Ententeich

Das große Geschnatter geht weiter!
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 Betreff des Beitrags: Positive Spannung
Ungelesener BeitragVerfasst: 22. Juni 2011, 11:26 
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Ich hab da mal ein ganz gefährliches Anliegen, wo ich möglicherweise Gefahr laufe fürchterlich zerrissen zu werden. Aber alle, die mit ihrem Pferd etwas "höher" unterwegs sind wissen wahrscheinlich wovon ich rede, und es ist ja allgemein auch kein Geheimnis, dass man sie braucht...die positive Spannung. Diskutiert wird ja dann meistens über das "zuviel".

Mein Pferd macht einen guten Job in M, er ist lektionssicher, die Übergänge sind weich, flüssig und am Punkt, Stellung und Biegung sind gut (liegt bei bei Fahrpferden, die von Scherbäumen umrahmt sind, in der Natur der Sache, dass es da Probleme geben kann). Die Noten sind angemessen, ich bin gut zufrieden. Von den letzten 7 Starts war ich 6 x platziert. Alles sehr harmonisch.

Das ist es dann aber auch. Wir sind ein harmonisches Paar, das eine ansehnliche, sichere und korrekte Vorstellung abliefert, die man sich so wahrscheinlich auch wünschen würde, hätte man nur die SdA im Auge. Brav halt. Mein Pferd ist einfarbig schwarz, zu klein, und geht brav dahin. Was fehlt ist das WOW. Alles noch mehr auf den Punkt, mehr Go, mehr Ausdruck und Ausstrahlung. Ihr wisst, was ich meine. Das bekomme ich nun auch zunehmend gesagt.

In mir streiten sich 2 Seelen. Die eine schimpft, es ist gut so wie es ist, Pferd geht korrekt und zufrieden und wir haben ein gutes Gefühl miteinander. Und ich will die Losgelassenheit nicht aufs Spiel setzen. Es soll doch alles aus der körperlichen und mentalen Lockerheit kommen. Und wenn die flöten geht, was ist dann noch echt an der Durchlässigkeit?
Die andere sagt, klar er bringt die Veranlagung mit, wenn ich ihn "aufmische" ist er ein ganz anderer Typ und kommt ganz anders daher. Ich kenne das ja, wenn er selten genug mal auf äußere Einflüsse reagiert und sich plötzlich ganz anders darstellt - als Hingucker. Gleichzeitig habe ich dann natürlich die Hand voll, die Hilfen kommen nicht sauber durch und er ist mental natürlich auch alles andere als losgelassen. Das finde ich auch irgendwie unfair dem Pferd gegenüber. Ich finde, er hat das Recht entspannt mit mir zusammenzuarbeiten.

Wenn ich aber nun mehr will, muss ich diesen Weg einschlagen? Und wenn ja, wie taste ich mich da ran - ohne mein Pferd aufzumischen und durcheinander zu bringen? Das sagt einem ja auch keiner... An diesem Punkt der Ausbildung war ich einfach noch nicht. Wir sind M-sicher, und ich möchte im Herbst eine kleine S testen. Rein ausbildungstechnisch steht dem auch nichts im Wege, aber eben das mit "mehr Spannung".

Und fragt mich nicht nach meinem Trainer, der ist erstens selber "nur" bis M aktiv gewesen und kennt den Sprung nicht, und ist andererseits der Ansicht, dass es kein Vergehen ist, ein Pferd ein bisschen elektrischer zu machen. Ein bisschen halt, alles im Rahmen. Und so brav bräuchte ich eben nicht in ne S reinfahren. Wir sind da grad nicht ganz d'accord. Und ich sehe bei anderen, wo das hinführt mit dem "elektrischer machen", die kann man dann tw. nicht mehr anhalten...

Ich brauche Stimmen, Meinungen, Erfahrungen, von denen, die diesen Punkt kennen und daran arbeiten/gearbeitet haben. Oder mir sagen, ich bin ganz auf der falschen Spur, weil das von alleine kommt.
Bitte keine, die meinen, ich sei ein Pferdequäler, weil ich irgendwas rauskitzeln will, was nicht drinsteckt - zur Befriedigung meines persönlichen Ehrgeizes.
Danke schon mal.

