Hallo,
ich würde gerne mal Eure Meinung hören zu folgendem Fall:
Ich (37) gebe bei uns im Stall einigen Leuten Unterricht, mache das aber nur hobbymäßig in meiner Feizeit - also nichts Profi etc. Ich habe selbst zwei Pferde, die ich altersentsprechend bis S bzw. L-Dressur ausgebildet habe (falls das wichtig ist).
Vor ca. 4 Monaten kam eine neue Einstellerin (ca. 37) zu uns in den Stall mit ihrer Stute und fragte mich (nachdem sie sich über mich informiert und sich meine Reiterei angeschaut hatte), ob ich ihr auch Unterricht geben könnte. Die Stute ist ca. 10 Jahre alt, ziemlich groß und lang und hat wohl eine ziemlich schlechte Ausbildung genossen. Die Reiterin erzählte, dass sie früher junge Pferde geritten ist und auch schon auf L-Niveau geritten sei. Ihre Stute hat sie schon seit einigen Jahren und mit ihr arge Probleme, sie habe schon bei einigen (mir auch namentlich bekannten) RL Unterricht gehabt - aber alle hätten gesagt, dass sie ihr nicht helfen könnten. Einmal habe sie die Stute für 1 Woche in Beritt gegeben, aber danach hätte die Stute einen Wirbel verschoben gehabt und konnte eine Weile gar nicht geritten werden. Als sie zu uns in den Stall kam, hatte sie auch gerade eine Krankheitsgeschichte (Husten) hinter sich und sollte jetzt langsam wieder anfangen.
Okay, soweit so gut. Wir haben also die erste Reitstunde im Mai gehabt. Die Stute geht so gut wie nie und in keiner Gangart mit korret fallendem Hals, sie rennt ihrer Reiterin im Trab unter dem Hintern weg (und zwar extrem), vor allem nach dem Galopp. Das schlimmste Problem ist aber, dass dem Pferd jegliche Biegung und Stellung fehlt. Das heißt, dass die Stute gerade auf der linken Hand auf dem Zirkel in deutlicher Aussenstellung- und biegung rennt. Natürlich tut sich die Reiterin dann auch sehr schwer, korrekt zu sitzen, weil sie durch die Aussenstellung immer das Gewicht auf die falsche Seite bekommt etc. etc. Ich denke, ihr wisst, wie so etwas aussieht. Hinzu kommt, dass die Reiterin konditionell nicht so stark ist und nach meiner Ansicht nach auch Angst bekommt, wenn die Stute so rennt (gerade wenn noch andere Pferde in der Halle sind) Die Stute kennt kaum eine korrekte Anlehnung am äußeren Zügel und neigt dazu, mit dem Kopf zu schlagen. Naja, ich habe dann erklärt, dass wir in erster Linie mal die Rennerei wegbekommen müssen und diese Aussenstellung. Da ich denke, dass die Stute ein Problem mit der Lastaufnahme auf dem Hinterbein hat (und sich deshalb so stark nach außen verkantet) lasse ich sie nur große gebogenen Linien reiten (große Zirkel und Schlangenlinie d. d. Bahn 3 Bögen). Die erste Reitstunde verlief auch eigentlich ganz positiv. 2 Wochen später war die 2. Reitstunde, die ungefähr so wie die erste verlief. Ich habe der Reiterin erklärt, dass sie derzeit gerade auf der Linken Hand den inneren Zügel dazu benutzen muss (seitwäresführen), die Stute dazu zu bringen, wenigens nicht mehr nach außen - noch besser - leicht nach innen zu schauen. Auch wenn das so in der korrekten Ausbildung eines Pferdes nicht sein sollte, aber wir haben es hier halt nunmal mit einem Korrekturpferd zu tun. Naja, sie stimmte mir eigentlich zu und es wurde auch schon besser - die Stute etwas ruhiger. Ich habe mich dann auch einmal auf das Pferd gesetzt, als die Rennerei mal wieder besonders schlimm war. Die ersten 5 min waren ziemlich heftig. Die Stute schlug mit dem Kopf, weil ich den äußeren