So, hier kommt dann also der versprochene bericht über den Kurs bei M. Putz.
Ich hatte ja vor den schon viel eher zu schreiben, aber diese Woche war recht viel los in der Arbeit und ich bin einfach nicht dazu gekommen. Und ich fürchte der bericht wird evtl. länger. Mal sehen wie sehr ich mich hier auslasse. ;-)
Berichte jetzt erst mal nur das wesentliche, wenn dann noch jemand detail Fragen hat, immer her damit.
Angereist sind wir schon donnerstags, da es von uns aus 215 km zu fahren waren. An diesem Abend durften wir noch in der halle reiten, das war natürlich super, dann konnten die Pferde sich die Halle schon mal ansehen und wurden so auch noch mal bewegt.
Bei der Gelegenheit gleich mal ein großes Lob an das Gut Weihersmühle! Sehr schöne Anlage, sehr liebe Leute!! Wir wurden herzlich aufgenommen und es wurde sich super um uns gekümmert.
Die Zimmer sind topp, die Boxen für unsere Pferde auch. Wir durften die Paddocks und Koppeln mitbenutzen und konnten unsere Mädls so auch jeden Tag wenigstens für 3 Stunden raus stellen.
Der Besitzer gibt auch Dressur und Spring Kurse, reitet beides bis klasse S. Wer also aus dem Raum Nürnberg kommt und mal Lust auf einen individuellen Kurs hat – kann ich empfehlen.
So, dann mal zu dem eigentlich Thema, die Stunden bei M. Putz.
Ich war freitags gleich die erste Reiterin um 9 Uhr früh. Da ich wusste dass er zuerst Sattel und Zaumzeug überprüft habe ich sie geführt bis er kam.
Wir haben uns begrüßt und während er sich alles ansah hat er mich aufgefordert zu erzählen wie alt mein Pferd ist, was sie kann und bisher gemacht hat und was ich bisher geritten habe.
An meinem Zaumzeug und Sattel hatte er (oh Wunder) nichts auszusetzen. *freu*
Ich durfte aufsitzen und er fragte nach konkreten Problemen. Dann musste ich auf seine Kommandos hin Schritt, Trab und kurz Galopp reiten und danach hat er mich wieder zu sich gerufen und mir einen ersten „Befund“ geliefert.
Danach ging die eigentliche Reitstunde los.
Er legt sehr großen Wert darauf dass es dem Pferd gut geht. Das gleich mal voraus geschickt.
Erst einmal besieht er sich den Sitz ganz genau und korrigiert den gegebenenfalls. Was er an jedem einzelnen von den 10 Teilnehmern kritisiert hat war die Handhaltung.
Er sagt jedes Pferd, egal wie jung oder alt soll zunächst einmal mit hoher Hand geritten werden. Jedes Pferd muss lernen an die hoch getragene Hand und ans Gebiss heran zu treten so das „Zug“ drauf kommt. Spruch: Hoher Zügel zäumt, tiefer Zügel bäumt.
(Den werdet ihr mehrmals zu hören bekommen)
Was dann eigentlich auch jeder machen musste war folgendes:
In allen drei Gangarten ständige Haltungswechsel reiten. Hände hoch, Ellbogen abwinkeln, Pferd kurz machen – in der Sekunde in der das Pferd nachgibt sofort Hände mit dem Pferdemaul ein bisschen nach vorne und weich werden. In jeder Gangart immer die Bewegung des Pferdekopfes mit den Händen mitgehen, niemals die Hände starr an einer Stelle stehen lassen.
Dieses verkürzen und wieder raus lassen in jeder Gangart üben und am Ende mit etwas Übung sollte es so zügig wie möglich passieren, das ein Beobachter gar nicht richtig mitbekommt das der Reiter das macht.
Wenn sich das Pferd herausheben möchte, einfach die Hände höher und treiben. Nicht die Hände tief nehmen und versuchen den Kopf wieder runter zu „ziehen“.