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 Betreff des Beitrags: Re: Positive Spannung
Ungelesener BeitragVerfasst: 22. Juni 2011, 12:00 
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ok, dann schreibt jetzt eine Fahrnulpe als erste *gg*


egal was du machst - machs nur, wenn du damit langfristig zufrieden bist. Sind dir die Schleifen mehr wert als die Zweifel, die du anscheinend jetzt dabei hast?


Ich denke nur du kannst wissen, ob du der Typ Mensch bist der gut damit klar kommt, das Pferd in den prüfungen mehr "anzupacken". Wenn du das gut machen kannst - ok, versuchs.
Macht dir der Gadanke bauchschmerzen - dann lass es.

Etwas anderes kann dir doch eh keiner sagen..... versuch macht klug. Wenn du immer nur spekulierst, ob und wie und überhaupt - dann kannst du es nicht wissen.

Klingt blöd, aber so ist es..... :klappe:
Nur hinterh weißt du sicher, wie du dich damit fühlst und wie der schwarze damit umgeht.



für einen bösen egoistischen Pferdequälrer halte ich dich übrigends nicht ;)

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 Betreff des Beitrags: Re: Positive Spannung
Ungelesener BeitragVerfasst: 22. Juni 2011, 12:07 
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Ich verstehe das Problem nicht.

Wenn das Pferd korrekt versammelt ist, bewegt es sich schwungvoll und mit positiver Spannung, durch die Tragkraft wirken die Tritte und Sprünge erhaben = Kadenz. Damit entsteht automatisch mehr Ausdruck, es sei denn, das Pferd ist ein totaler Bewegungslegastheniker und völlig hässlich. Ich glaube aber, dass ich schonmal Bilder von Deinem Pferd gesehen habe und ich assoziiere nicht "hässlich" damit.

Da muß man nichts "aufmischen" oder dergleichen. Das entsteht durch die Ausbildung von ganz alleine.

Wichtig ist nur, dass man Versammlung nicht mit "langsam" verwechselt.

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... die jeden Tag ihr Gemüse isst.


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 Betreff des Beitrags: Re: Positive Spannung
Ungelesener BeitragVerfasst: 22. Juni 2011, 12:11 
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Mir kommt Dein Problem recht bekannt vor, allerdings aus dem Dressurreiten und nicht vom Fahren - aber das Prinzip ist wohl das gleiche. Mein Mann hat auch einen Wallach, der sehr brav und korrekt seine Lektionen abarbeitet und gute GGA hat. Aber eben nur "gute" und keine sehr guten. Und ihm fehlt es eben ein wenig an dem nötigen Gummi und Ausdruck, als das sich da der WOW-Effekt einstellt, wenn er so ganz normal reingetrabt kommt. Mein Mann muss ihm also kurz vor dem Start ein bißchen "Angst" machen, damit er schick aussieht. Früher ging das auch so, denn da war er noch nicht so routiniert auf Turnier und hat sich durch die Aufregung selber die Spannung gemacht, die es braucht, damit er Ausdruck hat. Aber mittlerweile ist er so cool und entspannt, dass da ohne Zutun des Reiters nichts mehr zu machen ist. Es ist jetzt nicht so, dass man auf das Pferd einprügeln muss, aber man muss ihn schon energischer treiben als zu Hause und mehr fordern. Im Viereck selber darf man es dann nicht mehr übertreiben, sondern kann wieder ganz normal reiten. Ich finde das jetzt nicht so schlimm, denn man kann zu Hause ja normal und lieb reiten und das Pferd hat dadurch bisher keinen Schaden genommen.

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Ich habe keine Macken, das sind Spezialeffekte.
Ich sehe nur so brav aus, damit die Überraschung größer ist.


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 Betreff des Beitrags: Re: Positive Spannung
Ungelesener BeitragVerfasst: 22. Juni 2011, 12:23 
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Ich würde mich an deiner Stelle "ganz gelassen" daran ran tasten.
Und ich versteh was du meinst, es geht nicht darum das ein Pferd korrekt alle Lektionen ausführt, sondern darum das es es tut und dabei auch noch "Stolz" ausstrahlt.

