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Braucht man zum Reiten Talent...
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Autor:  ravell1999 [ 25. Juni 2008, 11:57 ]
Betreff des Beitrags:  Braucht man zum Reiten Talent...

...oder kann es wirklich jeder lernen?

Aktueller Fall:
Habe eine Reitschülerin, sie ist 29 und reitet seit nun fast 4 Jahren.
Ich habe sie vor 4 Monaten "übernommen" und erst einmal an die Longe geschnallt, weil sie m.E. überhaupt kein Körpergefühl hat und unabhängiges Sitzen quasi unmöglich ist.
Sie gibt sich wirklich viel Mühe, versucht prompt das umzusetzen, was man ihr sagt, hat ein wirklich tolles Pferd als RB, das bis M ausgebildet ist und auch mit einem vollkommen talentfreien Reiter durch die Gegend läuft.
Sie kriegt die Kurve einfach nicht.
Ich bin mit meinem Latein total am Ende, wir fangen jede Woche wieder aufs Neue an, sie kann nicht gerade aus reiten, von Wendungen kaum zu sprechen, sie kann keine Verbindung zum Pferdemaul halten (entweder hängt ein Zügel durch, beide oder sie hängt derartig dran...), Aussitzen haben wir erstmal komplett gestrichen, nur leichttraben und große Linien.
Ich weiß nicht mehr, was ich mit ihr anstellen soll, habe sie schon mal auf ein anderes Pferd gesetzt, da konnte sie nicht einmal im Schritt aussen rum reiten.

Ich weiß nicht, woran es liegt!

Sie ist frustriert, ich bin es auch.
Habt ihr so etwas schon einmal gehabt? Was soll ich tun? Ihr zum Tennis spielen raten?

Autor:  Diva [ 25. Juni 2008, 12:06 ]
Betreff des Beitrags: 

Wie sportlich ist sie denn sonst?

Ich bin der Meinung, dass jeder einigermaßen reiten lernen kann - bei dem einen geht es schneller, andere brauchen länger.

Bei Deiner Reitschülerin hört es sich so an, als hätte sie überhaupt kein Körpergefühl. Vielleicht würde Ausgleichssport was bringen (z.B. Yoga oder Pilates) - wenn sie einen Hang zu sowas hat und daran glaubt, könnte sie auch bei einem Kinesiologen Blockaden auflösen lassen.

Autor:  Ago [ 25. Juni 2008, 12:11 ]
Betreff des Beitrags: 

Sicherlich kann man bis zu einem gewissen Grad mangelndes Talent (Wer hat schon wirklich richtiges Talent?) durch Fleiß, viiiiiiiel Reitunterricht, das passende Pferd (und für Punkt 2 und 3: Viiiiiiiiel Geld!) etc. ausgleichen.

Du schreibst, daß sie seit 4 Jahren reitet. Wie war denn die Qualität des Unterrichts vorher? Unterricht ist nicht gleich Unterrich und wenn sie das Pech hatte, in einem Schulstall mit Niedrig-Niveau gelandet zu sein, dann fängt sie im Grunde erst jetzt mit dem Reiten an.

Autor:  ravell1999 [ 25. Juni 2008, 12:20 ]
Betreff des Beitrags: 

Sie ist vor einem knappen halben Jahr zu uns in den Stall gekommen, ist aus Süddeutschland zugezogen.

Sie sitzt auf dem Pferd wie aus dem Lehrbuch abgemalt, aufrecht, natürliche Körperspannung, auf beiden A...backen, langes Bein, ist figurlich eigentlich echt fürs Reiten gemacht.
Aber ich weiß nicht, wo ihr Problem ist, sie bekommt ihr Gliedmaßen nicht unter Kntrolle, wenn ich die Hände sortiere, sitzt sie auf einmal auf dem Oberschenkel, wenn sie wieder richtig im Sattel sitzt, dann zieht sie die Schultern hoch.
Lässt man sie mit Pferd anhalten, sitzt sie echt gut. Sobald das Pferd losläuft, ists vorbei.
Ich habe sie gefragt, ob sie Angst hat.
Nein, hat sie nicht.
Ob sie mal gestürzt ist.
Nein, nie.
Ob sie irgendwelche sonstigern körperlichen Gebrechen oder Fehlstellungen hat.
Nein, hat sie nicht.
Sie hat wohl als Kind Leistungsturnen und Balett gemacht (ziemlich erfolgreich) und macht nun nix mehr.
Yoga oder Pilates ist eine gute Idee, das werde ich ihr mal vorschlagen.

