehr und zeigt mir viel, aber den Durchbruch gab es natürlich noch nicht. Das braucht Zeit, ich weis. Ich bin zwar sehr ungeduldig und habe Angst ich bekomme das nie richtig hin und wir werden nie eine Einheit, aber dann kommt wieder die Vernunft durch und ich rufe mich selbst zur Ordnung und zur Geduld.
Meine Frage ist eigentlich, welche vertrauensbildenden Übungen macht ihr mit euren Pferden? Könnt ihr mir wirklich gute Bücher zu dem Thema empfehlen, die vielelicht auch ein wenig bebildert sind (ich finde dann kann man es viel besser verstehen)? Was macht ihr, ausser Führtraining, Seitengänge an der Hand etc..? Auf welche Kleinigkeiten achtet ihr penibel mit euren Pferden? Was duldet ihr überhaupt nicht? Ich habe das Gefühl, ich übersehe da doch noch so das Ein oder Andere... Leckerlies habe ich auf alle Fälle NIE in der Tasche. Die gibt es allenfalls mal aus dem Trog.
Klar, diese einfache Frage hätte ich jetzt auch einfach so stellen können, aber mir war die Vorgeschichte dazu wichtig. Ich übe mit meiner Trainerin weiter und nach anfänglicher, riesengroßer Skepsis und Angst vor dem Pony bin ich nun wild entschlossen mir ganz viel Zeit zu lassen und das Problem in den Griff zu kriegen. Ich denke, wenn ich das schaffe, habe ich für mich persönlich ganz viel erreicht. Irgendwann möchte ich wieder angstfrei mit ihr ausreiten und die Krönung wäre, wenn ich das auch wieder alleine mit ihr tun könnte. Das wird Jahre dauern, das weis ich. Ich möchte nur jetzt nicht's (oder fast nichts) mehr falsch machen.
Ach ja.. die Zähne wurden gemacht, Osteopath, Tierarzt und Physiotherapeut waren am Pferd und der Sattel passt, wie mir Sattler, Physio und Ostheo bestätigten. Das ist sicher auch nicht unwichtig zu wissen...
Also, her mit euren Erfahrungen, Buchtipps etc....
LG/ Mata