Ich habe gestern eine potenzielle RB ausprobiert, 9 jähriger Trakkiwallach, Dressur bis M vorgestellt (nicht unter der aktuellen Besi). Der hat krankheitsbedingt in den letzten Monaten wohl länger pausiert, ist demnach nicht wirklich im Training. Im Umgang absolut toll und brav, Hut ab. Das war aber, als sie ihn gekauft hat, nach ihrer Aussage nicht so. Er ließ sich ungern bis gar nicht am Kopf anfassen, reagiert wohl auf Gerte sehr negativ.
Sie hat ihn zuerst geritten, da sie schwanger ist, kann sie aber nicht mehr so, wie sie möchte (daher auch die RB Suche). Auffällig war da schon, dass er überhaupt nicht über den Rücken geht, hinten nicht wirklich untertritt und sich vorne wahlweise komplett nach oben raushebt oder aber einrollt. Nach ca 20 Minuten bin ich dann rauf und war mit meinem Latein wirklich schnell am Ende. Er kennt zwar ganz eindeutig auch feiner abgestimmte Schenkelhilfen, man bekommt ihn aber null ans Kreuz oder vors Bein. Lässt man ihn vorne lang macht er die Giraffe, nimmt man ihn auf, rollt er sich sofort zusammen, Impuls nach vorne kommt nicht mehr durch. Ich hab da draufgesessen wie der schlechteste Anfänger der Welt. Hab ihn dann am langen Zügel Schritt gehen lassen. Er lässt nicht los, kommt nicht ins schreiten. Im leichttraben habe ich ihn dann über viele, viele Wendungen und Biegungen vorne mal ein bisschen in Anlehnung bekommen, sobald man die Hand gewechselt hat, hat er sich sofort wieder rausgehoben und es dauerte wieder drei, vier Runden. Alles in allem war ich mit meinem FN-Werkzeug da ziemlich chancenlos.
Danach ist dann die Besi nochmal rauf. Sie hat dann (ich muss jetzt laienhafte Worte wählen, weil ich es mit meinen Begriffen nicht beschreiben kann) im Schritt immer wieder die Hand sehr sehr hoch genommen und ihn immer wieder aufgefordert, den Kopf einem Zügel folgend, herumzunehmen. Und auf einmal kam der Kerl tatsächlich mal vorne runter, dehnte sich abwärts und ans Gebiss

Im Trab sah das von der Handhaltung/Zügelführung dann sehr westernmäßig aus (hat sie wohl auch Bezug zu, war mal in Kanada auf einer Ranch), mit sehr breiter Zügelführung, Hand immer wieder weit raus/nach unten, und auch da kippte er dann vorne mal ab. Klar, das war alles noch kein FN-mäßiges v/a von hinten nach vorne, aber hat kurzfristig immer mal wieder losgelassen.
Ich war wirklich beeindruckt. Habe sie dann gefragt, aber von PK oder Legerete hatte sie wohl nichts gehört. Sie sagte dann nur, dass die typische FN-Methode, wie sie es gelernt hat, nicht wirklich funktioniert (rausheben/einrollen) und sie daher angefangen hat, andere Sachen auszuprobieren.
Und die Reaktion des Pferdes gab ihr da eindeutig recht.
Ich war natürlich nicht dabei, aber wenn man böse sein wollte, könnte man das auch so interpretieren:
Das Pferd war früher FN-mäßig bis M ausgebildet. Und natürlich ein "schwieriges Pferd", was die jetzigen Besitzerin aber mit viel Geduld wieder hinbekommem hat. Nur mit der FN-Reiterei kam sie bei dem Pferd nicht weiter - könnte auch heißen: Sie konnte es einfach nicht reiten. Ich gehe jetzt mal davon aus, dass Travi zumindest über ein Grundlagenkönnen der FN-Reiterei verfügt und trotzdem gelingt es ihr nicht, dass das Pferd einigermaßen Anlehnung bekommt und sich loslässt. Das alleine macht mich schon skeptisch.
Da man FN-Reiterlich nicht weiterkam, wurde "umgestellt" auf eine eigene Reitweise. Damit tritt er zwar nicht ordentlich von hinten nach vorne über den Rücken, sondern geht eher westernmäßig (das interpretiere ich jetzt mal als relativ "schwunglos" ) und auch nicht ordentlich v/a. Aber dafür kippt er vorne ab und zu ab und lässt kurzfristig auch mal los. Da stellt sich mir halt sofort die Frage: Welche reiterlichen Ziele werden mit diesem Pferd jetzt verfolgt?
Und ich frage mich: Was genau fandest Du an der Reiterei "beeindruckend".
Und ich persönlich finde Lulus Ansatz gar nicht schlecht, jedenfalls dann nicht, wenn man FN-Ziele verfolgt. Aber das weiß ich ja hier gar nicht.