Hallo,
also falls es jemand interessiert: Die Geschichte hat heute Ihren Abschluss gefunden:
Seit meinem letzten Bericht hatte die Besitzerin mehr oder weniger regelmäßig einmal in der Woche Unterricht. Je nach Unterrichtsteilnahme wurde es mal besser, mal auch wieder schlechter. Hinzu kam eine Muskelverhärtung bei der Stute, so dass wir vermehrt geradeaus reiten sollten und keine Wendungen, bis die Muskulatur wieder lockerer ist. Ich hatte schon ein paar Tage vorher gesagt, dass sie mehr geradeaus reiten sollte, weil das Abknicken der Hüfte in der Wendung schlechter wurde (siehe früherer Bericht). Naja, dann kam Weihnachten und ich bin die Stute zweimal innerhalb einer Woche geritten und hatte mein AHA-Erlebnis. Zum ersten Mal hatte ich eine wirklich losgelassene zufriedene Stute unterm Hintern, die ich treiben konnte, ohne dass sie rannte oder gar den Takt verlor etc. Ich war wirklich total happy, weil es für mich wie ein Durchbruch war und die Bestätigung, dass sich das relativ lange Durchhalten mit all den hier beschriebenen Schwierigkeiten gelohnt hat. Ein paar Leute habe mich auch auf die Stute angesprochen, wie schön und ruhig sie inzwischen gehen würde. Dann kam meine Fischvergiftung und ich konnte die Stute nicht reiten, habe aber am 1. Weihnachtsfeiertag versucht, Unterricht zu geben. Stute ging klasse (bis zu meinem Kreislaufabgang). Dann fiel ich ein paar Tage krankheitsbedingt aus und bin die Stute dann am Jahresanfang (02.01. und 04.01.) wieder geritten und sie ging wieder sehr gut. Am 09.01. hatte die Besitzerin dann noch einmal Unterricht und auch da ging die Stute wieder ganz ordentlich. Ich hatte inzwischen die Dewise ausgegeben, dass jedesmal, wenn die Stute zu schnell wurde (unter dem Hintern wegrennen wollte), einfach durchpariert wurde. Das zahlte sich aus und die Stute wurde wirklich besser, so dass wir sogar angefangen haben, kleinere Tempounterschiede im Trab zu reiten. Dabei wurde sie zunehmend im Rücken lockerer und schnaubte auch öfters zufrieden ab. Um dem ungeheuren Bewegungsdrang der Stute gerecht zu werden, habe ich die Stute oft 20 min oder mehr im leichten Sitz schön ruhig und tief eingestellt galoppieren lassen. Das sollte die Besitzerin natürlich auch tun. Hat ihr und ihrem Rücken meiner Meinung nach auch super gut getan. Da die Besitzerin konditionell nicht so die Beste ist und öfters eine Pause braucht, habe ich gesagt, sie könne von mir aus so lange Schritt reiten, wie sie wolle, aber nur, wenn die Stute dabei tief eingestellt sei und ehrlich im fallenden Hals laufen würde. Außerdem habe ich die Besitzerin einmal mein älteres Pferd (der, der bis S ausgebildet ist) reiten lassen, damit sie mal wieder das Gefühl für ein lockeres Pferd bekommt.
Tja, letzten Mittwoch hat die Besitzerin die Stundee abgesagt, hat aber noch am Dienstag strahlend erzählt, wie toll die Stute doch gehen würde (angeblich genau wie in der letzten Reitstunde). An dem Mittwoch, an dem sie eigentlich Stunde gehabt hätte, sind wir zufällig zusammen auf dem Außenplatz geritten (also ich auf meinem Pferd und die Besitzerin auf der Stute, aber ohne Unterricht). Die Stute war nicht zu händeln, ging teilweise fast durch (O-Ton: Achtung, ich kann sie nicht halten) und schlug mit dem Kopf wie in den Anfangszeiten. Naja, wohl ein rabenschwarzer Tag - dachte ich. Die kommenden Tage merkte ich schon, dass die Besitzerin irgendwie komisch war. Gestern hat sie mir dann wieder die Reitstunde für nächsten Mittwoch abgesagt (angeblich wegen Termin). Ich habe dann von verschiedenen Stallkolleginnen erzählt bekommen, wie schlecht die Stute in den letzten Tagen gegangen ist. Naja und teilweise habe ich es auch gesehen. Heute kam dann die Besitzerin zu mir und wollte mit mir reden: Sie habe beschlossen, die Stute jetzt wieder anders zu reiten. Sie wolle mehr vorwärts reiten, da sie nicht riskieren wolle, dass der Rückenwirbel wieder "rausspringen" würde. Diese Versammlung wäre zu anstrengend, sie wolle die Gesundheit ihres Pferdes nicht riskieren. Ich war wie vom Donner gerührt und habe nur gefragt, von welcher Versammlung sie spricht und wie sie ein Pferd, das ihr doch wieder unterm Hintern wegrennt, geregelt vorwärts reiten wolle? Und dann wollte ich noch wissen, wie ein Rückenwirbel rausspringen kann, wenn das Pferd im geregelten Tempo auf gerade Linie geritten wird.