Zügel drangelassen habe und mich mit dem inneren Bein durchgesetzt habe (ich reite sie übrigens ohne Sporn und ohne Gerte). Nach ca. 10 min waren wir uns einig, sie lief tatsächlich in Innenstellung mit leichter Biegung und viel ruhige als vorher. Alle waren zufrieden. Ein paar Wochen später bin ich sie einmal eine ganze Stunde geritten, weil die Besitzerin nicht konnte. Ich war mit der Stunde sehr zufrieden, weil ich am Schluss tatsächlich ein ruhiges PFerd hatte, dass sogar beim Zügel-aus der Hand-kauenlassen abschnaubte und taktmässig trabte (allerdings nur auf der ganzen Bahn, Zirkel wurde sie noch zu schnell). Die Besitzerin ist dann am nächsten Tag geritten und war echt begeistert, wie viel das doch ausgemacht hätte, dass ich die Stute den Tag vorher geritten war. Sie wäre viel besser gewesen und sie wäre endlich mal ein bißchen zum Treiben gekommen. Naja, das war in er ersten Juliwoche. Seitdem hatten wir noch 1 Reitstunde, in der die Stute aber wieder so lief, wie vor "meiner" Reiterei. Jetzt hat mir die Besitzerin gesagt, sie müsse mal ein bißchen Pause mit der Stute machen, sie glaubt, die Stute sei überfordert und ein/zwei Wochen (Unterrichts-)pause würden ihr und ihrem Pferd gut tun. Jetzt geht sie viel ins Gelände (wobei die Stute da auch sehr, sehr heftig ist und oft nicht gut zu kontrollieren) oder auf dem Platz, um sie mal galoppieren zu lassen (auf dem Platz geht sie sowieso ruhiger als in der Halle). Ich habe sie jetzt schon mehrmals "dressurmäßig" reiten sehen und muss feststellen, dass die Stute wieder nur am rennen ist und die Aussenstellung genauso schlimm ist wie am Anfang.
So, das ist also die Sachlage. Mein Problem ist: Was soll ich tun? Ich kann der Besitzerin nicht helfen, das Pferd sinnvoll zu korrigieren und zu verbessern, wenn sie nur ca. alle 2 Wochen mal eine Reitstunde nimmt. Ich muss dazu sagen, dass die Besitzerin ihr Pferd sehr liebt und sie am liebsten hätte, dass sich die Probleme mit "bitte liebes Pferd nimm doch den Kopf nach innen und biege dich ein bißchen und höre doch auf zu rennen" lösen würde. Ich bin allerdings fest davon überzeugt, dass es so nicht gehen wird. Versteht mich nicht falsch, ich rede nicht von brutalem Reiten in irgendeiner Form, aber jeder, der schon einmal ein solches Pferd korrigiert hat, weiß, wovon ich rede. Das geht nunmal nicht ganz ohne Kraft am inneren Bein etc. Und wie gesagt - die ersten Erfolge waren ja auch schon nach nur einmal reiten bzw. viermal Unterricht da.
Was würdet Ihr an meiner Stelle tun? Wie kann man die Besitzerin davon überzeugen, dass jetzt erst einmal kontinuierliche Arbeit notwendig ist, um das Pferd zu korrigieren? Eigentlich müsste ich das Pferd über 2 Monate mindestens 2-mal pro Woche mitreiten, damit sich eine dauerhafte Verbesserung einstellt. Aber wenn ich das so sage, sieht das so aus, als ob ich nur Geld verdienen wollte (ich bekomme 10,00 Euro für eine Stunde - Extratipps außerhalb der Reihe werden nicht berechnet).
Oh Mann, ich mache mir echt mal wieder viel zu viele Gedanken, aber mir tun sowohl die Reiterin als auch das Pferd echt leid. Wie verhaltet ihr Euch in solchen Situationen oder geht es nur mir so?
Sorry, dass der Beitrag so unendlich lang geworden ist, aber ich möchte Euch ein möglichst genaues Bild von den beteiligten Menschen und Tieren geben.
Vielen Dank für Euren Rat.
Snoeffi
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