Das ganze System ist ein Riesen-Dilemma und beißt sich von selber in den Schwanz. Und es fängt nicht erst bei der Frage an, ob Jungpferde 2,5-, 3- oder 4-jährig angeritten werden sollten.
Grundsätzlich haben wir doch das Problem, dass zuviele und zuviele gute Pferde produziert werden und sich realistische, Kosten deckende Preise nur in den wenigsten Fällen durchsetzen lassen, nämlich bei den Konsumenten, die reelle Ware zu einem reellen Preis wertschätzen und sich diese Wertschätzung auch leisten können. Ich gebe ehrlich zu, dass ich mir auch keinen grad angerittenen 3-jährigen aus Super-Aufzucht für 8000 Teuros leisten kann
Also steckt der Züchter in der Klemme, die Fluktuation in seinem Stall zu erhöhen. Sprich den 2,5-jährigen anreiten zu lassen und ihn dann wahlweise billig oder etwas teurer nach einer Saison Reitpferdeprfg. vom Hof zu schicken. Und das muss er mit der Masse machen, damit es sich rentiert, also muss da auch die Nachwuchsstute möglichst früh besamt werden, damit sich das Produktionsergebnis erhöht.
Das System fördert das, Junghengste, die mit 2,5 aufgeblasen wie Michelin-Männchen daher kommen und mit allen Tricks zum Lampenaustreten gebracht werden, damit sie schnell und gut gekört werden und auf die HLP vorbereitet sind, um über die Decktaxen die Kosten wieder reinzukriegen. SLP, wo die vielleicht Springveranlagte 3-jährige solange über die Freisprunganlage gescheucht wird, bis die Auflage endlich im letzten Loch liegt und die 9 fürs Springen gezückt wird. Dann gehts weiter mit den Reitpferdeprüfungen, und für die 4-jährigen Spezialisten die Dressur- oder Springpferdeprüfungen.
Alles, um den Preis zu treiben, irgendwie die Kosten wieder reinzuholen und wenigstens mal einen dabei zu haben, der nicht für 3 oder 4 Mille vom Hof geht sondern vielleicht mal 10 oder 15 bringt. Welch Glück, wenn dann sogar mal einer für die Auktion dabei ist, der subventioniert mit den 40 oder 60 Mille, die er bringt, wieder eine ganze Garnitur weniger Veranlagter. Ist doch kein Wunder, dass dabei auf den schonenden Aufbau keine Rücksicht genommen werden kann.
Ich will keinesfalls alle Züchter über einen Kamm scheren, und ich verstehe wirklich die Klemme, in der sich viele befinden. Ketzerisch gesagt ist es für unsere Züchter sogar eine günstige Entwicklung, wenn sich eingetragene FN-Pferde bereits 9-jährig aus dem Sport oder gar aus dem Leben verabschieden.
Das alles entschuldigt aber keinesfalls, was man so oft sieht, nämlich dass sich Privatleute ohne Ambitionen für den ganz großen Sport ein Jungpferd in Nullkommanix "ausbilden". Noch schlimmer natürlich die, die der Ansicht sind, ich hab keine Ahnung, dann hole ich mir ein rohes Pferd, das hat ja auch keine Ahnung. Und damit meine ich hier niemanden persönlich!
Da schließe ich mich hier den Stimmen an, die fürs Kleine ABC mit 3 und fürs richtige Anreiten ab 4 plädieren. Und jenen, die sagen, dass ihr Pferd nun leider die Dressurpferde M verpasst hat weil er eben nicht so schnell war, und dass das auch kein Beinbruch ist. Das System werden wir mit unserer Meinung aber wohl leider nicht ändern, da hilft auch nicht "Besser reiten", so gut wie es gemeint ist