baura hat geschrieben:
Pegasus hat geschrieben:
auch die Longenmethode will gekonnnt sein und wer glaubt, diese beruhe darauf, per Kraft die Pferde auf den Hänger zu ziehen, sollte sie sie nicht anwenden, er hat sie nämlich nicht verstanden.
dann erkläre es doch mal, das würde mich ernsthaft interessieren, was denn konkret gekonntes Anwenden der Longe am Hänger für Dich bedeutet.
Ein paar Vorbemerkungen: Pferde lernen durch Konditionierung, genauer gesagt fördert Belohnung das erwünschte Verhalten. Will ich, daß das Pferd auf den Hänger geht, muß es dabei in Summe positive Erfahrungen machen, sonst wird das Problem beim nächsten mal größer. Das größte Unwohlsein macht Pferden Streß und Gebrüll, deshabl ist die Grundregel: In Ruhe und positiver Grundhaltung. Bei der Verladung von "Problempferden" schicke ich daher den Besitzer regelmäßig ins Stübchen, ich sag ihm dann Bescheid, wenn das Pferd auf dem Hänger steht...
Zur Vorbereitung gehört den Hänger an einen geigneten Ort zu stellen, das Pferd mit Gamaschen und Trense (oder Kapzaum oder dergleichen) auszurüsten, die Helfer Handschuhe tragen (ich habe bei Spezialkandidaten Schuhe mit Stahlkappen an) und zwei vernünftige Longen haben. Geknotete Uraltlongen gehören in den Müll und nicht in die Pferdeausbildung oder führt jemand das erste Longieren mit Reiter mit solchem Material durch? Die Helfer an den Longen müssen zur Gewichtsklasse des Pferdes passen, Konfektionsgröße 34 und 650 Kilo ist eine ungeignete Kombination.
Der Helfer am Kopf des Pferdes hat die Aufgabe, das Pferd vor den Hänger zu führen und dann den Hals soweit zu kontrollieren, daß das Pferd nicht seitlich am Hänger vorbeiläuft. Die Helfer an den Longen bilden vor dem Hänger eine Gasse und wenn das Pferd vor dem Hänger steht, kreuzen sie hinter dem Pferd. Dabei liegen die Longen zwischen Sprunggelenk und Schweifrübe. Sitzen sie zu tief, zieht man dem Pferd die Beine weg bzw es kann darüber steigen. Sitzen sie zu hoch, können die Longen abrutschen und das Pferd zuviel Kraft einsetzen.
Der Helfer am Kopf versucht nun das Pferd zu einem Schritt nach vorne zu motivieren, dabei Blickrichtung in den Hänger, Futtereimer in der Hand, *nicht* am Kopf ziehen. Die Helfer an dem Longen halten diese gespannt ohne aktiv zu ziehen. Jeder Schritt nach vorne, ja jede Tendenz nach vorne wird ausgiebig gelobt. Meilensteine wie Fuß auf der Klappe oder Kopf im Hänger sind ein Leckerli und eine Pause wert. Die Helfer an den Longen ziehen diese beim Vorwärtsgehen nach und verhalten sich ansonsten passiv.
Versucht das Pferd rückwärts zu gehen, halten die Longenführer dagegen und der Helfer am Kopf vermittelt dem Pferd im ruhigen aber energischem Ton, daß dieses Verhalten unerwünscht ist ("nein", oder "vorwärts"). In diesem Moment ist ruhige Kraft an den Longen gefragt, nicht gegenarbeiten, rucken oder dergleichen, schreien oder hauen schon gar nicht.
Bei jungen, unverdorbenen Pferden ist es damit meist schon getan, das Pferd geht Schritt für Schritt auf den Hänger und wird dort gefüttert und gelobt. Nach ein paarmal kann man abrüsten, es reicht eine Longe, es reicht wenn überhaupt jemand mit Longe in der Hand dort steht, Pferd läuft so mit auf dem Hänger zum Futtereimer. Mein jüngster hat es wie alle meine Pferde so gelernt und läuft nach einem knappen Jahr ohne alles an mir vorbei auf den Hänger, so daß ich in aller Ruhe die Stangen zu machen kann.
Bei den schwierigeren Kandidaten können folgenden Dinge passieren:
Die Hinterhand bricht zu einer Seite aus. Hier muß der gegenüberliegen Longenführer per Zug dafür sorgen, daß der Hintern wieder rum kommt, der gleichseitige Führer muß nachgeben, ohne daß die Longe abrutscht.
Das Pferd drängt mit Macht zurück. Hier müssen alle drei Helfer zusammem spielen. Die Longenführer halten dagegen, der Helfer am Kopf verhindert das Drehen und Steigen. Im allergrößten Notfall lieber kontrolliert einen Schritt zurück als Chaos. Wenn in einem solchem Moment die Longe reißt hat das Pferd eine Alternative gefunden. Das ist der GAU und die Aktion für den A....
Pferd macht gar nichts mehr und steht wie angewurzelt. Das ist die anspruchvollste Situation, denn nun heißt es den Druck auf das Pferd zu erhöhen ohne daß es in offenen Kampf umschlägt. Nun muß man das Pferd einschätzen ob man etwas abwartet, ob man den Druck an den Longen erhöht und die Hinterhand unter den Körper zieht um so das Pferd zu einem Schritt nach vorne zu zwingen, ob man ein Bein mit einer Gerte touchiert (touchieren, nicht schlagen, einfach nur etwas lästig sein wie eine Fliege). Wie oben auch, jedes nach vorne führt zu einem Lob und sofortigem Einstellen der Zwangsmaßnahmen. Vorwärts=angenehm!
Besondere Fälle schildere ich hier nicht, denn diese solle nur bearbeiten, wer nicht den Hinweis aus einem Forum benötigt. Schon das obige ist schwierig genug umzusetzen, denn die Helfer müssen eingespielt sein um nicht das Pferd schief zu ziehen oder die Situation zu eskalieren. Der goße Vorteil ist, daß dieses Verfahren ohne großen Streß funktioniert und bei den Pferden keine negativen Erfahrungen auslöst, so daß ein positiver Anfang gemacht ist. Andere Wege führen sicher auch nach Rom, verladen habe ich bislang so aber noch jeden...
Gruß,
Pegasus