Moins
Phillis hat geschrieben:
Nur ein Weg führt nach Rom, nur manchmal braucht man eher die feinen Tanzschuhe für den Weg, manchmal die soliden Wanderschuhe und macht sich langsam auf und manchmal geht´s in die Sprintschuhe und los?
Ich hätte es nicht besser ausdrücken können :)
Nochmal am Beispiel der beiden Rechtshänder (meinetwegen auch andersrum):
Der eine ist mit einem vorteilhaften Exterieur gesegnet, macht gerne mit und verfügt auch über ein bißchen nützlichen Vorwärtsdrang.
Der andere, lieb wie er ist, sieht ein bißchen aus wie ein Kleiderständer, hat eine steilere Schulter und einen unvorteilhaften Hals (meinetwegen einen Unterhals, oder so). Er ist eher lethargisch und zu allem Überfluß auch noch ein bißchen überbaut. Gut, schlechter wollen wir ihn nicht machen.
Nehmen wir uns jetzt mal den Takt, die Losgelassenheit und den Schwung vor.. und werfen dabei schon mal ein Auge auf die beginnende Geraderichtung.
Der erste Kandidat wird uns vermutlich zu Anfang wenig Schwierigkeiten bereiten.. er tritt fleißig vorwärts und auch schon sehr taktklar an die passiv stehende Hand. Er sucht die Anlehnung, die wir gewähren können. Wenn auch der Hals nach der hohlen Seite noch schief und festgehalten ist, bekommen wir ihn doch gleichmäßig an beide Hände und können, wenn wir das Vorwärts nicht hemmen, schon anfangen, die Vorhand auf die Hinterhand auszurichten. Die Tatsache, das das Pferd ohne übermäßige Einwirkung fleißig vorwärts geht und Anlehnung nimmt, bringt uns auch dem Schwung etwas näher.
Der zweite Kandidat wird uns erstmal was husten. Gut, der Takt geht vielleicht noch, sobald wir aber die Hand hinstellen, wird er sich rausheben oder mindestenfalls die Arbeit mit den Hinterbeinen auf Kurzarbeit zurückfahren.
Wir stellen jetzt trotzdem die Hand gleichmäßig hin, versuchen ihn mit möglichst wenig Einsatz, dafür aber effizient treibend, an die hand heranzureiten.
Auch wenns am Anfang ein wenig komisch aussieht, über kurz oder lang wird er die Hand suchen, weil er sich ein bißchen anlehnen möchte - und das darf er auch! - , er wird fleißiger treten, weil wir nicht bremsen.
Bald wird der Zeitpunkt kommen, an dem er sich suchend an die hand dehnt, dabei aber etwas langsamer wird, weils in der HH schwieriger wird (Strecker!). Hier helfen wir ihm ein bißchen, indem wir wohldosiert vorwärtsreiten - immer noch mit elastisch durchhaltender Hand.
So kommt eins zum andern, es braucht eben bei dem Einen mehr Zeit als bei dem Andern.. aber die Technik ist bei beiden die gleiche.
Bis der zweite Kandidat zum Schwung kommt, haben wir schon 3 Paar verschiedene Schuhe durchgelaufen - Takt sichern, Losgelassenheit sichern, Anlehnung sichern - , während der erste nur ein oder zwei Paar verbraucht, weil ihm das mit dem Takt, der Losgelassenheit und der Anlehnung leichter fällt.
Es ist schon so.. manchmal braucht man als Reiter die innere Größe, es Scheiße aussehen zu lassen.. weil man ja weiß, daß es besser wird.. über kurz oder lang.
Schönen Sonntag
Sigi