Ich fahre und reite zwar nicht in den Klassen (darf also eigentlich gar nicht mitreden) aber ich habe den Eindruck das es manchen Pferden gefällt auch mal aus der "braven Rolle" rauszufallen, wenn sie darum gebeten werden, einfach um sich präsentieren zu dürfen.
Allerdings alles mit der richtigen Dosis.

Du kennst dein Pferd am besten. Ich denke wenn du ihn heute ein wenig "anstachelst" wird er morgen nicht weniger brav sein.
Teste dich da einfach bedacht ran, alle paar Tage mal einen Versuch starten wie viel nötig ist das du ihr beide euch noch wohl fühlt aber der Ausdruck ein anderer ist.
Und nur wenn das Pferd ein wenig elektrisch ist, heißt es noch lange nicht das es dann sich auf die Leinen legt und Kopflos ist....ich denke wenn es bei anderen so ist, die können dann auch sonst nicht mal brav daher fahren.

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Katzen erreichen mühelos, was uns Menschen versagt bleibt: durchs Leben zu gehen, ohne Lärm zu machen.
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 Betreff des Beitrags: Re: Positive Spannung
Ungelesener BeitragVerfasst: 22. Juni 2011, 12:28 
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Ich kenne das Problem nur zu gut. Mein jetziger Rentner war auch der Typ brav und unscheinbar. Lief super korrekt sein Programm und war die Nervenstärke in Person. Damit lief er erfolgreich L und M/B. In M konnten wir damit schon nicht mehr gewinnen, nur ab und zu ein Schleifchen ergattern. Noch höher wurde es schwieriger, weil da eben die Power und der Go fehlten. Meine damalige Trainerin hat das mit relativ viel Härte hinbekommen, damit lief das Pferd viel ausdrucksstärker, aber das war nicht mein Weg. Ich bin dann zwar mal ein paar kleine S geritten, aber nie erfolgreich, weil ich diese Härte nicht reiten wollte und weil mein Pferd dann auch gesundheitliche Probleme bekam.

Mein jetziges Pferd ist ein ganz anderer Typ. Schlanker, graziler, moderner und hat von Natur aus viel mehr Ausdruck. Er ist auch der nervigere Typ von den beiden. Nachdem er jahrelang wegen seiner Nerven gar nicht durch die Prüfungen ging, hat er sich jetzt seit ca. 1,5 Jahren (er ist jetzt 11) im Griff und seither sammeln wir in L und M* ein paar Schleifen. Zu Hause trainieren wir auch höher. Bei ihm ist es immer schwierig, den Bogen der "positiven Spannung" nicht zu überspannen, denn dann verliert er die Nerven. Das ist überhaupt ein ganz schmaler Grad: Spannung, aber keine Verspannung! Elektrisch aber nicht zappelig!

Ich glaube, aber dass ein grundsätzlich losgelassenes Pferd das lernen kann. Es gibt "Profis" die werden 5 cm großer, wenn sie aufs Viereck kommen und wissen genau, dass es jetzt gilt. Das kann man nicht reinprügeln oder stechen, das kommt im Laufe der Zeit durch gute Ausbildung und auch Erfahrung.

Zu Hause im Training packe ich mein Pferd auch mal mehr mal weniger an, um eben solche "Unterschiede" auch zu trainieren. Außerdem will ich mein Pferd nicht jeden Tag am Limit reiten.

Wie gesagt: Wenn man M und S oben mitreiten will, braucht man diese "positive Spannung" garantiert. Sie ist in meinen Augen das allerletzte I-Tüpfelchen auf dem langen Ausbildungsweg zum Dressurpferd. Manche erreichen den Punkt, manche nicht. Das ist genau so wie bei den anderen Punkten der langen Ausbildung.

Snoeffi

P.S.: Bei meinem Pferd langt es schon manchmal, wenn ich ihn "anschnalze", dann weiß er, dass jetzt Go gefragt ist und in letzter Zeit habe ich das Gefühl, dass er im Viereck mehr gibt als auf dem Abreiteplatz. Es gibt also Hoffnung!