Ich kann jetzt nicht das ganze Gespräch wiedergeben, aber sie war auf einmal ganz anderer Ansicht als in den letzten Wochen. Auf einmal waren die früheren Probleme der Stute gar nicht mehr so schlimm. Die Tatsache, dass sie dieses Pferd im Gelände nicht durchparieren kann, aus Angst vorm Durchgehen, auf manchen Wegen nicht trabt und schon gar nicht galoppiert, war auf einmal nicht so schlimm. Die Stute sei eben heftig. Und das Durchgehen am Mittwoch auf dem Platz war eben ein schlechter Tag. Ich würde das alles zu streng sehen, sie sähe das lockerer. Ich habe noch darauf hingewiesen, dass sich das Pferd doch jetzt endlich mal unter dem Reiter (naja: also unter mir) entspannen würde und locker traben könne. Sie meinte nur, dass sie das so nicht könne und die Gesundheit ihrer Stute ginge vor. Ich habe dann noch gesagt, dass sie seit 5 Jahren versuche, diese Stute zu reiten und dass das Pferd schon einige gesundheitliche Probleme (Rücken) habe. Laut eigener Angaben konne ihr noch nie ein Reitlehrer helfen. Da könne man doch nicht drumherum reden, dass in der Vergangenheit etwas falsch gelaufen wäre. Naja, ich würde das alles zu negativ sehen, sie wäre früher mit ihrer Stute oft sehr zufrieden gewesen. Dieses langsame Tempo sei nichts für die Stute und sie hätte jetzt tagelang gebraucht, bis sie sie durch das Vorwärtsreiten wieder locker bekommen hätte. Jetzt würde die Stute auch wieder im fallenden Hals Schritt gehen. Außerdem hätte sich die Stute auch nicht mehr gerne satteln lassen, wenn sie so "langsam" geritten wäre.
Ich habe das Gespräch dann beendet und habe halt noch einmal gesagt, dass ich der festen Überzeugung bin, dass der von mir eingeschlagene Weg der richtige sei und dass die Verbesserungen, die die Stute bei regelmäßigem Unterricht und Beritt gezeigt habe, mir da auch recht geben würde. Wenn sie jetzt einen anderen Weg einschlagen wolle, müsse sie das tun, aber dann ohne mich. Ich könne nichts unterrichten, von dem ich nicht überzeugt sei und deshalb müssten sich unsere Wege hier wohl wieder trennen. Die Besitzerin hat mit den Tränen gekämpft und die Sache war beendet.
Ich bin echt vor den Kopf geschlagen und verstehe die Welt nicht. Eine Freundin hat mir dann noch erzählt, dass sie eine Stunde vorher zusammen mit der Besitzerin in der Halle war und die Stute kaum zu bremsen war und der Besitzerin nur unterm Hintern weggerannt ist. Vor dem Galopp musste die Besitzerin, obwohl nur zwei Pferde in der Halle waren, um Rücksicht bitten, dass meine Freundin ihr den Weg frei macht, damit sie galoppieren konnte.
Tja, irgendwie hatten es ja einige von Euch vorhergesehen, aber ich halt nicht. Am meisten stört mich, dass ich mir solche Sachen immer so zu Herzen nehme und ich es einfach nicht verstehen kann.
Sorry, dass es jetzt so ewig lang geworden ist, aber dafür ist die Sache ja jetzt auch endgültig abgeschlossen.
Eine echt verwirrte
Snoeffi
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