Auf keinen Fall das Pferd „runter fummeln“, wie Herr Putz es nennt. Die Hände bleiben ruhig am anstehenden Zügel und gehen in der Bewegung des Pferdekopfes mit. Das muss genügen um das Pferd an das Gebiss zu reiten.
Er achtet sehr darauf dass man viel mit Schenkel reitet und mit den Händen ganz weich bleibt. (Zitat: „ganz weiche Pfötchen“ und „in die Hand hinein reiten“)
Wenn er auffordert das Pferd zu stellen dann ist das immer absolut minimal. Maximal 2cm, nicht mehr!!
Auch musste ich sie immer wieder an der langen Seite in Konterstellung bringen. Vermehrt innen treiben, außen nur ganz minimal stellen.
Meine Kleine hat ihre hohle Seite links und ich musste dann immer auf der linken Hand die linke Hand etwas höher nehmen als die Rechte und ganz weich sein mit links. Rechts sollte dran. Beim Handwechsel immer drauf achten das Pferd bis zum Wechselpunkt in die Richtung gestellt zu lassen in der man gerade geritten ist. Beim Umstellen mit dem neuen inneren Schenkel das Pferd nach außen treiben. Recht musste ich dann mit Beiden Zügeln gleich dran bleiben und die Hände gleich hoch halten.
Was er eigentlich auch alle reiten lies ist auf die Viertellinie abwenden und dann minimal stellen und Viereck vergrößern (bzw. auch mal noch weiter verkleinern) reiten. Immer drauf achten das man deutlich mehr vorwärts als seitwärts reitet und ganz weich in der Hand bleibt.
Überhaupt lässt er überwiegend im Leichttraben reiten und sagt auch dass man all diese Lektionen ebenso gut im Leichttraben reiten kann und dafür nicht immer aussitzen muss.
Ziel all dieser Übungen ist es das Pferd dazu zu bekommen sich korrekt und an die Hand heran zu dehnen.
Das Pferd muss so weit kommen das es einen länger werdenden Zügel immer sofort und dankend annimmt und in eine korrekte Dehnungshaltung übergeht.
Für mich sehr interessant war auch das er meinte man soll ein Pferd eigentlich selten bis nie am völlig hingegeben Zügel gehen lassen. Für Pferde währe es angeblich das schlimmste wenn keinerlei Verbindung mehr besteht. Langer Zügel ja, aber immer leichte Verbindung zum Maul halten.
Ebenfalls lässt er sehr viel „leicht“ sitzen. Er meint die meisten Reiter sitzen heutzutage zu weit zurück gelehnt im Sattel und sie müssten wieder mehr in eine leichte vorwärts Haltung kommen.
Ebenfalls beim Halten aus dem Trab. Ich sollt eine ganze Parade zum Halten machen und sie blieb hinten offen stehen. Daraufhin hat er mich aufgefordert das ganze noch mal zu reiten, bei der Parade aber den Oberkörper gerade zu lassen, bzw. leicht nach vorne anstatt nach hinten zu neigen. Siehe da, sie stand wie eine eins.
Er begründet es folgendermaßen: wenn ich mich leicht mache erlaube ich den Hinterfüßen unter den Rücken des Pferdes zu treten beim Halten. Mache ich mich zu schwer und komme zu weit hinter verhindere ich genau das.
Was soll ich sagen, es hat mehrmals funktioniert.
Ich hatte ja meinen Freund dabei und der hat die Stunde am Samstag gefilmt und von der am Sonntag die ersten 25 Minuten bis leider das Tape in der Kamera aus war. (Sie war geliehen von der Arbeit.)
Hab es gestern endlich geschafft das Video zu brennen und hab dann noch den Anfang gekuckt. Muss es mir am WE mal ganz ansehen.
Am letzten Tag (Sonntag) ließ er mich dann auch Tempiwechsel reiten. Trabverstärkungen, Galoppverstärkungen. Immer wie er sagt „durch die hand hindurch“. Ganz weich bleiben und mit viel Bein in die Verstärkungen treiben ohne das Pferd dabei weglaufen zu lassen. Und dann ganz weich wieder aufnehmen.