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 Betreff des Beitrags: Re: Positive Spannung
Ungelesener BeitragVerfasst: 22. Juni 2011, 12:56 
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Hallo Adrelanin,

ich habe vom Fahrsport leider keine Ahnung. Dafür war ich schon zweimal an dem Punkt, an dem du jetzt bist – in der Dressur. Ich habe bisher zwei Pferde bis St. Georg bzw Inter I ausgebildet, daher nicht die Erfahrung eines Profis – aber immerhin eines ambitionierten Amateurs.

Grundsätzlich kann ich dir aus meiner Erfahrung berichten: Du kommst immer irgendwann an den Punkt, an dem du mehr Ausdruck, mehr Go, mehr „Schnick“ benötigst um vorne mit dabei zu sein. Und aus meiner Erfahrung kommt das nie von alleine (= keine automatische Folge einer sauberen Ausbildung). Wichtig ist, eine Balance zwischen dem „Mehr Ausdruck fordern“ (was auch ungleich anstrengender für das Pferd ist) und der Losgelassenheit, Zufriedenheit und inneren Gelassenheit des Pferdes zu finden. Und das ist sehr schwierig.

Meine beiden Kandidaten hatten (haben) ein eher ruhiges Gemüt und können etwas Druck vertragen ohne gleich hektisch zu werden. Das macht es vergleichsweise einfacher und liegt mir persönlich mehr.

Ein wenig Druck muß der Reiter sich an dieser Stelle zutrauen, ohne grob zu werden. Aber man sollte sich nichts vormachen: Es bedarf schon einer gezielten Aufforderung, um beispielsweise einen „bedeutenderen Trab“, wie mein Trainer sich gerne ausdrückt, zu erwirken (insbesondere am Anfang). Ein wenig fordern muß man den Sportkamerad Pferd dann schon. Aber das Ergebnis ist ein noch besser gymnastiziertes, strahlendes Pferd, das noch mehr Spaß macht (und im Idealfalle auch stolz ist auf sich selber).

Mein wichtigstes Learning: Mit ganz kleinen Schritten anfangen, und auch in der Folge immer ein ständiges Wechseln zwischen Anspannen und Abspannen beibehalten. Nur so verhinderst du schädliche Verspannungen in der Muskulatur. Und ganz viel Geduld UND Willen mitbringen. Dazu gehört dann noch die innere Vorstellung des Reiters, was er erwirken / herausreiten möchte. Man muß nur immer im Hinterkopf behalten, dass dieser Ausdruck viel Kraft kostet – auch dafür muß ein gut trainiertes M-Pferd erst einmal eine eigene Kondition entwickeln.

Kleine Schritte heißt (in ganz kurz, mehr Gedankenaustausch gerne per PN): Anpiaffieren (oder auch mit der Passagearbeit beginnen, je nachdem was dem Pferd aufgrund seiner Veranlagung mehr liegt), mit dem Ziel dein Pferd zu einer besseren Hankenbiegung, mehr Lastaufnahme und Schwung, sowie einer verbesserten relativen Aufrichtung zu bringen. Dein Pferd muß keine Grand Prix reife Piaff-Passage Tour laufen, um von dieser Arbeit in punkto Ausstrahlung und Go enorm zu profitieren. Ich persönlich hätte den Sprung allerdings ohne einen sehr erfahrenen Trainer an meiner Seite nicht gemeistert. Daher meine Empfehlung, mit deinem Trainer Rücksprache zu halten und dir ggf zusätzliche Hilfe zu holen.

Viel Erfolg und weiterhin ganz viel Spaß
Starbucks


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 Betreff des Beitrags: Re: Positive Spannung
Ungelesener BeitragVerfasst: 22. Juni 2011, 12:58 
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ich kann snoeffi nur zustimmen, sie hat das sehr gut erklärt


wenn du anfangs bisschen mehr von ihm forderst, wird er natürlich erstmal ein wenig fester werden und bisschen weniger losgelassen. aber das is ja nicht schlimm. dann einfach wieder mit bisschen mehr ruhe weiterarbeiten. im laufe der zeit lernt das pferd dann, dass es sich nicht aufregen braucht und nicht zappelig werden soll, sondern einfach bisschen mehr angreifen soll.
man muss, um mehr spannung reinzubringen, natürlich es erstmal bisschen "übertreiben", also das pferd mehr anpacken und ruhig etwas fester werden lassen. wenn man über dem "guten" punkt drüber ist, dann einfach wieder das pferd mit ruhe bisschen runterholen.

