Also, Takt und Losgelassenheit bedingen einander, ich weiß nicht, was da nun genau in den Richtlinien steht, aber ich Ausbildungsskalabuch steht es. Außerdem geht es hier ja auch nicht darum, sich mit Literatur zu bewerfen, sondern vielleicht mal logisch zu überlegen. Wer von Euch macht Sport? Also ich meine richtig Sport, nicht irgendein Hausfrauenweichspülzeug? Jeder, der sich schonmal ernsthaft körperlich betätigt hat und über so etwas wie Körpergefühl verfügt, weiß, dass Losgelassenheit und damit verbundene positive Spannung über das gleichmäßige (taktmäßige) An- und Abspannen der Muskulatur entsteht. Losgelassenheit ist im übrigen nicht damit zu verwechseln, wenn ein Pferd tiefenentspannt durch die Gegend schlappt.
Zitat:
Die Ausbildungsskala ist eine "Checkliste", die ein Pferd das ausgebildet wird, nach und nach "abhaken" kann.
Nein, genau das ist sie eben nicht.
Zitat:
Balance vor Bewegung in der französischen Lehre
in der Bewegung die Balance finden in der deutschen Lehre
das ist z.B. ein ganz wichtiger Baustein in der Legerete, ein völlig unterschiedlicher Ansatz, und ein sehr hilfreiches Werkzeug z.B. im Umgang mit exterieurbedingten rumpflastigen Pferden, denen kann man damit vieles viel leichter machen.
Was ganz konkret ist das? Dass sich das Pferd im Stehen ausbalancieren soll? Und was soll ein rumpflastiges Pferd sein?
Zitat:
Ab einer gewissen Ausbildungsstufe ist das dann auch geschmackssache, was ein Pferd ausstrahlen soll.
Es geht überhaupt nicht um Ausstrahlung, sondern um Gymnastizierung und Gesunderhaltung des Pferdes. Und Geschmackssache ist das schon gleich gar nicht.
Zitat:
Ich mag nur die Intoleranz nicht, mit der man davon ausgeht, mit der deutschen Reitweise das Ei des Kolumbus zu haben.
Bedauerlicherweise habe ich noch kein einziges "alternativ" gerittenes Pferd gesehen, dass sich geschmeidig und gekräftigt unter dem Reiter präsentiert. In der Praxis ist es nämlich leider häufig so, dass die alternativen Reitweisen von sehr schlechten Reitern bevorzugt werden, mir ist nicht ganz klar, warum. Besseres Marketing?
Zitat:
Ich hab ja - als Späteinsteiger mit Anfang 20 - klassisch FN gelernt, und ich würde jetzt rückblickend sagen, der Einstieg kann auch einfacher und menschengerechter gestaltet werden, auch mein Pferd hätte sich etwas weniger sich quälen müssen. Wobei man sagen muss, dass inzwischen das Angebot an Erwachsenenausbildung (ist halt mein Thema, sorry) etwas besser geworden, ABER eben fast nicht im FN-Bereich, sondern eher bei den "Alternativen".
Da gebe ich Dir vollumfänglich Recht! Ich habe als Kind reiten gelernt, wenn ich das heute wollen würde, ich wüsste nicht, wo. Und es ist nunmal so, dass man als Erwachsener deutlich mehr Schwierigkeitn hat, reiten zu lernen, man muß ja nicht nur den eigenen Körper im Griff haben, was den meisten schon schwer genug fällt, sondern auch den von einem zweiten Lebewesen. Trotzdem glaube ich, dass man zumindest die Grundlagen auch als Erwachsener lernen kann, die wenigsten wollen wohl Grand Prix reiten. Man muß sich aber eben trotzdem anstrengen und das ist heutzutage auch ein Problem. Keiner will sich mehr quälen. Meine Mutter hat mit 35 reiten gelernt, auf Schulpferden, da wo ich auch gelernt habe. Sie hat es innerhalb eines Jahres geschafft, ein Pferd ohne Hilfszügel korrekt an den Zügel reiten zu können und sie konnte bedenkenlos ins Gelände gehen, weil sie einen gefestigten Sitz und -klar- auch ein braves Pferd hatte. Aber sie musste sehr wohl die Zähne zusammenbeissen und sich echt anstrengen, um da hinzukommen. Und irgendwie muß heute alles ganz leicht gehen. Reiten ist aber nicht leicht.