Autor:  Ago [ 25. Juni 2008, 12:21 ]
Betreff des Beitrags: 

Ist das Pferd denn sitzbequem?

Autor:  ravell1999 [ 25. Juni 2008, 12:25 ]
Betreff des Beitrags: 

Keine Ahnung, ich habe den noch nicht geritten, aber er scheint jetzt nicht "unsitzbar" zu sein.
Das ist glaube ich nicht das Problem.

Autor:  galante [ 25. Juni 2008, 12:25 ]
Betreff des Beitrags: 

Schließe mich Ago da voll an.
Talent ist sicherlich nicht das Non Plus Ultra beim Reiten, aber es erleichtert die Sache so ungemein!
Hatte auch mal eine Schülerin, die als Teen mal geritten ist und dann mit mitte 40 wieder angefangen hat. Sie ist auch völlig talentfrei, musste sich jeden tag alles neu erarbeiten. Total heftig.
Ich finde es ist echt schwer sich teilweise in solch Schüler rein zu versetzen. Ich mache wenn ich reite vieles aus dem Bauch heraus, weil es "normal" ist dies und jenes jetzt zu machen. Und wenn man da dann so einen völlig talentfreien Schüler bei sich hat.... Echt schwierig. Vor allem wenn man jede Std. das selbe erzählt-

Autor:  Bajana [ 25. Juni 2008, 12:25 ]
Betreff des Beitrags: 

ravell1999 hat geschrieben:
Lässt man sie mit Pferd anhalten, sitzt sie echt gut. Sobald das Pferd losläuft, ists vorbei.


Klingt nach sitzen wie ausm Lehrbuch um jeden Preis, aber noch nie was von in der BEwegung mit gehen gehört. Versuch sie mal von diesem steifen sitzen weg zu bekommen, also irgendwelche Lustigen Übungen machen lassen, evtl. mal ohne Sattel reiten lassen etc. Vielleicht kannst Du ihr auch das Voltigieren nahe legen? Wäre ja nicht so weit weg von turnen und BAlett...

Ich hatte auch mal ne RB auf meienr, da hat meine RL gesagt "Die sitzt aufm Pferd wie zur zierde" so stell ich mir das bei Deiner auch vor, nur dass sies eben nicht mit der BEwegung koordiniert bekommt. Meine RB damals konnte auch in allen Gangarten so sitzen bleiben, aber hatte eigentlich null kontrolle übers Pferd, weil die Zügel immer zu lang waren und das Bein nix getan hat.

Autor:  ravell1999 [ 25. Juni 2008, 12:27 ]
Betreff des Beitrags: 

@Galante:

Hat sie das Reiten dann an den Nagel gehängt?

Wenn sie nur ein bisschen im Schritt durchs Gelände reiten wollte, ok.
Aber nein, die ist richtig ehrgeizig, bucht bei mir Einzelstunden und WILL es lernen.
Vielleicht ist sie ja auch zu verbissen?

Autor:  Diva [ 25. Juni 2008, 12:28 ]
Betreff des Beitrags: 

Ausreiten!

Das Problem bei Erwachsenen ist doch häufig, dass sie nicht mehr intuitiv fühlen sondern die ganze Zeit denken.
Sonst lass sie mal die Augen schliessen und dann sagen im Schritt wann das innere Hinterbein vorgeht und wann das äußere Hinterbein vorgeht und lass sie fühlen wie das Pferd sich das Treiben selbst abholt und sie nichts machen muss.

Ich hatte mal eine Reitschülerin - auch erwachsene Anfängerin - die habe ich das erste mal reiten sehen und dachte mir "Oh, das ist ja gar nicht so schlimm..." Dann sage ich zu ihr, dass sie auf den Zirkel kommen soll und plötzlich fängt sie an wie blöd rumzuwerken :ashock:
Ich stand völlig fassungslos da und wollte wissen was sie macht. Da hat sie mir eine wüste Hilfengebung aufgezählt, was sie gerade mit jedem einzelnen Gelenk in ihrem Körper zu tun versucht...
Nachdem ich mir das Lachen mühsam verkniffen habe, habe ich sie nochmal Zirkel reiten lassen und ihr gesagt, dass sie nichts weiter tun soll als in die Richtung zu schauen in die sie auch reiten will - und sie ritt den ersten runden Zirkel ihres Lebens.

Bei ihr war das Problem, dass alle anderen Reitlehrer ihr immer wahnsinnig viele Hilfen erklärt haben und erklärt haben was das Pferd und sie wann tun müssen, aber niemand hat ihr gesagt, dass sie einfach nur in das Pferd hineinhören kann und immer so wenig wie möglich machen soll.