dein pferd muss ja auch erst lernen, was du von ihm willst. und die losgelassenheit kommt dann von alleine wieder zurück


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 Betreff des Beitrags: Re: Positive Spannung
Ungelesener BeitragVerfasst: 22. Juni 2011, 13:10 
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Ich kann mich Starbucks nur anschließen - auch wenn ich im Fahrsport nicht mitreden kann. Andererseits - ein Pferd ist ein Pferd, die Skala der Ausbildung auch dieselbe und oft genug kaufen ja auch Dressurreiter den Hingucker, der vor dem Einspänner ging! :wink:

Starbucks hat geschrieben:
Grundsätzlich kann ich dir aus meiner Erfahrung berichten: Du kommst immer irgendwann an den Punkt, an dem du mehr Ausdruck, mehr Go, mehr „Schnick“ benötigst um vorne mit dabei zu sein. Und aus meiner Erfahrung kommt das nie von alleine (= keine automatische Folge einer sauberen Ausbildung). Wichtig ist, eine Balance zwischen dem „Mehr Ausdruck fordern“ (was auch ungleich anstrengender für das Pferd ist) und der Losgelassenheit, Zufriedenheit und inneren Gelassenheit des Pferdes zu finden. Und das ist sehr schwierig.


Genau, ich meine auch nicht, dass die Ausstrahlung sich einfach so ergibt. Die Versammlung ergibt sich aus der systematisch aufgebauten Ausbildung.
Einen gewissen Ausdruck bringen manche Pferde einfach mit, andere sind unscheinbarer. Beides kann verändert werden, zum Positiven, zum Negativen.

Allerdings hat dieses "Mehr an Ausdruck" auch einiges mit Kraft zu tun, daher ist eben entsprechendes "Krafttraining" nötig, das durch dressurmäßige Gymnastizierung erfolgt.
Damit das Pferd das auch über die Dauer einer Prüfung durchhält, ist eine gewisse Kondition gefragt.


Zitat:
Mein wichtigstes Learning: Mit ganz kleinen Schritten anfangen, und auch in der Folge immer ein ständiges Wechseln zwischen Anspannen und Abspannen beibehalten. Nur so verhinderst du schädliche Verspannungen in der Muskulatur.


Sehe ich auch so. In ganz kleinen Schritten anfangen - eine lange Seite "mehr" wollen zB kann für den Anfang reichen.
Man muss nicht nur Wert legen auf das Vermeiden von physischen Verspannungen, sondern auch auf die Laune des Pferdes achten. Das kommt natürlich ganz, ganz stark auf Charakter und Persönlichkeit des Pferdes an.
Manches Pferd kann "Druck" udn Spannung nur in homöopathischen Dosen ab, bei anderen wundert man sich, was die einstecken können und wie die beflügelt werden dadurch!
Also das muss man ganz individuell sehen.

Auch erachte ich die mentale Komponente des Reiters als sehr wichtig - weiß nicht, wie das beim Fahrer ist, der hat ja viel weniger direkten Kontakt zum Pferd. Ob ein sensibles Pferd da auch eine Unzufriedenheit in der Magengegend spürt udnd darauf reagiert? Beim Reiten ist es jedenfalls so. Man sollte da also nicht mit negativer Einstellung herangehen, sondern sich denken "Mal sehen, was ich da noch Schönes herauskitzeln kann".

Das alles muss man monate-, wenn nicht jahrelang trainieren, natürlich nicht täglich, aber eben doch so regelmäßig, dass das Pferd verstehen kann, was man von ihm will und aus den positiven Anreizen, die man als Ausbilder schafft, lernt und dies verknüpft - zum anderen braucht es eben lange, bis die zusätzliche Kraft und Kondition erarbeitet wird.

Ich denke, zu viel auf einmal zu wollen, ist das Gift, was die Pferde "verheizt".