Was wir auch versucht haben war ganz leicht Schulterherein im Galopp. Ich war ganz baff das es so toll funktioniert hat. :-) Ich muss dazu sagen dass ich auch bisher im Galopp noch keinerlei Seitengänge versucht habe.
Dann haben wir noch am Schritt gearbeitet, dass er wirklich schreitend ist und daraus haben wir dann Kurzkehrt entwickelt.
Er lies mich auf die Viertellinie gehen und als ich an ihm vorbei geritten bin musste ich zum Hufschlag raus eine ganz kleine halbe Volte reiten und dann am Hufschlag weiter. Er hat sehr darauf geachtet das sie saubere Tritte geachtet hat und das wenden nicht zu eilig wurde. Das haben wir ein paar Mal gemacht und dann ging er zur Seite und ich sollte es wie Kurzkehrt reiten – und siehe da: es hat geklappt. Auf Anhieb. Das haben wir zwar zu Hause schon das ein oder andere Mal geübt, aber so 100% ist es uns noch nicht gelungen. Jetzt weiß ich auch wieso. ;-)
Die letzte Sache die wir sonntags noch gemacht haben war auf dem Zirkel galoppieren und diesen um Hr. Putz herum verkleinern. Dabei wo wenig Hand wie möglich und auf keinen Fall die äußere Hand über den Widerrist nach innen ziehen. Ihr glaubt ja gar nicht wie leicht das passiert. Das ging auch jedem im Kurs so. Zum wieder vergrößern musste ich dann versuchen die Hinterhand zuerst raus zu drücken und erst dann langsam die Vorhand nachzuholen.
So jetzt fällt mir gerade nicht mehr ein. Phu, ist auch ganz schön lange geworden. Falls noch Fragen sind, her damit!
Abschließend noch: mit hat es sehr gut gefallen und ich konnte für mich und meine Kleine eine Menge mitnehmen.
Ich habe nicht erlebt dass er unfair oder gehässig zu irgendjemandem war. Seine Kritik war immer fair und berechtigt und er hat immer erklärt wieso etwas falsch ist und wie man es richtig macht.
Eine Teilnehmerin ist sonntags nicht mehr geritten, leider habe ich ausgerechnet sie an beiden anderen Tagen nicht gesehen und kann daher nicht sagen wo das Problem lag.
Worüber sich aber jeder der bei ihm einen Kurs belegt klar sein sollte ist das er absolute 100% verlangt. Und wenn er etwas zum wiederholten male sagt und ihr macht es nicht weil ihr denkt das ist falsch, dann würd ich es besser bleiben lassen und nicht bei ihm reiten.
Auch müsst ihr es gegebenenfalls abkönnen das er euch Dreieckszügel einschnallt. Wenn ihr euer Pferd mit der hohen und weichen Hand (ohne fummeln) nicht an den Zügel bekommt dann bekommt ihr Dreieckszügel rein.
Er sagt jede Minute die euch euer Pferd nicht trägt sondern erträgt ist nicht nur vergeudete Zeit sondern schädlich.
Er erwartet das ihr ALLES was er sagt umsetzt. Er lehrt die wirklich 100% korrekte Reitweise, was ja gut ist, allerdings ist er nicht bereit auch nur 1% davon abzuweichen nur weil das Pferd vielleicht mal ein Problempferd war, ect..
Ich habe mit ein paar wirklich guten Reitern gesprochen und die Meisten sagen dass er sehr wertvoll ist für die Reiterwelt, eben weil er so sehr an der 100% korrekten Reitweise festhält.
Allerdings sagen sie auch dass man es eben nicht immer so eng sehen kann wie er. Man muss einen gewissen Spielraum um die 100% setzen und es je nach Pferd und Situation auch mal anders machen.
Allerdings könnt ihr von ihm 100% die Wahrheit über eure Reiterei und euer Pferd erfahren. Ungeschminkt und ehrlich – aber nicht verletzend!!
Ich würde definitiv wieder einen Kurs bei ihm belegen. Nicht sofort, aber wenn sich nächsten Herbst die Möglichkeit ergibt würde wieder kommen.
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