Autor:  galante [ 25. Juni 2008, 12:38 ]
Betreff des Beitrags: 

@ravell
nein sie hat das Reiten nicht an den Nagel gehangen, aber ich beinahe mein RL :wink:
Scherz, die Dame hat sich dann nach 3 jahren RB an einen Friesen einen 3 jährigen Friesen gekauft und sich wirklich durch gebissen. Hut ab. Sie ist noch immer keine Grand Prix Reiterin aber sie macht es ordentlich mit sich und ihren Youngster, auch wenn sie alles und dreiffach erklärt haben muss.

Autor:  ravell1999 [ 25. Juni 2008, 12:39 ]
Betreff des Beitrags: 

@Diva:

Das ist auch eine gute Idee, allerdings ist ihre RB im Gelände echt ne Knalltüte, mal sehen, ob ich irgendwo ein totenbraves Pferd zum Ausreiten ausgeliehen bekomme.

Vielleicht stellt sich bei ihr ja auch so viel Frust ein, dass sie es bald ganz nachlässt.
Verübel könnte ich es ihr jedenfalls nicht ;o)

Autor:  bluesky [ 25. Juni 2008, 14:23 ]
Betreff des Beitrags: 

Ich schwöre bei solchen Fällen auf "keine Zügel", "keine Bügel", "Augen verbinden".. Nur so lernt sie wirklich sich in die Bewegung reinzufühlen.

Habe auch lange Ballett gemacht (10 Jahre), dass ist der schlimmste Sport den man machen kann wenn man vernünftig reiten will. Ballett (zumindest auf volle Lesitung getrimmt) hat nur mit Disziplin und vollständiger Spannung und Kontrolle und Definition zu tun, da lernt man das genaue Gegenteil als sich in andere Bewegungen reinzufühlen.

Autor:  anjachristina [ 25. Juni 2008, 15:01 ]
Betreff des Beitrags: 

Zitat:
...oder kann es wirklich jeder lernen?

Nein! Beispiel: Mein Vater... :?

Zitat:
Sie hat wohl als Kind Leistungsturnen und Balett gemacht (ziemlich erfolgreich) und macht nun nix mehr

Nun ja, das hat mein Vater nicht gemacht. :alol: Er ist auch schon 73.

Zitat:
Habe auch lange Ballett gemacht (10 Jahre), dass ist der schlimmste Sport den man machen kann wenn man vernünftig reiten will. Ballett (zumindest auf volle Lesitung getrimmt) hat nur mit Disziplin und vollständiger Spannung und Kontrolle und Definition zu tun, da lernt man das genaue Gegenteil als sich in andere Bewegungen reinzufühlen.

Was soll denn das heissen? Ich mache seit 26 Jahren Ballett und dann heisst das ja, dass ich nicht reiten kann??? :-? (ich lass das jetzt mal so stehen, zum Glück weiss hier keiner, wie ich auf dem Pferd aussehe :wink: :mrgreen: )
Grüsse

Autor:  Singvogel [ 25. Juni 2008, 15:07 ]
Betreff des Beitrags: 

Unterschreibe bei Bluesky mit meinen Erfahrungen aus ebenfalls zehn Jahren Ballett. Turnen ist übrigens dasselbe in Grün, eher noch schlimmer.
@ Anjachristina: Du meinst tanzen, das können manche Leute auch, das ist dann Ballett, das bezaubert. Das andere ist lediglich Kraft und Technik.

Hört sich so an, als ob außerdem noch eine Blockade im Kopf da wäre. (Auch das kenne ich leider, ich hatte immer wieder so Phasen, wo ich beinahe komplett von vorne anfangen musste.) Behandlungen mit Psychokinesiologie können da schon helfen, man muss dafür auch nicht unbedingt daran glauben :-D

Sitzschulung an der Longe, auch mal ohne Sattel, Augen schließen und dadurch fühlen lernen, auch die Beine des Pferdes in der jeweiligen Fußfolge ansagen lassen, kann helfen, dass sie mit ihrem Kopf nicht ständig ihren Körper kontrolliert, weil sie ihn in dem Moment für etwas anderes braucht. Leg Stangen hin (Dualaktivierung, z.B. wenn du es kennst) und bring sie dazu, dass sie gar nicht mehr zum Denken kommt indem du erst mal nur ansagts, was sie machen soll, gar nicht so viel korrigierst, sondern ein Kommando das andere ablöst. Gassen und lange Seiten mit geschlossenen Augen reiten lassen ist sicher auch gut für sie.

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