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 Betreff des Beitrags: Re: Positive Spannung
Ungelesener BeitragVerfasst: 22. Juni 2011, 13:42 
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Da ich selber ja auch fahre/gefahren bin, kann ich mich den anderen nur anschließen. versuche im Training etwas mehr zu wollen, auch wenn dein Pferd dann etwas fest wird. Du weißt eigentlich genau, wie du dein Pferd dann wieder zu Ruhe bekommst. Dieses Wechselspiel mußt du üben, damit dein Pferd versteht was es soll.

Ich selber hatte mit Monti ja das Glück eine Stute zu haben, die sich im Viereck gerne zeigte :-D , aber dafür in den Bewegungen begrenzt war :asad: . Sie war immer stolz sich zeigen zu dürfen. Um in M ganz vorne mit zu fahren hätte es warscheinlich nicht gereicht, aber dafür war sie eben lektionssicher etc.
Diesen "Stolz" mußt Du deinem Pferd beibringen. Wenn es am Wagen noch schwer fällt, dann übe das mit Reiten.

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 Betreff des Beitrags: Re: Positive Spannung
Ungelesener BeitragVerfasst: 22. Juni 2011, 13:51 
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Ich danke euch allen erstmal ganz herzlich für die ganzen sachlichen, aufmunternden und motivierenden Kommentare. Wahrscheinlich ist das für uns beide jetzt erstmal eine vor allem mentale Hürde, weg von dem recht bequemen Harmoniegedusel, auf dem wir uns häuslich eingerichtet haben, und was eben einfach sehr angenehm ist, für beide Seiten.

Es ist auch interessant zu hören, dass einige von euch die gleichen Erfahrungen hatten, dass "brav" alleine nicht reicht.

Ich bin sehr froh, dass ihr mich darin unterstützt, dass es ohne etwas "mehr" nicht geht, und ich habe mich da in den letzten Wochen auch mal hier und da rangetastet. Bin dann aber immer sehr schnell zurückgefallen, oder habe mich davon "erschrecken" lassen, wie mein so ausgegliches Pferd unruhig und hektisch wurde. Natürlich versteht er nicht, warum ich dann plötzlich massiver werde, aber wahrscheinlich muss ich auch selber lernen, darüber hinwegzugehen und gleich in den Wohlfühl-Modus zurückzuschalten, weil ich seine Reaktion nicht aushalte. So bestärke ich ihn aber wohl nur in dem Gefühl, dass es nicht richtig ist, was ich da mache.

Es ist übrigens wirklich egal, dass wir hier von einem Fahrpferd reden, das Problem bleibt dasselbe. Wir kommunizieren nur auf etwas andere Art miteinander, und er merkt sehr wohl an meiner Hilfengebung, das ich mich selber unwohl dabei fühle. Wir arbeiten ja viel über die Stimme, und das hört er natürlich sofort. Das bestärkt seine Unruhe auch noch. Ich habe ihn bisher nach solchen Aktionen immer zur Entspannung ins V/A entlassen, was er auch nur zu gerne annahm, und danach wie gehabt weitergearbeitet. Ich meinte fast einen Seufzer zu hören, nach dem Motto, Gottseidank, jetzt ist sie wieder die Alte und ich weiß, was sie von mir will. So hat es noch etwas von einem Gespenst. Also in kleinen Schritten steigern, durchhalten, und loben...

An der Kraft haben wir auch massiv gearbeitet, dadurch ist die Versammlung, wie sie sich jetzt zeigt, überhaupt erst möglich geworden. Das war nicht einfach, mit einem rückenlangen Pferd, was noch einen Wagen ziehen soll. Da stellt die reine Physik fast ein "Unmöglich" in den Raum. Springgymnastik hat da u.a. sehr gut geholfen. Kondition ist von der Arbeit im Busch eh da, von daher sollte er also schon einiges verdauen können.

Nur so richtig gefordert habe ich ihn bisher wohl nicht, gefordert im Sinne von seinen Kopf herausfordern. Nicht, dass das jetzt falsch verstanden wird, er muss schon viel leisten in so einer Kombi, aber er ist so gutmütig oder gut erzogen oder auf mich fixiert, dass ich die Richtung vorgebe, und dann macht er das. Er stellt eigentlich auch nie eine Entscheidung von mir in Frage, ich muss selten mal etwas nachdrücklicher werden. Insofern ist das eine neue, unbekannte Anforderung. Für uns beide...

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 Betreff des Beitrags: Re: Positive Spannung
Ungelesener BeitragVerfasst: 22. Juni 2011, 14:11 
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Ich denke, wenn du dich mit ganz viel Gefühl herantastest, wird das langfristig gut klappen!

Es steckt auch viel Pädagogik dahinter, wie eben bei allem, was man seinem Pferd beibringen will, ob es nun im richtigen Galopp anspringen soll oder sich auf Kommando hinlegen oder oder oder.

Kleine Schritte, die aufeinander aufbauen, unmittelbares Lob - das ist das, was Lernerfolg hervorruft beim Pferd.

Wenn du deinem Pferd bisher viele Dinge erfolgreich beibringen konntest, dann wirst du auch das schaffen! :wink:


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 Betreff des Beitrags: Re: Positive Spannung
Ungelesener BeitragVerfasst: 22. Juni 2011, 14:47 
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Ich kenne das auch nur zu gut.

Meine Kleine ist sehr artig, sehr leistungsbereit und eigentlich immer sehr locker> Es bringt Spass, sie zu fahren/ reiten.

In Klasse A waren wir zum Schluss eigentlich immer platziert, auch mit Wertnoten über 8. :-D

In M sieht das noch anders aus (Gerne finden wir uns in der Reserve...) > Eben weil sie mehr Ausstrahlung braucht. Als Haflinger bringt sie nun auch nicht anbedingt abartig gute Bewegungen mit.

Ich fordere nun auch seit ein paar Monaten deutlich mehr von ihr > Vor Allem beim Reiten, denn wenn ich drauf sitze, habe ich einfach mehr Gefühl dafür, wann sie "umschlägt". Sie ist sehr sensibel und kann schonmal "psycho" werden. :?

Meinen Trainern (Reitlehrer, Fahrlererin) und mir ist es dabei immer wichtig, dass sie nur kurzfristig so gearbeitet wird und nicht jeden Tag. Sie muss sich immer wieder entspannen können.
Wenn ich alles richtig mache, nimmt sie das gut an und bewegt sich sehr ausdrucksstark.

In Hörup bekamen wir mehrere Siebenen für Versammlung und Mitteltrab, sowie in dieses Note für Gang etc.. :ashock:
Das finde ich bei einem Hafi doch sehr erstaunlich...
Es scheint also funktioniert zu haben.

Mein Pferd ist trotz allem weiterhin leistungsbereit und trabt immer locker los.


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 Betreff des Beitrags: Re: Positive Spannung
Ungelesener BeitragVerfasst: 31. August 2012, 07:27 
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Ich hole den alten Fred mal wieder hoch, denn ich fürchte grad, ich habe ein bisschen viel mit dem Feuer gespielt :?

Sagen wir mal so, die Saison lief bisher wirklich klasse. Wenn ich nicht grad einen Aussetzer hinsichtlich Konzentration hatte waren wir wirklich immer gut dabei. Ich hatte jetzt auch zunehmend mehr Dampf auf dem Kessel, die Dressuren wurden peppiger und ausdrucksstärker, die Lektionsausführung einfach deutlicher und knackiger. Taktfehler unbekannt, insofern dachte ich schon, wir seien auf dem richtigen Weg. Von 5 Starts jedes Mal in der Dressur platziert - und wir reden doch immerhin von M.

Aber... Letztes WE auf dem Turnier zeichnete sich schon so eine leichte Ungnädigkeit und Über-Spannung bei Herrn Pferd ab. Ich konnte das im Prüfungsviereck noch ganz gut kaschieren, allein der Schritt geriet ein bisschen arg übereilt und war tw. Takt gefährdet, was von einem Richter zu Recht eine 4 gab. Da dachte ich schon, O-ha.

Nach dem Turnierwochenende war wie üblich Runterfahren angesagt, Montag ein bisschen an der Longe auslaufen + Wiese, Dienstag spazieren fahren durch den Wald. Mittwoch bin ich dann Dressur auf Fahrzaum geritten, weil ich mit Hilfe des Beins noch so ein paar Sachen unterstützen und vor allem wieder Ruhe in den Schritt kriegen wollte. Das ging auch alles prima, er hat die Hilfe gut angenommen und ich hatte den Eindruck, er hat kapiert was ich wollte.

Gestern dann auf dem Viereck mittleres Desaster. Pferd gefühlt nur noch auf der Flucht, Arbeitstempo tendierte Richtung Mitteltrab, Anlehnung unbeständig, Schritt ziemlich gefährdet. Ich habe dann über Übergänge und gebogene Linien versucht Tempo zu regulieren und das Hinterbein mehr an die Arbeit zu kriegen. Halten, RWR, daraus wieder explosionsartiger Start trotz wirklich dosierter Hilfen. Hab den Schärfegrad der Kandare von schärfer nach weicher verändert, damit er wenigstens mehr an die Hand treten mag, das gelang auch, änderte aber nichts an der Tatsache, dass das Pferd nur rannte.

War das jetzt ein schlechter Tag - oder haben sich die Geister, die ich rief verschworen?

Jetzt kommt noch das dicke Ende. Heute in einer Woche wollten wir eigentlich zur Landesmeisterschaft. In S. Ich will das jetzt auch nicht unbedingt gleich verwerfen, suche eher noch nach einer Lösung, wie ich das noch retten kann. Die Lektionen sind nicht das Problem, da haben wir uns nun wirklich hingearbeitet.

Was tun, versuchen das von gestern mit viel Arbeit nochmal zu retten, muss er da durch? Oder lieber den Rest der Zeit 3 Gänge zurückschalten und dann vor Ort sehen wie er sich anbietet? Das Pferd ist durchgymnastiziert und konditioniert bis zum Anschlag, da muss man normal jetzt nichts mehr ranarbeiten. Wär auch ein bisschen spät dafür. Nur irgendwie wieder etwas mehr Ruhe reinkriegen.

Oder rollen die erfahrenen Enten hier schon mit den Augen, weil ich den Bogen überspannt habe und jetzt noch etwas will, was ich mir selber verbockt habe? Das Pferd ist übrigens 5 Turniere in 4 Monaten gegangen, ich finde das nicht zu viel.

Große Ratlosigkeit...

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 Betreff des Beitrags: Re: Positive Spannung
Ungelesener BeitragVerfasst: 31. August 2012, 08:29 
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Ich wäre jetzt an Deiner Stelle noch nicht verzweifelt. Es kann schon mal passieren, dass die sensiblen Pferde zu übermotiviert werden, wenn man sie ein bisschen "prüfungsheiss" gemacht hat. Nach meiner Erfahrung gibt sich das, wenn man ganz normal sein Programm weiter reitet. Da ich keinerlei Fahrerfahrung habe, nehme ich jetzt einfach mal an, dass es beim Fahren ähnlich ist. Jetzt natürlich nicht noch eine Schippe drauflegen, sondern bei dem normalen Ablauf bleiben.

Ich hab das schon zu Beginn dieses Threads geschrieben: Es ist immer ein schmaler Grad zwischen positiver Spannung und Verspannung. Klar, wenn ich eine Schlaftablette durch die Prüfung schluren lasse, ich die Gefahr, dass im Schritt angezackelt wird, fast 0. Wenn mir ein langsamer getragener Galoppsprung genügt, gehe ich weniger Risiko ein, wie wenn ich auch in der Prüfung ein schnelles Hinterbein fordere. Man muss halt abwägen und natürlich gibt es auch mal einen Rückschritt oder Misserfolg.

Wenn Dein Pferd grundsätzlich die Nerven behält und es jetzt nicht durch das bisschen "mehr", das Du gefordert hast, völlig über die Uhr ist, würde ich einfach so weitermachen. Wichtig ist, dass Du dabei die Nerven behälst und nicht schon denkst: Oh man, heute geht der bestimmt ab wie Schmitz Katze. Denn dann passiert das ganz sicher.

Ach so noch was: Bei uns ist es in den letzten Tagen ca. 10 °C kühler als noch vor einer Woche. Vielleicht sorgt auch das für etwas mehr Power?

Snoeffi

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